Klimawandel lässt Hochwassergefahr explodieren: Über 190.000 Menschen am Rhein und 98.800 an der Elbe bedroht
Der Klimawandel erhöht in Deutschland die Hochwasser- und Dürregefahr. Behörden wie das Bundesumweltministerium, HLNUG und das Helmholtz-Zentrum Potsdam setzen auf Wassermonitoring und Frühwarnsysteme für besseren Schutz.
Zunehmende Hochwassergefährdung durch Klimawandel und Starkregenereignisse
In den letzten Jahren hat die Hochwassergefährdung in Deutschland aufgrund des Klimawandels und intensiver Niederschläge, insbesondere durch Starkregenereignisse, zugenommen.
Laut den Hochwasserrisikomanagementplänen (HWRM-Plänen) sind in den deutschen Flussgebieten Rhein und Elbe besonders viele Einwohner von Hochwasser mit hoher Wahrscheinlichkeit betroffen.
Allein am Rhein leben ca. 190.800 gefährdete Personen, und in der Elbe-Region, insbesondere an Saale und Mulde, sind etwa 98.800 Einwohner betroffen.
Verzeichnet wird mit 33 km² auch die höchste betroffene Fläche an Wohn- und gemischten Nutzungsgebieten, insbesondere entlang des Neckars, wo etwa 6,3 km² überflutet werden könnten.
Insgesamt betreffen die betroffenen Flächen und Einwohner in Deutschland eine erhebliche Zahl, was die Dringlichkeit der Hochwasserschutzmaßnahmen verdeutlicht. Im Kurzgutachten zur Darstellung von Krisengewässern in Deutschland ist zu entnehemen:
Dürren und sinkende Pegelstände: Herausforderung für das Wassermanagement in Ostdeutschland
Neben Hochwasser sind Dürren eine wachsende Bedrohung, die insbesondere in Ostdeutschland, in Regionen wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die Pegelstände von Seen und Talsperren beeinflussen.
Präzise Starkregen-Gefahrenkarten: Das Beispiel Hessen
Das Hessische Ministerium für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zeigt anhand eines innovativen Starkregen-Gefahrenkarten-Systems, wie regionale Analysen die Vorsorge für extreme Niederschlagsereignisse verbessern können. Diese ortsbezogenen Karten ermöglichen eine präzise Einschätzung der potenziellen Schadensgebiete und könnten als Modell für ähnliche Regionen in Deutschland dienen.
Frühwarnsysteme und KI für besseren Schutz vor extremen Wetterereignissen
Allgemein bleiben Frühwarnsysteme und die Integration von KI-basierten Prognosemodellen essenziell, um Wetterereignisse wie die Katastrophen von 2021, die in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu massiven Zerstörungen führten, besser vorherzusagen. Die stark betroffenen Regionen wie das Ahrtal und der Rhein-Sieg-Kreis verdeutlichen, wie wichtig präventive Maßnahmen für den Schutz von Bevölkerung und Infrastruktur sind.
Datenlücke bei Starkregen: Das Niedrigwasserinformationssystem (NIWIS) als Hoffnungsträger
Obwohl sich die Datenlage zu Hochwasser verbessert hat, fehlt es für Starkregenereignisse, die oft lokal begrenzt sind, an ausreichend umfassenden Messdaten und kurzen Reaktionsmöglichkeiten. Hier könnte das geplante Niedrigwasserinformationssystem (NIWIS) der Bundesanstalt für Gewässerkunde, das ab 2025 bundesweite Pegeldaten bereitstellen soll, ein wichtiger Schritt sein.
Hochwasserrisikomanagementpläne: Kooperative Strategien zur Risikominimierung
Die Vernetzung von Datenstrukturen und den Monitoringsystemen soll die Vorbereitung und Anpassung der betroffenen Regionen unterstützen, um künftige Schadensereignisse zu mindern.
Die Hochwasserrisikomanagementpläne (HWRP) spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Hochwasserrisiken in Deutschland. Diese Pläne, die zuletzt 2021 überprüft wurden und im Jahr 2027 erneut evaluiert werden, fördern die Zusammenarbeit der Bundesländer innerhalb der einzelnen Flussgebietseinheiten und gewährleisten eine standardisierte Struktur für eine effizientere Auswertung. Sie decken Risikogebiete ab und dokumentieren bereits umgesetzte Maßnahmen, um den Schutz der Bevölkerung und der Umwelt zu verbessern.
Satelliten- und Pegelportale: Fortschritte und Lücken im Wasserhaushaltsmonitoring
Im Bereich Starkregen liegen jedoch vergleichsweise wenig Daten vor. Zwar haben einige Bundesländer, wie Hessen, Starkregenhinweiskarten entwickelt, doch deren Umfang und Genauigkeit bleiben hinter den detaillierten Hochwasserrisikodaten zurück.
Achtung: Fehlen von Daten zu konvektiven Starkregenereignissen
Die aktualisierte Starkregenkarte in Hessen von 2022 zeigt eine deutlichere Darstellung urbaner und ländlicher Siedlungsgebiete, insbesondere in den Regionen Kassel, Rhein-Main, Gießen und Darmstadt, als gefährdet durch Starkregenereignisse.
Dies stellt den HWRP vor die Herausforderung einer umfassenden Darstellung von Niedrigwasserrisiken, was insbesondere für die Binnenschifffahrt auf großen Flüssen wie dem Rhein problematisch ist. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat mit dem Aktionsplan „Niedrigwasser Rhein“ auf die Gefahren durch Niedrigwasser reagiert, was u. a. der Binnenschifffahrt zugutekommt. Das Projekt KLIWA in Süddeutschland erforscht außerdem Niedrigwasserbedingungen und liefert wichtige Beiträge zur Anpassung an den Klimawandel in der Region.
Vernetzung und Prävention: Notwendige Schritte für ein zukunftsfähiges Hochwassermanagement
Zur Überwachung wird zunehmend auf satellitengestützte Technologien gesetzt. Das Helmholtz-Zentrum Potsdam überwacht z. B. globale Wassermassenschwankungen mittels Satellitendaten, während Baden-Württemberg mit dem Projekt SAMOSEE-BW ein satellitengestütztes Seenmonitoring einführte.
Dennoch zeigt sich eine Datenlücke bei kleineren Gewässern und Seen. Um diese Lücke zu schließen, soll ab 2025 das Niedrigwasserinformationssystem (NIWIS) der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) eine bundesweite Datenquelle für Pegelstände bereitstellen, was eine effizientere Überwachung und Reaktion auf Niedrigwasserereignisse ermöglichen könnte.
Für eine detaillierte Analyse der Hochwasserrisiken und Dürreproblematik in deutschen Gewässern wird empfohlen, das Kurzgutachten zur Darstellung von Krisengewässern zu lesen. Das Gutachten wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) erstellt und bietet umfassende Einblicke in die Risikomanagementstrategien für Flüsse und Seen in Deutschland.