In aller Munde: die Zukunft Grönlands - was hat US-Präsident Donald Trump vor?

Die Insel Grönland umfasst 2,1 Millionen km², wovon 80 % eisbedeckt sind, zumindest bis heute. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357.588 km². Die nicht von Eis bedeckte Fläche Grönlands is etwas größer als das eisfreie Deutschland.

Tasiilaq östlichen Grönland

Bei den Einwohnerzahlen schlagen wir Deutschen die 55.600 Grönlandinnen und Grönländern mit unseren 84,358 Millionen Einwohnern sehr deutlich. Grönland gehört seit 1953 zu Dänemark, ist jedoch eine autonome Region mit einer eigenen Regierung. Die Insel liegt im arktischen Meer vor der Küste Kanadas, einem Land, dass Präsident Trump sich ebenfalls als 51. Bundesstaat einverleiben will.

Bodenschätze als Hauptmotiv

In den eisfreien Böden entlang der Küsten verfügt Grönland über durchaus beachtliche Bodenschätze an Gold, Kupfer, Grafit und seltenen Erden. Diese weltweit gefragten Materialien gelten als Hauptmotiv für die widerrechtlichen Übernahmepläne des amerikanischen Präsidenten.

Es liegt durchaus nahe, bei den Gedanken einer Übernahme Grönlands an die Annexionspläne Russlands im Zuzsammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zu denken. Wie wir spätestens seit den seltsamen Gesprächen zwischen den USA und Russland bzw. der Ukraine wissen, spielen auch dort Bodenschätze und deren Ausbeutung eine bedeutende Rolle.

Grönland im Fokus des Klimawandels

Wenn wir den Blick von den Bodenschätzen abwenden, wird sich unser Fokus sofort auf abschmelzende Gletscher und steigende Meeresspiegel richten. Die Arktis – und damit auch, Grönland - ist in ein neues Zeitalter erhöhter Extreme eingetreten.

In der vergangenen Woche lagen die Nachttemperaturen in Grönland 2,3 Grad Celsius über dem Normalwert. In einer bestimmten Nacht waren es 11,1 Grad Celsius, was wärmer ist als es normalerweise die Temperaturen im Juli sind. Hohe Lufttemperaturen in der Arktis wurden von Niedrigrekorden in der Meereisausdehnung (die niedrigste, die für jeden Februar aufgezeichnet wurde) und das Meereisvolumen (das bisher zweitniedrigste) begleitet.

In Grönland befindet sich das größte Volumen an landgebundenem Eis der nördlichen Hemisphäre. Was dort gerade passiert, hängt mit dem zusammen, was in jedem Teil der Welt in der einen oder anderen Form geschieht.

Die Veränderungen finden außerordentlich schnell statt: noch in den 60er und 70er Jahren war der Eisschild, der Grönland bedeckte, stabil. Schneefall verhinderte sein Abschmelzen. Seit dieser Zeit, insbesondere seit den 1980er Jahren, sind Tausende von Gigatonnen Eis in Grönland verschwunden.

Schmelzwasser, das sich den Weg durch die grönländische Eisdecke bahnt, führt dazu, dass Eis entlang des Grundgesteins in Richtung des Meers abrutscht. Dort trifft es auf die sich erwärmenden Ozeane an den Rändern Grönlands und bricht schließlich ab.

Die schnelle Erwärmung der Arktis - viermal schneller als der Durchschnitt auf der ganzen Welt - verändert die Jetstreams. Das abschmelzenden Grönland-Eis gilt als führend beim Beitrag zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels.

Sollten sich die Treibhausgasemissionen und die damit verbundene Erderwärmung fortsetzen, könnte sich die Schmelzrate in wenigen Jahrzehnten verdoppeln.

Meeresströmungen verändern sich

Das Süßwasser aus dem schmelzenden Grönland-Eis verändert die Meeresströmungen, die unser relativ stabiles Klima auf der ganzen Welt antreiben, indem sich warmes Wasser auch in der Antarktis anhäufen könnte. Dann würde die Antarktis, die zehnmal so viel Eis enthält als Grönland, die Führung beim Anstieg des Meeresspiegels übernehmen, indem ihr Eis unter dem Meeresspiegel als Reaktion auf das sich erwärmende Wasser schmilzt.

Vielleicht wird der plötzliche globale Fokus auf Grönland - auch wenn wir jetzt eher über seine Souveränität und territoriale Integrität sprechen - die Menschen vermehrt dazu veranlassen, auf die außergewöhnlichen Klimarisiken zu achten, die in Grönland so dynamisch stattfinden.

Klimamodellwissenschaftler, Versicherungsmathematiker und wir als Gesellschaft haben unterschiedliche Sichtweisen auf Risiken. Im Gegensatz zu den ersten beiden hoffen wir auf das Beste und planen nicht für das Schlimmste.

Menschen überschätzen in der Regel systematisch die dramatischen Auswirkungen neuer, kurzfristiger Entwicklungen und unterschätzen ihre langfristigen Auswirkungen.

Geschichten aus den Anfangszeiten des Internets, über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Nationen mit zunehmend alternden Bevölkerungsgruppen und den Folgen künstlicher Intelligenz enthielten übertriebene Behauptungen zu den kurzfristigen Risiken. So lautete 1965 eine Risikobeschreibung, dass

Maschinen innerhalb von zwanzig Jahren in der Lage sein werden, jede Arbeit zu tun, die der Mensch tun kann.

Der Klimadiskurs aus den 80er und 90er Jahren zeigte eine ähnliche Rhetorik, die möglicherweise zu einer Ignoranz des Themas geführt hat, als übertriebene Vorhersagen sich nicht bewahrheiteten.

Heute aber, Jahrzehnte nach den ersten Einschätzungen, sind die Auswirkungen der Online-Kommunikation, der alternden Bevölkerung und der KI sehr deutlich spürbar – in allen Facetten.

Klimawissenschaftler dagegen konzentrieren sich auf genaue Messungen und schätzen ein, wie sich die daraus resultierenden Prozesse entwickeln könnten. Versicherungsmathematiker sind es beruflich gewohnt, extreme, aber durchaus noch unsichere Risiken zu identifizieren und zu bewerten, ob Unternehmen oder Menschen darauf vorbereitet sind, diese Risiken zu überleben.

Klimadynamik

Im Fall von Grönland sind die Dynamiken von Luft- und Wassertemperatur und dem Eisschild komplexe, interagierende, schwer zu modellierende Prozesse. Im Jahr 2024 gab es weltweit etwa doppelt so viel Meeresspiegelanstieg wie vorhergesagt. Die aktuellen Modelle erklären möglichweise nicht vollständig die Destabilisierung des Polareisschildes.

Versicherungsmathematiker sind sich der extremen Risiken sehr bewusst. Sie versuchen zu verstehen, wie sie diese vermeiden oder bewältigen können. Ihr Berufsstand zeichnet sich durch Vorsichtsmaßnahmen aus. Das ist der Grund, warum Versicherer mehr für Hausratversicherungen in Kalifornien verlangen, warum globale Rückversicherungen immer teurer werden und warum der Versicherungsmathematiker Warren Buffett in seinem jüngsten Aktionärsbrief offen über die Beschleunigung extremer Klimarisiken für die Versicherungsbranche schrieb.

Wendepunkt der thematischen Gewohnheit

Wir könnten uns an einem Wendepunkt der allgemeinen Gespräche befinden, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels geht. Im Jahr 2025 sieht es so aus, als ob wir die Phase der übertriebenen Untergangsszenarien hinter uns haben und dafür tief in die Realität vom Extremwetter und anderen extremen Ereignissen eintauchen.

Ja, inzwischen sprechen viele Leute über Grönland. Auch wir.

Wenn Grönland das nächste Mal in einem Ihrer Gespräche auftaucht, erinnern Sie die Gesprächspartner daran, dass es dort immer wärmer wird und kaskadierende, verstärkende Effekte zunehmen.