Inversionswetterlage: Unten kalt, oben warm!
Nach einer klirrend kalten ersten Dezemberhälfte soll der Rest des Jahres nun deutlich milder verlaufen. Die warme Luft ist bereits in Deutschland angekommen, doch durch eine Inversionslage hält sich die Kälte in den Tälern und Senken noch hartnäckig.
Wer auf weiße Weihnachten gehofft hat, der wird (zumindest in den meisten Teilen Deutschlands) mal wieder enttäuscht. Pünktlich zum Beginn der Weihnachtswoche endet der bitterkalte Witterungsabschnitt, stattdessen machen wieder atlantische Tiefdruckgebiete die Musik. Den Anfang macht der Tiefdruckkomplex um "Franziska I und II", dabei werden äußerst milde Luftmassen aus Südwesten nach Deutschland gelenkt.
Bis zu 10 °C in 850 hPa
Im Druckniveau 850 hPa - das entspricht etwa 1500 m über NN - kam die milde Luft bereits gestern an. Heute ist sie auch bis in den Nordosten Deutschlands weiter vorangedrungen und sorgt für durch die Bank für Temperaturen oberhalb des Gefrierpunkts. Im äußersten Südwesten kratzt die 850 hPa Temperatur sogar an der 10 °C Marke. Auf dem Feldberg (1490 m) wurden heute bereits 6,5 °C registriert, im Schweizer Jura (Le Noirmont, 974 m) gab es sogar 11,0 °C.
Völlig anders sieht das Bild jedoch in den tiefer gelegenen Lagen aus. Hier hält sich die kalte Luft noch immer hartnäckig, in der vergangenen Nacht kam es verbreitet noch immer zu Frost. Besonders in der Osthälfte wurde es nochmals knackig kalt, hier erreichte die Temperatur verbreitet Tiefstwerte zwischen -5 und -10 °C. Doch auch der Westen konnte mithalten: Um Mitternacht zeigte das Thermometer in Rheinstetten (116 m) -4,1 °C an. Ein Blick auf die 2848 m höher gelegene Zugspitze zeigt: ebenfalls -4,1 °C.
Wie kann es sein, dass trotz der gewaltigen Höhendifferenz die gleiche Temperatur herrscht? Die Antwort liegt in ersten Linie in der Luftdichte. Die Dichte unserer Luft hängt von der Temperatur ab: kalte Luft ist schwer, warme Luft ist leicht. Bei einer Inversionslage befindet sich warme Luft über kalter Luft. Dieser Zustand ist energetisch optimal. Die kalte Luft ist dort, wo sie sein möchte, die warme Luft ebenfalls. Man kann sich das vorstellen wie ein Gemisch aus Wasser und Öl, bei dem das Öl aufgrund der geringeren Dichte auf dem Wasser schwimmt.
Durchmischung durch Wind
Um diesen energetisch günstigen Zustand aufzulösen muss man Energie ins System stecken. In der Atmosphäre geschieht dies z.B. durch Wind. Dieser sorgt in der unteren Troposphäre für Bewegung, erzeugt durch die Reibung in Bodennähe Turbulenzen und erlaubt dadurch vertikalen Austausch und somit Durchmischung. Weil genau dieser Faktor in der derzeitigen Wetterlage nicht stark ausgeprägt ist, kann sich die kalte Luft in den Tälern und Senken noch hartnäckig halten.