Klimawandel: Erster Winter ohne Skibetrieb am Königsee in Bayern - ein Modell mit Zukunft?

Am Königsee in Bayern hat man im letzten Jahr die Notbremse gezogen: Gestiegene Kosten und ein immer höherer Aufwand zum Erhalt des Skibetriebs haben sich nicht mehr gerechnet. Stattdessen setzt man jetzt auf einen sanften Wintertourismus. Ein Konzept mit Zukunft in Zeiten des Klimawandels oder der Weg in die Pleite?

Skifahren
Statt Skispektakel wird am Jenner im Berchtegadener Land nun auf sanften Wintertourismus gesetzt (Foto: Markus Köss, Jenner 13.01.25)

In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wird es auch für die Skigebiete in den Alpen immer schwieriger und aufwendiger, einen geregelten Betrieb über den gesamten Winter aufrechtzuerhalten. Als erstes Skigebiet in den bayerischen Alpen hat sich der "Jenner" in Schönau am Königsee (Berchtesgadener Land) vom Alpinskibetrieb verabschiedet.

Kräftige Investitionen haben nichts gebracht

Dabei wurde erst im Jahr 2019 noch kräftig investiert, damals noch mit dem Ziel, mehr Skitouristen anzulocken. Die alte Jennerseilbahn wurde 2017 abgerissen und durch eine moderne Seilbahn ersetzt. Dazu kamen zwei moderne Sechser-Sessellifte und neue Schneekanonen.

Gebracht hat es wenig, denn trotz der Investitionen kamen viel zu wenige Skifahrer in die wunderschöne Alpenwelt oberhalb des Königsees. Am Jenner wird zwar schon seit über 70 Jahren Ski gefahren, doch ein großes Skigebiet war es nie. Im Gegensatz zu den großen Skigebieten in den Alpen, war der Winter hier immer schon ein Zuschussgeschäft.

Daran haben letztendlich auch die neuen Investitionen nichts geändert und so wurde im letzten Winter die Notbremse gezogen. Die Berchtesgadener Bergbahn GmbH verabschiedet sich vom alpinem Skibetrieb und setzt stattdessen jetzt auf alternative Konzepte.

Ab diesem Winter werden am Jenner keine Pisten mehr präpariert und auch die Zeiten der Schneekanonen sind weitgehend vorbei. Lediglich eine kleine Piste wird noch ausschließlich für den Nachwuchs des Deutschen Skiverbands (DSV) beschneit und präpariert.

Ansonsten waren der Aufwand und die gestiegenen Energiekosten einfach zu hoch. Die Talstation liegt nur auf 660 Höhenmeter, die Bergstation immerhin auf 1800 Meter. Trotzdem zu wenig, um in Zeiten wie diesen, einen rentablen Skibetrieb durchführen zu können. Immer häufiger bestand die Talabfahrt nur noch aus einem weißen Band in grüner Landschaft.

Förderungen durch das Land Bayern

Die Politik hatte die Investionen noch mit 10 Millionen Euro unterstützt, um mehr Skifahrer anzulocken und um angeblich konkurrenzfähig zu sein. Der ehrgeizige Plan ist gescheitert und einer der zwei neuen Sechsersessellifte ist schon wieder abgebaut worden. Allein dieser Lift wurde mit 1 Million Euro vom Land Bayern gefördert.

Im Gegensatz zu anderen Skigebieten, die ganz aufgeben mussten, geht hier der Betrieb aber weiter. Das große Geschäft am Jenner wird traditionell im Sommer gemacht und im Winter setzt man jetzt auf den "sanften Tourismus". Wenn auch nicht ganz freiwillig und über Umwege ist jetzt erkannt worden, dass am Königsee der Skitourismus in Zeiten des Klimawandels keine Zukunft mehr hat.

Sanfter Tourismus im Winter - ein Zukunftsmodell?

Die Bergstation ist mit ihrer grandiosen Aussicht auf die Berchtesgadener Alpen bis ins Salzburger Land auch für Fußgänger attraktiv. Mit der "Jenneralm" gibt es auch eine gut besuchte Gastronomie inklusive einer riesigen Sonnenterrasse. Einige Winterwanderwege laden ein, die verschneite Bergwelt entspannt zu genießen.

Alpen
Vom Jenner (1874m) hat man eine grandiose Aussicht auf die Berchtegadener Alpen mit dem Watzmann (2713m) und dem berühmten Königsee im Tal (Foto Markus Köss, 15.01.25)

Daneben setzt man auf das Thema Rodeln mit einer Naturrodelbahn zu einem der neuen Sechsersessellifte, der sowohl den Schlitten als auch die Rodler bequem wieder zur Bergstation führt. Skitourengeher und Schneeschuhläufer ergänzen die sanften Wintersportmöglichkeiten und könnten ein Modell für die Zukunft auch für andere Skigebiete sein.

Ob das Konzept aufgeht, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Am Jenner war die Entscheidung mehr oder weniger alternativlos. Es bleibt zu hoffen, dass auch ohne Skigebiet hier Profit gemacht werden kann. Sollte dies funktionieren, könnte der Jenner für viele andere Skigebiete als Vorbild in Zeiten des immer weiter fortschreitenden Klimawandels dienen. In großen und höher gelegenen Skigebieten bringt im Moment aber der große Skizirkus immer noch das große Geld und den meisten Profit.