Globaler Waldzustand: Die Zerstörung von Wäldern nimmt weltweit weiterhin zu!
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Wald klafft auseinander. Der Wunsch: Mehr als hundert Staaten hatten sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die weltweite Abholzung zu stoppen. Und die Wirklichkeit?
Einem aktuellen Bericht des WWF zufolge scheint das angepeilte Ziel in weitere Ferne zu rücken: Auch im vergangenen Jahr wurden statt weniger - erneut mehr Wälder zerstört. Nicht nur Umweltverbände, sondern auch Natur- und Klimaforscher sehen verstärkt die weltweiten Ziele zum Schutz der Wälder in großer Gefahr. Geplant und international vereinbart war, dass sich die globale Abholzung deutlich reduziert. Nun ist das Gegenteil der Fall, denn die Abholzungsquote ist im Jahr 2022 um etwa 4 % gestiegen. Der Bericht wurde Ende Oktober von mehreren wissenschaftlichen Organisationen und Nichtregioerungsorgansiationen veröffentlicht, darunter auch der WWF.
In der Zusammenfassung verweisen die Autoren unter anderem auf den Beschluss des Klimagipfels in Glasgow 2021. Seinerzeit hatten sich mehr als hundert Staaten verpflichtet, bis 2030 die Entwaldung zu stoppen. Die Gründe für die systematische Waldzerstörung sind vielfältig: Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen seien die Treiber der Zerstörung.
Für die Berechnung der Waldzerstörung nutzen die Verfasser des Berichts vor allem Satellitendaten. Die Berechnungsmodelle würden jedes Jahr neu kalibriert und auf den neuesten Stand gebracht, erklärten die Autoren. Dabei würden frühere Berechnungen teilweise aktualisiert.
Positiv: etwa 50 Länder sind auf einem guten Weg
Ausdrücklich verweist der Bericht auch darauf, dass es durchaus positive Entwicklungen gäbe. So seien weltweit 50 Länder auf dem Weg, die Abholzungen zu beenden. Im Bericht wurden insbesondere Brasilien, Indonesien und Malaysia genannt. In diesen Ländern befinden sich bedeutende Regenwälder, die als wichtige CO2-Speicher gelten. Die Klimaforschung betont immer wieder, dass gerade die Regenwälder eine besondere Rolle beim Kampf gegen die Klimaveränderungen haben. Der Bericht betont, dass auch in den genannten drei Ländern durchaus Fortschritte bei der Bekämpfung des Waldverlustes zu verzeichnen sind, wenn auch noch nicht in ausreichendem Maße.
Mit Blick auf die kommende Klimakonferenz, die Ende November in Dubai beginnt, nannte der WWF zeitgleich einer Ergänzung des Berichtes konkrete Handlungsvorschläge zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder. Klimaforschung und Umweltverbände sind sich einig, dass es noch möglich ist, die derzeitigen Entwicklungen umzukehren. So fordert der WWF konkret, umweltschädliche Praktiken nicht mehr zu subventionieren und den globalen Handel von Holz durch Lieferkettengesetze zu reformieren. Auch die Anerkennung der besonderen Landrechte indigener Völker spielen eine große Rolle bei den möglichen Maßnahmen.
Waldverlust in der Größe Bayerns
Der Bericht geht davon aus, dass die globale Abholzung im Jahr 2022 um 21 % über dem Wert lag, der notwendig wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Dies bedeute, dass bisher nicht nur zu langsame Fortschritte, sondern in Teilen auch deutliche Verschlechterungen beobachtet wurden. Die durch Abholzung vernichtete Waldfläche lag bei insgesamt 6,6 Millionen Hektar lag. Dies entspricht in etwa einer Fläche, die dem Bundesland Bayern gleichkäme. In tropischen Regionen wurden nach Aussage des Berichts 96 % der Waldfläche vernichtet.
Die Autoren des Berichtes betonen, dass die Datenlage zu den weltweiten Bemühungen um Wiederherstellung der Wälder sehr mangelhaft sei. Auch ein globaler Überblick über die natürliche Walderholung fehle. »Die Wälder der Welt stecken in der Krise«, sagte Erin Matson in einer Pressemitteilung. Sie ist bei der Beratungsfirma Climate Focus tätig und hat den Bericht mitverfasst. »Es wurden so viele Versprechen gemacht, das Abholzen aufzuhalten und den Schutz der Wälder zu finanzieren. Aber die Chance auf Fortschritt wird jedes Jahr wieder aufgegeben«, so Matson in ihrer Aussage zu der im Bericht genannten Datenlage.
Die Abholzung von Wäldern müssen dem Report zufolge im Jahr 2023 um fast ein Drittel (27,8 Prozent) reduziert werden, um die in der Vereinbarung von Glasgow abgegebenen Versprechen einhalten zu können. Watson betonte ferner, dass die biologische Vielfalt in den Wäldern »…in alarmierendem Tempo abnimmt.«
Fazit
Die positive Klimawirkung von Wäldern als wichtige Kohlenstoffspeicher und CO2-Emissionskompensatoren neben Ozeanen und Mooren ist unstrittig.
Wenn man die Details dieses Berichtes liest, stellt sich die Frage, ob die Situation der Klimaveränderungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft noch nicht besorgniserregend genug ist.
Die großen Waldverluste dieses Jahres durch Brände sind eine direkte Folge der Klimaveränderungen. Waldverluste durch Abholzungen haben nur wirtschaftliche Komponenten als Hintergrund. Wann also beginnt in der globalen Politik das Umdenken, dass große Waldabholzungen in der Landwirtschaft, dem Straßenbau und dem unbegrenzten kommerzielles Holzverkauf dazu beitragen, dass wir uns immer weiter von einem Ziel der Klimaneutralität entfernen?