Forderung vor der COP 28 in Dubai: Klimakonferenzen müssen reformiert werden!

Appelle zu Veränderungen der Weltklimakonferenzen aufgrund fehlender Umsetzung von Beschlüssen kommen seit Jahren aus verschiedensten Richtungen. Auch die COP 28 in Dubai vom 30.11. bis 12.12.2023 folgt dem ungenügenden Muster der bisherigen Konferenzen.

COP 28
Die COP 28 in Dubai - Fortsetzung oder Neuanfang?


Dieses Muster ist bekannt: Weltklimakonferenzen der UNO gehen eindringliche Warnungen von Forschenden und Organisationen voraus, die wirksame Maßnahmen zur Verhinderung der Klimakatastrophe einfordern. Während der Konferenzen wird dann gefeilscht, bis am Ende eine Einigung erzielt werden kann, deren Erreichen, wie zum Beispiel im Jahr 2016, als »historischer Moment« gefeiert wird.

Von Wunsch und Wirklichkeit

Botschaften, wie die des »historischen Moments« stehen allerdings oft kritische Urteile von WissenschaftlerInnen sowie von Nichtregierungsorganisationen zum wahren Ergebnis aus deren Sicht entgegen. Welche Lesart richtig ist, lässt sich im Wettstreit der Meinungen oft nicht so einfach feststellen. Die Gesellschaft verharrt verwirrt aufgrund der Divergenz zwischen der Abschlußerklärung und der Meinung der Kritisierenden und wartet auf politische Umsetzung.

Eine der Organisationen, die sich schon seit Beginn der Weltklimakonferenzen kritisch mit deren Umsetzung auseinandersetzt, ist der Thinktank »Club of Rome«. Bereits 1972 hat die Organisation mit ihrer Streitschrift »Die Grenzen des Wachstums« auf die ökologischen und humanitären Folgen der Klimaveränderungen hingewiesen.

Ungenügende Ergebnisse der bisherigen Konferenzen

Hintergrund der Forderung sei die Tatsache, dass nach Jahrzehnten mit wiederkehrenden Klimakonferenzen nun dank aktueller Studien sagen ließe, dass die Anstrengungen einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter in ungenügenden Ergebnissen resultierten. Nach Meinung des Club of Rome sei nicht auszuschließen, dass sich die Welt derzeit eher in Richtung einer Erwärmung um 2,8 Grad bis 2070 oder früher bewege. Dies würde katastrophale Veränderungen nach sich ziehen.

Damit die Weltklimakonferenzen künftig ihren eigentlichen Zweck erfüllen können, müssen sie nach Meinung der Denkfabrik dringend reformiert werden. Der schwedische Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK, Johan Rockström sagte zu den Abläufen und Ergebnissen der bisherigen Klimakonferenzen: »Dieser lethargische Prozess steht völlig im Kontrast zur Klimaforschung und den Klimaschäden und -risiken in der realen Welt.«

Die Forderung nach Veränderungen unterstrich der Club of Rome in einem offenen Brief an den UN-Generalsekretär António Guterres und den Executive Secretary der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), Simon Stiell. Unterschrieben wurde der offene Brief von einer Expertengruppe aus WissenschaftlerInnen sowie politischen Führungspersonen, darunter Mary Robinson, der früheren Präsidentin von Irland und Ban Ki-moon, dem früheren Generalsekretär der Vereinten Nationen. In dem Brief nannten die UnterzeichnerInnen konkrete Vorschläge für Veränderungen der bisherigen Systematik der jährlichen Klimakonferenzen.

So forderten die Unterzeichnenden häufigere und kleinere Treffen anstelle der jährlichen Mammutkonferenzen. Zudem brauche es einen stärkeren Fokus auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Stand der Klimakrise.

Bei den bisherigen Weltklimakonferenzen COP (Conference of Parties) treffen sich aktuell einmal im Jahr die Vertreter von rund 200 Staaten, um über die Eindämmung der Erderwärmung zu beraten. Es ist eine eher verstörende Tatsache, dass immer mehr Lobbyvertreter der Öl- und Gasindustrie bei den Konferenzen anwesend sind. So wird die bevorstehenden COP 28 in Dubai vom Vorsitzenden des staatlichen emiratischen Ölkonzerns ADNOC geleitet. Die Forderung nach kleineren und wesentlich effektiveren Zusammenkünften deckt sich auch mit einem Plan der Bundesregierung nach Gründung eines deutlich operativeren Klimaklubs anstelle der bisherigen globalen Klimakonferenzen.

Der Club of Rome unterstrich eine wichtige Komponente von zukünftigen Klimakonferenzen. Stärker im Fokus stehen müsse demnach, wie weit die Welt vom Erreichen des international vereinbarten 1,5-Grad-Ziels entfernt sei. Die Denkfabrik hält eine Modellierung für sinnvoll, die während der Konferenz ständig neu berechnet, wie sich bestimmte Entscheidungen auf den Temperaturanstieg auswirken würden. Bei allen Gesprächen und Verhandlungen müsse außerdem klar benannt und sichtbar angezeigt werden, welche Länder Fortschritte machten und welche nicht.

Fazit

Die Forderungen des Club of Rome erscheinen absolut berechtigt. Die Denkfabrik zeichnet sich nach dem Erscheinen ihrer ersten Streitschrift im Jahr 1972 immer wieder durch aufsehenerregende Publikation und klare Forderungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Das fast schon historisch zu nennende Buch »Die Grenzen des Wachstums« gilt heute als das einflussreichste seiner Art mit dem Hinweis zur drohenden Überlastung unseres Planeten. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum erschein am 6.9.2022 die aktuelle Streitschrift unter dem Titel »Earth for All«.

»Das aktuelle Wirtschaftssystem bringe nicht nur die Umwelt, sondern auch Ökonomie und Lebensqualität unweigerlich an ihre Grenzen«, lautete schon im Jahr 1972 die Warnung der Denkfabrik. Die Aktualität dieses Satzes ist frappierend.

Die dahinterliegende Forderung nach Veränderungen ist unbequem, aber im Hinblick auf die Folgen einer weiter fortschreitenden Erderwärmung durchaus berechtigt. Dies betrifft auch das heutige System der Weltklimakonferenzen, deren Reform nach vielfältiger Meinung aus Wisschenschaft, Politik und Nichtregierungsorganisationen überfällig ist. Ein Kernsatz dazu: »Konferenzen mit blumigen Abschlußerklärungen und unter der Regie von großen Lobbyverbänden können die Erderwärmung nicht beenden.«

Dezentrale Treffen der Länder und ihrer politischen Führungen, die erkannt haben, dass nur systemische Veränderungen die Erderwärmung und ihre Folgen aufhalten, wären dagegen ein neuer und erfolgversprechenderer Weg.