Kaltfront im Anmarsch - Wetterexperte Markus Köss erklärt, warum es für die meisten trotzdem nicht kälter wird
Nach dem langem ruhigen Hochdruckwetter mit viel Nebel und Hochnebel in den Niederungen, stellt sich zu Wochenbeginn die Wetterlage um. Eine Kaltfront erreicht am Montag Deutschland und bringt wechselhaftes Wetter. Eine wirkliche Abkühlung bringt die Front aber nur in den Bergen. Warum ist das so?
Schon seit Wochen das fast immer gleiche Bild: Ein kräftiges Hochdruckgebiet sorgt in Mitteleuropa für ruhiges Herbstwetter. Das Hochdruck im Herbst oft nicht eitel Sonnenschein bedeutet, habe ich schon in vorigen Artikeln erklärt. Für das Flachland bedeutet dies oft tagelanges Nebel- und Hochnebelgrau bei relativ kühlen Temperaturen.
Ganz anders dagegen die Lage in den Bergen: Die höchsten Mittelgebirgsgipfel und die Alpen ragen aus dem Nebelmeer heraus und hier gibt es feinstes Sonnenwetter mit einer grandiosen Fernsicht. Doch nicht nur das, hier ist es zudem noch ausgesprochen mild und die Luft sehr trocken und angenehm warm.
Oben hui, unten pfui
Grund hierfür ist eine sogenannte Inversion, das heißt eine Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs. So kommt es, dass in den Niederungen unter dem Hochnebel kühles und trübes Wetter vorherrscht, während es darüber bei viel Sonnenschein deutlich milder ist.
Ein Beispiel vom vergangenen Samstag (09.11.24) um 13 Uhr zeigt die Unterschiede bei den Temperaturen recht eindrucksvoll. Unter dem Dauergrau liegen die Werte durchweg im einstelligen Bereich, teilweise wurden im Nordosten und Osten Deutschlands nur 4 bis 5 Grad erreicht.
Ganz anders in den sonnigen Berglagen: An den Alpen und im Hochschwarzwald zeigte das Thermometer dagegen fast frühlingshafte Temperaturen bis 15 Grad an. Mit Sonne in der sehr trockenen Luft konnte man hier ohne Probleme ein Kaltgetränk oder einen Kaffee im Freien genießen.
Inversion wird beendet
Damit ist es am Montag zumindest vorübergehend aber vorbei. Das bisher wetterbestimmende Hoch verlagert sich allmählich in das westliche Russland und so wird der Weg frei für eine Kaltfront, die einmal vom Nordwest nach Südost über Deutschland zieht.
Mit der Front wird die Inversion beendet und neben Wolken kommt es wiederholt zu Regen, zunächst im Nordwesten, in der Nacht zu Dienstag dann auch an den Alpen. Mit Aufzug des Tiefs wird mit einer nordwestlichen Strömung kalte Polarluft herangeführt.
Die Luft ist dann aber wieder gut durchmischt und es wird wieder mit der Höhe kälter. Das führt dazu, dass es für die meisten von uns trotz der Kaltfront gar nicht kälter wird. Die aktuell eigentlich sehr milde Luftmasse hat sich aufgrund der beschriebenen Inversion nämlich bodennah ausgekühlt.
Nur in den Bergen wird es deutlich kälter
In den bisher trüben Niederungen werden sich die Temperaturen mit der Front also kaum verändern. Man spricht hier von einer sogenannten maskierten Kaltfront. Mit ihr wird es in bodennahnen Schichten sogar eher wärmer anstatt kälter. Maskierte Kaltfronten treten fast ausschließlich in den Herbst- und Wintermonaten auf.
In den höheren Lagen hatte sich dagegen die sehr milde Luftmasse oberhalb der Inversion voll durchsetzten können und so führt hier die Kaltfront zu einer deutlichen Abkühlung. Insbesondere in den bisher für November teils rekordwarmen Alpen wird die Schneefallgrenze in der Nacht zu Dienstag teilweise unter 1000 Meter liegen und den Bergen somit endlich einige Zentimeter Neuschnee bringen.