Herbstliche Krabbel-Attacke: Die Marienkäfer sind los!

Herbstzeit ist Marienkäferzeit! Wenn die kleinen Glücksbringer plötzlich in Scharen auftauchen, könnte man meinen, sie veranstalten eine riesige Krabbelparty. Doch während wir uns über ihren ungebetenen Besuch wundern, gilt es, die marienkäferfreundliche Nachbarschaft aufrechtzuerhalten.

Ob als SonnenkälbchHimmelsziege, Sommervögelchen, Marienkäfer, Deutschland,
Ob als Sonnenkälbchen, Himmelsziege oder Sommervögelchen, Marienkäfer kennt jedes Kind. Rund 70 verschiedene Arten gibt es alleine in Deutschland, weltweit sind es sogar 5500.

Marienkäferinvasion im Herbst – Eine Krabbelnde Glücksbringer-Plage?

Es gibt kaum jemanden, der sie nicht kennt oder gar einen Groll gegen sie hegt – die Marienkäfer, liebevoll auch „Herrgottskäferchen“ oder „Motschekiebchen“ genannt.

Normalerweise freuen wir uns, wenn uns eines dieser kleinen gepunkteten Wesen auf der Hand landet. Man glaubt, sie bringen Glück, und ihre Hauptbeschäftigung, Blattläuse zu verspeisen, macht sie zu unermüdlichen Gärtnerhelfern.

Doch im Herbst kommt es bei einigen Menschen zu einem eher unwillkommenen Besuch dieser Käferchen – in Form einer regelrechten Marienkäferinvasion!

Von Glücksbringern zu ungebetenen Gästen

Marienkäferarten , Anzahl der Punkte, Flügeldecken
Benannt werden die Marienkäferarten heute meist nach der Anzahl der Punkte auf den Flügeldecken.

Mit den letzten warmen Sonnenstrahlen im Oktober beginnt für die Marienkäfer die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Doch wer glaubt, diese winzigen Krabbler kämen einzeln auf leisen Füßen, der irrt gewaltig. In einigen Gegenden flattern im Herbst Tausende Marienkäfer auf der Suche nach einer Unterkunft durch die Luft und lassen sich bevorzugt auf Balkongeländern, Fensterrahmen oder direkt in der Wohnung nieder.

Beispiel aus der Geschichte: 1989 etwa 27 bis 78 Millionen Marienkäfer binnen weniger Tage durch günstige Winde von Dänemark an die Ostsee gespült und lösten damit eine der größten Marienkäfer-Plagen in Deutschland aus.

Alle Marienkäfer nutzen die letzten Sonnentage im Oktober, um sich auf ihre Wanderung in wärmere Regionen Europas zu begeben oder sich hier Überwinterungsplätze zu suchen. Krabbeln sie dabei durch offene Fenster in unsere Wohnungen, so geschieht dies eher zufällig.

Karl-Heinz Jelinek, Insektenfachmann beim NABU NRW

Besonders häufig trifft man auf den Asiatischen Marienkäfer, der in den 80er Jahren aus Asien zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Europa eingeführt wurde. Diese Art hat sich seither in unseren Breiten nicht nur wohlgefühlt, sondern auch vermehrt, als gäbe es kein Morgen. Der NABU empfiehlt, die ungebetenen Gäste sanft mit einem Kehrblech hinaus zu befördern, denn die kleinen Krabbler sind nicht schädlich – nerven aber.

Harmonia axyridis – Der unaufhaltsame Harlekin

Der Asiatische Marienkäfer, wissenschaftlich als Harmonia axyridis bekannt, ist in vielerlei Hinsicht ein Überflieger:

Während unser heimischer Siebenpunkt-Marienkäfer etwa 50 Blattläuse am Tag verspeist, schafft der asiatische Vielfarbige locker das Fünffache. Seine Fresslust beschränkt sich dabei längst nicht nur auf Blattläuse, sondern umfasst auch Gallmückenlarven, die Brut anderer Insekten und gelegentlich sogar die Larven von Artgenossen.

Eine wahre Marienkäfer-Maschine

Doch nicht nur sein Appetit ist beeindruckend, auch seine Fortpflanzungsrate ist es. Wo der heimische Marienkäfer eine Generation pro Jahr aufzieht, bringt es der Asiatische auf bis zu vier Generationen. Kein Wunder also, dass dieser Käfer sich in Windeseile in Europa ausbreitet und dabei heimische Arten verdrängt.

Lebensspanne, drei Monate, Marienkäfer
Die Käfer können im Extremfall bis drei Jahre alt werden, die normale Lebensspanne beträgt aber nur einen bis drei Monate.

Zwischen Pünktchen zählen und Reflexblutungen

Mit bis zu 19 Punkten auf den Flügeldecken ist der Asiatische Marienkäfer ein wahres Muster an Variabilität. Diese Punkte können jedoch verblassen oder gänzlich fehlen. Umgekehrt gibt es auch die fast schwarzen Exemplare mit wenigen orangenen Punkten. Typisch für den Harlekin ist die M-förmige Zeichnung auf seinem Kopf.

Besonders spektakulär wird es, wenn man einem Marienkäfer zu nah auf die Schale rückt. Bei Bedrohung zeigt der Käfer eine sogenannte Reflexblutung, bei der er ein übel riechendes, bitteres Sekret absondert. Und ja, dieser Glücksbringer kann auch zubeißen! Allerdings tut das kaum weh – es ist eher ein freundlicher Reminder, sich respektvoll zurückzuziehen.

Tipps zur Marienkäfer-Plage

Auch wenn Marienkäfer für uns Menschen keine Gefahr darstellen, kann ihre Präsenz in großen Zahlen, besonders in Wohnungen, unangenehm sein. Was tun also, wenn die kleinen Glücksbringer die Wohnräume erobern?

1. Einsammeln!

Die wohl tierfreundlichste Methode: Einsammeln und im Garten oder an Mauern

wieder aussetzen.

2. Fliegengitter anbringen!

Eine präventive Maßnahme, um die Krabbler draußen zu halten.

3. Löcher verschließen!

Spalten und Ritzen abdichten verhindert, dass die Käfer Unterschlupf finden.

4. Vorsicht beim Staubsauger!

Sollten sich die Marienkäfer bereits häuslich niedergelassen haben, kann man

sie theoretisch aufsaugen. Aber Achtung: Die Käfer krabbeln möglicherweise

wieder aus dem Staubsauger heraus. Ein Nylonstrumpf über der Düse kann hier

helfen.

Das große Krabbeln – Nur eine Frage der Zeit?

Obwohl es keine wirkliche „Plage“ ist, fühlt sich die geballte Anwesenheit von Marienkäfern manchmal so an. Besonders der Asiatische Marienkäfer lässt sich nicht mehr aufhalten und wird wohl auf absehbare Zeit unser ständiger Herbstbegleiter bleiben. Vielleicht aber tröstet der Gedanke, dass die Krabbler im Frühling wieder gegen Blattläuse ankämpfen und so zum natürlichen Gartenhelfer werden. Bis dahin bleibt uns nur, die Invasion mit einem Augenzwinkern zu betrachten – schließlich sind sie ja immer noch Glücksbringer.