Dauerfrost in Deutschland - richtig kalt ist es aber weiter im Norden!

Es wird kalt in Deutschland. Dauerfrost und zweistellige Tiefstwerte in der Nacht. Ein genauer Blick zeigt aber: Wir bekommen nur die abgeschwächter Form einer Kältewelle ab, die in Nordeuropa für unglaubliche Tiefstwerte gesorgt hat. In Norwegen, Schweden und Finnland kam es zu Tiefstwerten jenseits der -40 °C Marke.

Kälte
In Deutschland wird es kalt. Vielerorts gibt es Dauerfrost, nachts geht es teilweise in den zweistelligen Minusbereich. Richtig kalt ist es aber in Nordeuropa.

Nachdem das Ende des Vorjahres überdurchschnittlich warm zu Ende ging und mit ergiebigen Niederschlägen für eine kritische Hochwassersituation sorgte, hält im neuen Jahr trockene Kaltluft aus Nordost Einzug. Abgesehen von einigen Lake-Effect-Niederschlägen an den Küstengebieten bleibt es dabei überwiegend trocken. Dazu wird es kalt: Es kann vielerorts einige Tage Dauerfrost geben und nachts sogar klirrend kalt werden. Um die eigene Situation einzuordnen, hilft aber wie so oft ein Blick über den Tellerrand - oder in dem Fall nach Nordeuropa.

Die Kaltluft, die in den kommenden Tagen nach Mitteleuropa geschleust wird, hat ihren Ursprung nämlich genau dort. Ein prominenter Kältepool, der vom Nordpol aus in Richtung Skandinavien austreibt, bringt in Norwegen, Schweden und auch Teilen Finnlands Temperaturen jenseits der -40 °C. Weil sich über dem Nordatlantik nur ein Höhenrücken nach Norden aufkeilt, wird die skandinavische Kaltluft nach Osten abgedrängt und wird dann von Nordostwind aufgegabelt, der die Luftmassen in abgeschwächter Form nach Deutschland bringt. In Norwegen fiel das Thermometer an der Station Kautokeino auf -43,5 °C. In Schweden ging es in Årrenjarka auf -43,6 °C herunter. Der absolute Tiefstwert kam in Enontekiö (Finnland) mit einer Temperatur von -44,3 °C zustande.

Zum Vergleich: Die kälteste Temperatur, die jemals in Deutschland gemessen wurde liegt bei -37,8 °C. Ob derartige Kälterekorde in der aktuellen Zeit noch möglich sind, ist fraglich - der Messwert stammt aus dem Februar 1929 und liegt damit schon fast 100 Jahre zurück. Luftmassen in diesem Temperaturbereich zeichnen sich auch durch einen extrem geringen Sättigungsdampfdruck aus. Kalte Luft kann nur sehr wenig Wasserdampf speichern. Jeglicher Feuchteeintrag gefriert oder sublimiert in der Regel schnell. Das Ausatmen von feuchter Luft führt daher oft zu gefrorenen Bärten - bei den aktuellen Verhältnissen in Finnland gefriert sogar eine Tasse kochendes Wasser quasi instantan, wenn man es in die Luft verschüttet.

Für Nordeuropa deutet sich in den kommenden Tagen eine Entspannung der Kältewelle an. Es gibt sogar einen schlagartigen Temperaturanstieg. Weil sich der Höhenkeil vom Nordatlantik über Skandinavien schiebt, setzten sich hier schon ab Mitte der Woche wieder Temperaturen im Plusbereich durch. An der Westküste Norwegens kann es sogar auf 7 bis 8 Grad hochgehen.