Hat die Natur eine neue Lösung gegen Umweltverschmutzung? Ein in Kenia entdecktes Insekt kann Plastik fressen

Ein kürzlich entdecktes Insekt in Kenia hat das Potenzial, eine bahnbrechende Lösung für die weltweite Plastikverschmutzung zu bieten. Es kann Plastik abbauen und könnte so zur Bekämpfung der Umweltkrise beitragen.

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Es werden jedes Jahr mehr als 300 Millionen Tonnen Plastik produziert

Ein neuer Hoffnungsträger im Kampf gegen Plastikmüll

In der sich stetig zuspitzenden Umweltkrise stellen Kunststoffe ein gewaltiges Problem dar. Diese synthetischen Materialien haben sich in den letzten Jahrzehnten überall verbreitet und finden sich heute sogar in entlegenen Regionen der Erde.

Schätzungen zufolge werden jedes Jahr mehr als 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, von denen ein großer Teil in die Umwelt gelangt.

Dies führt zu erheblichen ökologischen und gesundheitlichen Risiken. Inmitten dieser Herausforderungen scheint die Natur nun eine überraschende Lösung bereitzustellen:

Ein Forscherteam in hat ein Insekt entdeckt, das Polyethylen – eine der häufigsten Kunststoffarten – abbauen kann. Diese Entdeckung könnte eine revolutionäre Methode zur Plastikentsorgung darstellen und wurde in einer Studie des Kenya Institute of Environmental Studies vorgestellt.

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Mikroplastik, das von Tieren aufgenommen wird kontaminiert die Nahrungskette

Plastik und die globale Umweltverschmutzung

Kunststoffabfälle stellen weltweit eine der größten ökologischen Bedrohungen dar. Die Beständigkeit von Plastik führt dazu, dass es jahrzehntelang, wenn nicht sogar jahrhundertelang, in der Umwelt verbleibt.

Dabei zersetzen sich die Kunststoffe allmählich in Mikroplastik, das von Tieren aufgenommen wird und so die Nahrungskette kontaminiert. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2022 könnte Mikroplastik auch gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Menschen haben, da es sich in Organen und Geweben ansammelt.

Besonders bedenklich ist der Mangel an nachhaltigen Entsorgungsmethoden. Recyclingprozesse sind oft teuer und ineffizient, und eine vollständige Zersetzung der Kunststoffe durch natürliche Prozesse dauert zu lange.

Vor diesem Hintergrund bietet die Entdeckung eines Insekts, das in der Lage ist, Plastik zu zersetzen, eine vielversprechende Alternative, die Forscher weltweit aufhorchen lässt.

Die Entdeckung in Kenia

In der Studie des Kenya Institute of Environmental Studies, die 2024 veröffentlicht wurde, wird ein bisher wenig erforschtes Insekt vorgestellt, das Plastik als Nahrungsquelle nutzt.

Das Team unter der Leitung von Dr. Kamau entdeckte, dass dieses Insekt das Enzym Polyethylenase produziert, welches in der Lage ist, Polyethylen zu zersetzen.

Polyethylen, das beispielsweise für Plastiktüten und Verpackungen verwendet wird, ist einer der häufigsten und zugleich schwer abbaubaren Kunststoffe.

Wissenschaftliche Hintergründe der Zersetzung

Die Fähigkeit dieses Insekts, Plastik zu zersetzen, wird durch das Enzym Polyethylenase ermöglicht.

Dieses Enzym ist in der Lage, die chemischen Bindungen im Kunststoff zu spalten, wodurch Polyethylen in kleinere Fragmente zerlegt wird. Studien von Forschern der Universität Nairobi, die ebenfalls an diesem Projekt beteiligt waren, zeigen, dass dieser Prozess die Polymerketten in ihren Grundbestandteilen aufbricht und das Plastik so biologisch abbaubar macht.

Professor Muli von der Universität Nairobi, der die chemischen Prozesse untersuchte, erläuterte in einem Interview mit Environmental Science Kenya:

Polyethylenase könnte als Basis für biotechnologische Verfahren dienen, um Kunststoffabfälle effizient und ökologisch abzubauen. Es handelt sich dabei um eine spezifische Art von Enzymen, die nur wenige Mikroorganismen oder Insekten entwickeln.

Die Forschung legt nahe, dass diese Entdeckung möglicherweise auf andere Insektenarten übertragen werden könnte, die ähnliche Enzyme besitzen, aber noch nicht vollständig untersucht wurden.

Die ökologischen und sozialen Auswirkungen

Die Entdeckung des plastikfressenden Insekts hat auch soziale Implikationen, insbesondere für Regionen wie Kenia, wo Plastikverschmutzung ein wachsendes Problem darstellt. Plastiktüten und andere Abfälle belasten nicht nur die Umwelt, sondern gefährden auch Tiere, die Plastik mit Nahrung verwechseln und daran ersticken können. Lokale Gemeinschaften könnten von einer natürlichen Lösung profitieren, die weniger aufwändig und kostengünstiger als herkömmliche Entsorgungsmethoden ist.

In einem Bericht von Africa Environmental News heißt es, dass die Forscher mit dem kenianischen Umweltministerium zusammenarbeiten, um ein Pilotprojekt zu starten, das die Effizienz dieses Insekts in einer kontrollierten Umgebung testet. Dr. Kamau erläuterte:

Wenn es uns gelingt, das Verhalten und den Lebensraum dieses Insekts besser zu verstehen, könnten wir es gezielt in stark belasteten Gebieten einsetzen.

Herausforderungen und weitere Forschungsfragen

Obwohl die Entdeckung großes Potenzial birgt, bleiben Fragen offen.

Ein Hauptproblem ist die Skalierbarkeit: Wie kann man das Insekt in einer Weise vermehren und einsetzen, dass es großflächig zur Plastikbekämpfung beiträgt?

Zudem ist unklar, ob das Insekt ausschließlich Polyethylen abbauen kann oder auch andere Plastikarten. Eine Untersuchung der University of Nairobi, die ebenfalls im Jahr 2024 veröffentlicht wurde, wies darauf hin, dass das Insekt zwar Polyethylen bevorzugt, jedoch bei Bedarf auch andere Materialien zu zerkauen scheint.

Ein vielversprechender Ansatz

Die Entdeckung des plastikzersetzenden Insekts in Kenia eröffnet neue Perspektiven im Kampf gegen die Umweltverschmutzung. Da herkömmliche Methoden zur Plastikentsorgung oft ineffizient sind, könnte der Einsatz natürlicher Organismen eine praktikable Alternative darstellen.

Wissenschaftler weltweit, darunter Teams der Universität Nairobi und des Kenya Institute of Environmental Studies, arbeiten nun daran, die biologischen Mechanismen dieses Insekts weiter zu erforschen.

In einer Welt, die dringend nach Lösungen sucht, könnte die Natur also tatsächlich eine Antwort bereithalten. Ein Erfolg in der Nutzung dieses Insekts zur Plastikentsorgung könnte nicht nur die Umweltbelastung verringern, sondern auch die Entwicklung neuer biotechnologischer Ansätze vorantreiben. Dr. Kamau und sein Team planen, ihre Studien in den kommenden Jahren fortzusetzen und die möglichen Anwendungen dieses Insekts zu erweitern.