Kein Ende des Plastikmüll-Problems

Nach den enttäuschenden Ergebnissen der Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali sowie der mit Klimakonferenz im Aserbaidschan Baku endete auch die nächste Weltkonferenz im südkoreanischen Busan mit großer Enttäuschung.

Problem ohne Lösung: Plastikmüll !

Nochmal: außer Spesen nichts gewesen

Die Delegierten von insgesamt 175 Staaten hatten sich in Busan getroffen, um einen globalen Vertrag zur Beendigung des globalen Plastikmüllproblems abzuschließen. Die siebentägige Konferenz stand während ihres Verlaufs bereits mehrmals kurz vor einem Abbruch.

Bis zum letzten Tag, dem 1. Dezember, hatten die Vertreterinnen und Vertreter von 100 Nationen darauf gehofft, dass die Delegierten der restlichen Länder am Ende ihrem Vorschlag einer verbindlichen Vereinbarung zustimmen würden, mit der die Produktionsmengen von Kunststoff und damit auch die Plastikmüllproblematik weltweit geregelt werden sollte.

Abbruch der Verhandlungen

Das schlimmste Ende einer Konferenz ist deren Abbruch. Genau das war auch das Ende der Tagung in Busan. Durch Einsprüche speziell von Saudi Arabien und Russland konnte am Ende keine Einigung erzielt werden. Die weltweiten Medien berichteten gestern, dass die Gespräche zusammengebrochen seien.

Die Forderung von mehr als 100 Ländern über eine Beschränkung und eine allmähliche Reduzierung der Produktionsmengen auch die Umweltverschmutzung an Land und in den Meeren der Welt zu beseitigen fand keine Mehrheit.

Die EU, und damit auch Deutschland, und weitere europäische Länder, gehörten ebenso zu der Allianz dieser 100 Staaten wie eine Vielzahl von Staaten, die von Plastikmüll besonders betroffen sind,

Fokus auf Müllproblem statt auf geringerer Produktion

Eine kleine Anzahl von ölfördernden Ländern unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland war nur darauf fokussiert, alleine die Entsorgung, also das Müllproblem ins Visier zu nehmen und nicht den Ursprung, also die Produktion.

Auch einige Schwellen- und Entwicklungsländer, einschließlich Indien und China, lehnten eine Eindämmung der Kunststoffproduktion ab und wollen sich stattdessen auf die »Lösungen der Bewirtschaftung von Plastikmüll« konzentrieren.

Somit blieben am Ende die Delegierten weit auseinander und konnten sich lediglich darauf einigen, wichtige Entscheidungen zu verschieben und die Gespräche in einer neuen Konferenz unter der Bezeichnung Inc 5.2 zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.

Ermutigend erscheint auf den ersten Blick die Tatsache, dass die Begrenzung der Produktionsmengen von Kunststoff zunächst als Option auf dem Tisch bleibt. Es ist nun geplant, dass sich die 175 teilnehmenden Nationen im kommenden Jahr wieder treffen, um die Verhandlungen über den Vertragstext fortzusetzen.

Allerdings sind die Hauptstreitpunkte nur in Klammertexten enthalten, so dass auch eine Einigung in 2025 aus heutiger Sicht und nach Meinung vieler Delegationsteilnehmenden sehr unwahrscheinlich ist.

Die CO2-Emissionen der Plastikproduktion

Aus einer aktuellen Carbon Brief-Analyse geht hervor, dass der aus fossilen Brennstoffen hergestellte Kunststoff schätzungsweise für 5 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sei. Damit sind alle Bemühungen, die Produktion einzuschränken, auch Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels.

Die Plastikindustrie produzierte im Jahr 2022 ca. 400 Millionen Tonnen an Kunststoffen. Im Jahr 1976 lag diese Menge bei 50 Millionen Tonnen und im Jahr 1989 bei 100 Millionen Tonnen. Die Welt hat es also geschafft, die Menge dieses künstlich geschaffenen und die Umwelt belastenden Materials in nur 30 Jahren zu vervierfachen. Statistisch gesehen wurden im Jahr 2022 für jeden auf der Welt lebenden Menschen 50 Kilo Plastik hergestellt.

Fehlendes Recycling und Plastikmüll als wichtiges Problem

Die mangelnde Wiederverwertung und die weitgehend ungelöste Beseitigung von 354 Millionen Tonnen entsorgtem Plastik stellen die Länder der Welt täglich vor große Herausforderungen. Es wäre möglich, bei nahezu allen sortenreinen Plastikmaterialien eine komplette Kreislaufwirtschaft zu schaffen, also das Material einer Wiederverwendung zuzuführen. Weltweit werden nur ca. 14 % aller Kunststoffabfälle ordnungsgemäß recycelt.

Ein Großteil des in der Regel auch brennbaren Plastiks wird thermisch entsorgt, also zur Wärmegewinnung verbrannt. Geschätzte 40 Prozent der Kunststoffabfälle landet meist unkontrolliert auf den Müllbergen der Länder oder werden von den reichen Ländern des Nordens in die armen Länder des Südens exportiert. Dort landet der Müll dann oft auf wilden Mülldeponien oder im Meer.

Die vereinten Nationen schätzen, dass jährlich 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren der Welt landen. Damit entsorgt statistisch jeder Mensch auf der Welt bis zu 2,5 kg Plastik im Meer.

Unwillen zu Kompromissen – auf dem Rücken der Betroffenen

Die Position der Delegierten, die sich einer Beschränkung der Produktionsmengen widersetzten, fasst folgende Aussage eines Unterhändlers aus Kuwait zusammen:

Das Ziel einer Vereinbarung muss es sein, die Plastikverschmutzung zu beenden und nicht Plastik selbst. Plastik hat den Gesellschaften weltweit immense Vorteile gebracht.

Sackgasse Konferenzen

Die letzten drei UN-Konferenzen zu den großen Umweltthemen haben damit ohne konkrete Ziele und Vereinbarungen geendet. Damit bleiben drei große Krisen, nämlich die Klima-, die Nachhaltigkeits- oder die Plastikkrise ungelöst.

Diese lässt den Schluss zu, dass das gemeinsame Lösen von Problemen auf globaler Ebene in eine veritable Sackgasse geraten ist. Wahrlich keine gute Botschaft zum Jahresende und letztendlich auch kein Hoffnungsschimmer für die kommenden Jahre.

Quellenhinweis:

https://plasticseurope.org/knowledge-hub/plastics-the-fast-facts-2023/

https://www.unep.org/plastic-pollution

https://www.e-a.earth/plastic-overshoot-day-report-2024/