Klimawandel: Eine wärmere Welt bedeutet auch eine nassere Welt! Der Begriff "Jahrhunderthochwasser" ist irreführend!

Vor drei Jahren das Ahrtal, vor einigen Wochen das Saarland und jetzt Bayern und Baden-Württemberg: Enorme Regenmengen in relativ kurzer Zeit sorgen für ein sogenanntes "Jahrhunderthochwasser"! Doch ist der Begriff in Zeiten der Klimakrise noch angebracht? Denn eine wärmere Welt bedeutet auch eine nassere Welt.

Hochwasser
Eine wärmere Welt ist auch eine nassere Welt und Hochwasserlagen werden häufiger und stärker

Nach den extremen Regenmengen vom vergangenen Wochenende gab es in weiten Teilen von Bayern und Baden-Württemberg eine katastrophale Hochwasserlage, bei der auch mindestens ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen ist. Zahlreiche Landkreise haben den Katastrophenalarm ausgelöst und über 3000 Menschen sind von Evakuierungen betroffen.

Extreme Regenmengen auf großer Fläche

Die 72-stündigen Regenmengen bis Sonntagabend (2. Juni) verdeutlichen die enormen Wassermassen, die nicht nur punktuell, sondern verbreitet im Süden Deutschlands vom Himmel fielen:

Geislingen (baden-Württemberg)182 Liter pro Quadratmeter
Sigmarszell (Bayern)161 Liter pro Quadratmeter
Altomünster (Bayern)154 Liter pro Quadratmeter

Damit fiel innerhalb von drei Tagen verbreitet die anderthalbfache bis doppelte Niederschlagsmenge, die für diese Region normalerweise für den gesamten Monat Juni üblich wäre.

Am 31. Mai fielen in Sigmarszell innerhalb von nur 24 Stunden unglaubliche 135 Liter pro Quadratmeter, noch nie wurde dort seit Aufzeichnungsbeginn (1988) so viel Regen an einem Tag registriert. Diese Menge entspricht fast dem gesamten Soll des Monats Mai.

Auffällig dabei ist, dass genau wie bei den Temperaturrekorden, in immer kürzeren Zeitabständen, immer häufiger Rekordregenmengen gemessen werden. Auch hier werden dann immer öfter alte Rekorde nahezu pulverisiert und nicht nur um wenige Liter zum alten Rekordwert übertroffen.

In vielen Medien wird der Klimawandel häufig mit Dürresommern und Waldbränden in Verbindung gebracht. Doch weisen Fachleute und Klimaforscher schon lange darauf hin, dass auch Extremniederschläge sowohl weltweit, als auch bei uns in Deutschland, durch die Erderwärmung zunehmen.

Der bekannte Wetterexperte Jörg Kachelmann erinnert auch im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) immer wieder mal daran, dass "eine wärmere Welt auch eine nassere Welt ist". Der Hintergrund dazu ist einfache Physik: Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser kann sie in Form von Wasserdampf aufnehmen.

Pro Grad steigt die Wasserspeicherfähigkeit der Luft um sieben Prozent. Und mehr Wasser in der Atmosphäre bedeutet schlicht, dass mehr Regen (oder Schnee) fallen kann. Zudem werden auch die Ozeane immer wärmer, so dass immer mehr Wasser verdunsten kann.

Immer häufigere Jahrhunderthochwasser

Der Begriff "Jahrhunderthochwasser" ist deshalb in Zeiten der fortschreitenden Klimaerwärmung irreführend und passt nicht mehr in diese Zeit. Die Wetterextreme nehmen weltweit zu und das Problem ist komplex. Einerseits kann es zu Phasen langer Trockenheit kommen, gleichzeitig kommt es aber auch immer häufiger zu Stark- und Extremregenereignissen mit Überschwemmungen und Hochwasserlagen.

Hochwasserereignisse werden oft mit einer Wiederkehrperiode charakterisiert. Ein Hochwasser mit einer statistischen Wiederkehrzeit von 100 Jahren gilt deshalb als Jahrhunderthochwasser. Diese Werte basieren jedoch auf historischen Aufzeichnungen, die mit dem aktuellen Klima nicht mehr vergleichbar sind. Durch den menschengemachten Klimawandel bleibt das Klima aber nicht statisch, sondern ändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit, zumindest so lange, bis wir keine Klimaneutralität (netto "Nullemission") erreicht haben.

Neben dem Klimawandel mit mehr Extremregen ist natürlich auch eine veränderte Landnutzung, wie Verstädterung und Landwirtschaft, für den Abfluss von Flüssen entscheidend. Das die Hochwasserereignisse zunehmen ist aber unbestritten und somit sind Aussagen über die Wiederkehrperiode eines Hochwassers wenig aussagekräftig.