Experte Markus Köss schlägt Alarm - Bis 2035 sind alle deutschen Gletscher verschwunden.

In diesen Tagen und Wochen werden in den Alpen wieder die Gletscher vermessen. Auch wenn die Daten von Gletscherforschern noch nicht ausgewertet sind, steht auch in diesem Jahr schon fest, dass die Gletscherschmelze fast ungebremst weiter geht. Deutschland wird in gut 10 Jahren gletscherfrei sein!

Gletscherschmelze
Die Gletscher in den Alpen schmelzen auch in diesem Sommer rasant

Der vergangene Winter war ein schneereicher in den Hochlagen der Alpen. In mehreren Artikeln habe ich über das große Schneepolster im Frühsommer auf den Gletschern berichtet. Genützt hat es nur wenig, denn auch in diesem Sommer schmelzen die Alpengletscher fast ungebremst weiter.

Schmelzten muss es korrekterweise heißen, denn ein Wettersturz ließ die Temperaturen in den Gipfellagen endlich wieder in den Frostbereich sinken. Dazu fallen über das Wochenende große Neuschneemengen von teilweise über zwei Metern im Hochgebirge. Ein Segen für die Gletscher nach dem mal wieder viel zu warmen Sommer.

Zugspitze erstmals im August ohne Frost

Deutschland höchster Berg, die Zugspitze (2962m), verzeichnete im August 2024, erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnugen im Jahr 1900, keinen einzigen Frosttag. Die tiefste Temperatur betrug lediglich 1,8 Grad plus. Diese Entwicklung ist Teil eines Trends, der die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen verdeutlicht.

Die Gletscher sind dabei wie ein Fieberthermometer, das den Zustand unseres Klima misst, da sie nicht auf kurzfristige Wetterwechsel reagieren, sondern auf langfristige Klimaveränderungen. Selbst das kühle und schneereiche Frühjahr 2024 konnte nicht verhindern, dass die Gletscher wenigstens in einem Jahr mal eine ausgeglichene Massenbilanz vorweisen können.

Der Juli und besonders der August war dann so heiß, dass der Schnee rasch geschmolzen war und das Eis der Gletscher wieder im Rekordtempo schmelzen konnte. Der Gletscherforscher Bernhard Zagel von der Universität Salzburg schilderte dem Österreichischen Rundfunk (ORF) dazu: „Wenn wir also so eine Einstrahlung haben, mit acht bis neun Stunden Sonnenschein, verliert der Gletscher in seiner Höhe um die zehn Zentimeter am Tag.“

Zur Einordnung: Um diese zehn Zentimeter Eisverlust pro Tag wettzumachen, bräuchte es zehn Meter Neuschnee, der sich dann zu Eis umwandelt. Da ist es kein Wunder, dass auch der viele Schnee aus dem vergangenen Winterhalbjahr nicht ausreicht, um die Gletscherschmelze zu stoppen. Der Sommer 2024 war zum Beispiel auf der Zugspitze der zweitwärmste seit Aufzeichnungsbeginn.

Höllentalferner bis 2035 verschwunden

Das ehemalige "ewige Eis" an der Zugspitze ist in einem bedauerlichen Zustand, einen der fünf Gletscher hat Deutschlands höchster Berg schon verloren. Bereits im Jahr 2022 verlor der Südliche Schneeferner auf dem Zugspitzplatt seinen Gletscherstatus. Er wird inzwischen als „Toteis“ bezeichnet. Und auch der Nördliche Schneeferner wird in wenigen Jahren komplett abgeschmolzen sein.

Der Höllentalferner liegt relativ gut geschützt in einer Mulde und dürfte deswegen noch am längsten überleben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass auch dieser bis zum Jahr 2035 weitgehend verschwunden sein wird.