Meteorologe Markus Köss zum Hochwasserdrama:" Eine Katastrophe mit Ansage nach unglaublichen Regen- und Schneemengen."

Schon vor einer Woche waren die Warnungen da und trotzdem wurde die Lage vielerorts unterschätzt: Rekordmengen an Regen und Schnee in nie dagewesener Weise sorgen für eine Hochwasserkatastrophe in Österreich, Polen und Tschechien und hinterlassen eine Spur der Verwüstung!

Hochwasserkatastrophe
Unglaubliche Regenmengen führten zu einer Hochwasserkatastrophe in Österreich, Polen und Tschechien

Niemand kann sagen, Meteorologen und Meteorologinnen hätten nicht rechtzeitig gewarnt: Schon vor einer Woche wurde auch hier auf Meteored eindringlich auf die zu erwartenden Rekordregen- und Schneemengen in Folge eines Vb-Tiefs über Südosteuropa hingewiesen und gewarnt.

Über die in Deutschland besonders betroffenen Berchtesgadener Alpen habe ich vergangenen Mittwoch schon einen Artikel mit den entsprechenden Vorwarnungen geschrieben. Schon da war in den Wettermodellen das Ausmaß der drohenden Hochwasserkatastrophe ersichtlich, auch wenn es noch gewisse räumliche Unsicherheiten gab.

Unglaubliche Regenmengen in Österreich

Die Modelle hatten die Lage schon im Vorfeld außerordentlich gut erkannt und so war die Katastrophe eine mit Ansage! In Österreich fielen teilweise Regenmengen von beispielloser Dimension: In St. Pölten wurde in 4 Tagen mehr Niederschlag gemessen als in dem bisher niederschlagsreichsten Herbst (September, Oktober, November) im Jahre 1950 zusammen!

Unglaubliche 361 Liter pro Quadratmeter kamen in der niederösterreichischen Stadt in nur vier Tagen zusammen, das entspricht etwa der durchschnittlichen halben Jahresregenmenge von etwa 700 Litern. In Vergleich zu bisherigen Rekorden innerhalb von 96 Stunden wurde die bisherige Menge mehr als verdoppelt. Dabei steht St. Pölten nur beispielhaft, zahlreiche Orte verzeichneten historische Regenmengen. In Buchbergwarte fiel mit 354 Litern Regen mehr dreimal so viel wie beim bisherigen Rekord im Mai 2004 (106 mm).

Kein Wunder also, dass in ganz Niederösterreich der Katastrophenalarm ausgerufen wurde. "Wir haben es mit einer nie dagewesenen Extremsituation zu tun", sagte der Stellvertreter der Landeshauptfrau von Niederösterreich, Stephan Pernkopf. Schwer betroffen vom Hochwasser ist auch das angrenzende Tschechien und in Polen, wo ganze Landstriche überflutet sind. Besonders dramatisch ist die Situation in der tschechischen Stadt Krnov, die am Sonntag fast komplett überflutet wurde.

In den Alpen kam es durch die Rekordniederschläge zu enormen Schneemengen für September. Teilweise lag die Schneefallgrenze weit unter 1000 Metern. In Obertauern im Salzburger Land fiel innerhalb von zwei Tagen rund ein Meter Schnee. In höheren Lagen oberhalb von 2000 Meter gab es häufig über 2 Meter Neuschnee. Dazu kam ein kräftiger Nord- bis Nordweststurm, der zu enormen Schneeverwehungen führte. Trotzdem wurden wieder einige Wanderer von dem Wintereinbruch überrascht.

Entspannung in Sicht, aber viel Schmelzwasser

Zu Beginn der Woche gab es erneut kräftige Regenfälle in den Nordalpen und es fielen nochmals 30-60 Liter Regen pro Quadratmeter. Wurde am Wochenende noch ein großer Teil des Niederschlags als Schnee gebunden, stieg die Schneefallgrenze am Montag langsam über 2000 Meter Höhe. Schmelzwasser und Regen fließen somit direkt in die Gewässer.

Die enormen Schneemengen werden in dieser Woche noch zu viel Schmelzwasser führen. Von oben ist dann aber zum Glück Entspannung in Sicht, denn es fällt kein nennenswerter Niederschlag mehr in den Alpen, wie man auch schön an den Aussichten für Salzburg erkennen kann. Zudem wird es auch wieder wärmer mit Temperaturen über 20 Grad und die Lage dürfte sich langsam entspannen.