Verblüffende Aussage von Wetterexperte Markus Köss: "Selbst dieser Sommer landet in Deutschland wieder in den Top 10"

Der diesjährige Sommer war unbeständig und kam ohne längere Hitzewellen daher. Trotzdem wird er es in die Top 10 der wärmsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn 1881 schaffen. Und auch die Massenbilanz der Alpengletscher wird trotz des schneereichen Winters und Frühjahr erneut negativ ausfallen.

Gletscher
Trotz des schneereichen Winterhalbjahres wird die Massenbilanz der Gletscher negativ ausfallen (Foto Markus Köss, Ötztaler Alpen)

Die letzten Tage zeigten, was der Sommer mittlerweile auch in Deutschland bezüglich Hitze kann: Temperaturen bis zu 37 Grad und eine Schwüle wie im Tropischen Regenwald waren für viele nur schwer auszuhalten, denn auch die Nächte brachten nur wenig Abkühlung. Verbreitet gab es sogenannte Tropennächte, die Tiefsttemperaturen sanken nicht unter 20 Grad.

Das Gefühl für das Normal geht verloren

Insgesamt aber werden viele den Sommer als eher durchwachsen und kühl in Erinnerung haben. In der Tat, größere und insbesondere lang anhaltende Hitzewellen gab es keine und auch das Wetter war durch seine Unbeständigkeit geprägt. Ein stabiles Hochdruckgebiet gab es bisher auch nicht und auch die zweite Augusthälfte scheint da keine Ausnahme mehr zu machen.

Trotz des immer wieder atlantisch geprägten Tiefdruckwetters schafft es der Sommer 2024 immer noch in die Top 10 der wärmsten Sommer in Deutschland seit dem Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881. Auch wenn der meteorologische Sommer (Juni, Juli, August) noch nicht zu Ende ist, ist jetzt schon klar, dass er nach aktuellen Trends um 18,4°C im Deutschlandmittel landen wird.

Zum Vergleich: die bisher kältesten Sommer in Deutschland (1913, 1956) hatten ein Mittel von 14,7°C, heute unvorstellbar und für viele wäre es wahrscheinlich der "gefühlte Beginn einer Eiszeit"! Es zeigt, wie sehr sich viele Menschen im Zuge der fortschreitenden Klimaerwärmung schon an das höhere Temperaturniveau gewöhnt haben.

Wochenlange Temperaturen über 30 Grad sind eben alles andere als typisch für Mitteleuropa. Wer im Erdkundeunterricht aufgepasst hat, erinnert sich vielleicht noch an die gemäßigte Klimazone, zu der auch Deutschland gehört. Im Sommerurlaub ging es gerne ans Mittelmeer, weil dort Sonne und Wärme vorherrschten.

Das alles gilt zwar heute auch noch, doch auf einem insgesamt viel höheren Temperaturniveau. Das Mittelmeer ist in diesem Sommer so warm wie noch nie und für viele wird der Sommerurlaub in Südeuropa zunehmend unerträglich heiß.

Schneepolster der Gletscher verbraucht

Trotz des sehr schneereichen Winterhalbjahres mit einem eher kühlen Frühjahr, ist das diesjährige riesige Schneepolster von teilweise über 7 Metern auf dem Gletschereis mittlerweile größtenteils verbraucht. Damit rutscht die Massenbilanz trotz der hervorragenden Vorzeichen erneut ins Minus.

Gletscher sind ein Spiegelbild des Klimasystems. Die Massenbilanz eines Gletschers ist die Differenz zwischen Massengewinn (Akkumulation) und Massenverlust (Ablation). Je früher der Schnee auf dem Gletschereis verschwunden ist, desto mehr Zeit verbleibt bis zum Ende des Sommers, in der der Gletscher an Masse verliert.

Dass nach einem so schneereichen Winter das Polster trotzdem nicht für eine zumindest ausgeglichene Gletscherbilanz reicht, ist ein eindeutiges Zeichen des Klimawandels. "Die Sommer sind mittlerweile einfach zu heiß", schreibt dazu der Meteorologe Daniel Schrott vom Österreichischen Rundfunk (ORF) auf der Plattform X (früher Twitter).

Innerhalb von wenigen Wochen ist der meiste Schnee weggetaut und Sommerschneefälle, die dem Gletscher eine Atempause verschaffen würden, blieben weitgehend aus. Dabei ist der Sommer noch lang und so geht jeden Tag (bis Oktober?) ein Stück vom Gletscher verloren und die rasante Gletscherschmelze in den Alpen setzt sich weiter fort.