Klimaerwärmung macht Dürre in Westasian erst möglich!

Derzeit herrscht eine langanhaltende Dürre in Westasien, die sich auch über den fruchtbaren Halbmond zwischen Euphrat und Tigris erstreckt. Die Intensität der Dürre wäre ohne die menschengemachte Klimaerwärmung in diesem Maße nicht möglich gewesen und hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Landwirtschaft in der Region.

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Niederschlag und Verdunstung haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Landwirtschaft und können die Lebensmittelversorgung empfindlich treffen.


Seit Beginn des borealen Winters im Jahr 2020 erlebt eine große Region in Westasien eine langanhaltende Dürre. Betroffen sind Länder wie Iran, Irak und Syrien, die unter deutlich unterdurchschnittlichen Niederschlägen leiden. Die Regenfälle liegen teilweise 95% unterhalb des üblichen Regens, was erhebliche Auswirkungen auf die dortige Landwirtschaft hat. Der Iran, als größter Weizenlieferant in der Region, musste auf Nahrungsimport zurückgreifen, was zu deutlichen Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln führte.

Im Iran wurde die außergewöhnliche Dürre ab Juli 2021 registriert, wobei 29 von 31 Provinzen besonders stark betroffen sind. Haushalte haben große Schwierigkeiten ausreichend nutzbares Wasser zu erhalten. Syrien, das bereits enorme Herausforderungen nach den Konflikten des Bürgerkrieges zu bewältigen hat, sich sich nun mit einer Hungernotlage von ungefähr 12 Millionen Menschen konfrontiert.

Wenig Niederschlag

Nun haben Wissenschaftler aus dem Iran, den Niederlanden, Großbritannien und den USA untersucht, inwieweit die menschengemachte Klimaerwärmung zur aktuellen Dürren beigetragen hat. Vorweg: Sie hat es!

Dürren können auf verschiedene Arten charakterisiert werden. Eine meteorologische Dürre berücksichtigt lediglich den Niederschlag, während eine landwirtschaftliche Dürre nicht nur den Niederschlag, sondern auch die Evapotranspiration mit einbezieht. Gerade die Evapotranspiration kann durch (lokale) Erwärmung eine Dürre deutlich verschärfen. Daher haben sich die Forscher in der Studie auf die landwirtschaftliche Dürre konzentriert.

Die semi-aride Region, die von der Dürre betroffen ist, ist hauptsächlich auf den fallenden Niederschlag während der erweiterten Wintermonate Oktober bis April angewiesen, wobei vor allem der Zeitraum von Januar bis April ausschlaggebend für die Vegetationsperiode ist. Die jährlichen Schwankungen im Niederschlag können durchaus groß ausfallen. Nach einigen Jahren mit relativ viel Niederschlag und relativ guten Ernten waren die letzten drei Jahre im Euphrat und Tigris Becken in Syrien und im Irak von besonders geringem Niederschlag geprägt.

Vergleichbare meteorologische Dürren (wenig Niederschlag) traten bereits früher von Zeit zu Zeit auf. So zum Beispiel Anfang der 2000er in der gesamten Region, aber auch in den 1960er und 1970er Jahren im Iran und Irak. Bisher gab es nur ein vergleichbares Ereignis einer landwirtschaftlichen Dürre mit besonders hoher Evapotranspiration und vergleichsweise wenig Niederschlag und zwar Anfang der 2000er.

Erhöhte Verdunstung ermöglicht erst die derzeitige Dürre

Wie nötig die Betrachtung der Evapotranspiration bei der Klassifikation einer Dürre ist, wird durch die Auswertung der Wissenschaftler deutlich. Die kumulierte Niederschlagssumme über 36 Monate zeigt in der Region eine leichte, jedoch nicht signifikante Abnahme aufgrund der globalen Erwärmung! Die Wiederkehrzeit des Ereignisses bezüglich der Niederschlagsmenge geben die Wissenschaftler im heutigen Klima mit 1 bis 25 Jahre an, wobei die Unsicherheit relativ hoch ist. Daraus folgern sie, dass Änderungen in der Wiederkehrzeit nicht signifikant sind und eine konkrete Aussage eher unmöglich ist bzw. die Änderungen im Niederschlag nicht ausschlaggebend ist.

Frühere Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass Dürren nicht nur durch ein Niederschlagsdefizit charakterisiert werden sollten. Ein ansteigen der Temperatur erhöht im Schnitt die Verdunstungsraten und beeinflusst somit auch die Landwirtschaft. Dort zeigt sich, dass die Dürre nicht so sehr durch ein Niederschlagsdefizit verschärft wurde, sondern durch eine erhöhte Evapotranspiration, welche wiederum drastisch durch die menschengemachte Klimaerwärmung beeinflusst wurde. Eine wärmere Welt bedeutet im Schnitt auch eine erhöhte Verdunstung.

Die Wissenschaftler geben die Wiederkehrzeit eines derartigen Ereignisses in unserem heutigen Klima mit etwa alle 10 Jahre an. In einer 2°C wärmeren Welt als in der vorindustriellen Zeit wäre ein solches Ereignis sogar noch wahrscheinlicher – etwa alle 5 Jahre. Und in einer Welt ohne die anthropogen verursachte Klimaerwärmung (etwa 1,2°C kühler) wäre das gegenwärtige Ereignis gar nicht als Dürre eingestuft worden, sondern eher als etwas trockener als sonst üblich. Es zeigt sich, dass die anthropogene Klimaerwärmung unter anderem die Lebensmittelversorgung und den Zugang zu Wasser verschärft.