Grippeschutzimpfung: Diese Personengruppen sollten sich in diesem Herbst bevorzugt impfen lassen

Herbstzeit ist Grippezeit: Auch in diesem November steigen die Fallzahlen von Grippe, Erkältung und Corona wieder schlagartig an. Bei den Impfungen liegen Wunsch und Wirklichkeit jedoch weit auseinander, wie die diesjährigen Zahlen des RKI deutlich zeigen.

Grippevirus
Das Grippevirus ist jährlich weltweit für hunderttausende Todesfälle verantwortlich. Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases/Unsplash

Plötzliches hohes Fieber, ein starkes Krankheitsgefühl, später auch Halsschmerzen und Reizhusten, eventuell Schnupfen – jedes Jahr infiziert die saisonale Grippe circa 10 bis 30 Prozent der europäischen Bevölkerung, so das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), hunderttausende Europäer müssen in jeder Grippesaison ins Krankenhaus. Der Ärztezeitung zufolge sterben weltweit jährlich etwa 650.000 Personen an einer Influenzainfektion.

Im Gegensatz zur etwas leichteren Erkältung kann es bei Grippe zu schweren Verläufen kommen, die besonders bei vulnerablen Personengruppen – älteren Personen, Schwangeren und sehr kleinen Kindern – schnell lebensbedrohlich werden können. Die Grippeschutzimpfung stellt derzeit die beste verfügbare Möglichkeit dar, um sich vor einer Infektion zu schützen.

Im letzten RKI-Wochenbericht zur Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) lagen die Infektionszahlen mit akuten Atemwegserkrankungen bei 6,1 Millionen Menschen der gesamtdeutschen Bevölkerung.

Diese Personengruppen sollten sich impfen lassen

Wegen der potenziell schweren Verläufe empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) insbesondere solchen Personengruppen eine Impfung, die einem besonderem Risiko ausgesetzt sind, etwa allen Personen ab 60 Jahren, Schwangeren oder Personen mit impfrelevanten Grunderkrankungen. Eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung haben beispielsweise Menschen mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder anderen Stoffwechselkrankheiten sowie HIV.

Auch Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen sowie Personen, die im selben Haushalt lebende Risikopersonen gefährden können, sollten sich impfen lassen. Zu solchen betreuten Risikopersonen gehören beispielsweise Säuglinge und Kleinkinder, für die hohes Fieber eine Lebensgefahr darstellt – und die wegen dem oft schweren Krankheitsverlauf zumindest nach WHO-Statuten zu den Risikogruppen zählen.

Die Impfung wird außerdem empfohlen, wenn ein erhöhtes berufliches Risiko vorliegt, beispielsweise bei medizinischem Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr und Personen, die als mögliche Infektionsquelle für betreute Risikopersonen fungieren.

Wie viele Menschen lassen sich gegen Influenza impfen?

Insgesamt liegen die Impfquoten in den Zielgruppen der STIKO in Deutschland deutlich unter den Erwartungen. Insbesondere die von der EU angestrebte Impfquote von 75 Prozent bei Personen über 60 Jahren wird bislang nicht erreicht.

Waren bei den über 60-Jährigen die Impfquoten jahrelang rückläufig oder stagnierend, zeichnet sich erst seit 2018/19 eine positive Entwicklung ab, die in der Saison 2020/21 mit einer Quote von 47 Prozent ihren Höchststand erreichte. Bei Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen betrug die Impfquote 2021/22 bundesweit lediglich 35 Prozent.

Die Impfraten der Schwangeren sind hingegen alarmierend niedrig. Zwar stiegen sie auf 23 Prozent in der Saison 2020/21, sanken jedoch in der Saison 2021/22 wieder auf 18 Prozent.

Grippe
Bei einer Grippeerkrankung helfen meist nur Bettruhe und heiße Getränke. Bild: Pixabay

Bei der sogenannten OKaPII-Befragung des RKIs für die Saison 2023/24 wurde bei medizinischen Personal eine Impfquote von 58 Prozent ermittelt: Ärzte wiesen mit 81 Prozent die höchste Durchimpfung auf, während in der Berufsgruppe der Pflegekräfte lediglich 49 Prozent geimpft waren.

Insgesamt lassen sich in den östlichen Bundesländern in allen Gruppen mehr Menschen impfen als in den westlichen Bundesländern.

Wo kann man sich impfen lassen – und wann?

Die Impfung ist meist Sache der Allgemeinmediziner*innen, aber bei Schwangeren können auch Gynäkolog*innen die Impfung verabreichen. Seit dem Jahr 2022 sind in Deutschland auch Apotheker*innen berechtigt, Grippeimpfstoffe zu verabreichen. Abgesehen von Immunreaktionen, etwa Hautreaktionen an der Einstichstelle, ist der saisonale Influenza-Impfstoff in der Regel gut verträglich.

Dem RKI zufolge erreicht in Deutschland die saisonale Grippewelle meist nach der Jahreswende ihren Höhepunkt. Ab Ende September steigen die Fallzahlen an. Bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist, dauert es nach einer Impfung normalerweise 10 bis 14 Tage. Darum sollte man sich ab Oktober bis Mitte Dezember impfen lassen. Aber auch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle kann es noch Sinn machen, die Impfung nachzuholen. So kann es theoretisch auch im März noch zu einer zweiten Grippewelle mit einer anderen Virusvariante kommen, wie etwa in der Saison 2022/2023.

Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, um die Ansteckung zu verhindern und das eigene Immunsystem zu stärken, beispielsweise über gesunde Ernährung. Zu den bewährten Schutzmaßnahmen gehört auch das regelmäßige Händewaschen, das Bedecken von Nase und Mund beim Niesen sowie das Eingrenzen von Kontakten zu Grippeerkrankten.