Heftiger Föhnsturm mit Orkanböen bis 200 km/h in den Alpen! Wie kommt es zum Föhn?
Ein ungewöhnlich heftiger Föhnsturm sorgte am Freitag für turbulentes Wetter in den Alpen. Auf den Bergen wurden dabei Orkanböen bis zu 200 Kilometern pro Stunde registriert. Der Sturm sorgte für zahlreiche Probleme, wie umgestürzte Bäume und Stromausfälle. Wie entsteht eigentlich eine solche Föhnlage?
Mit der Annäherung eines ausgeprägten Tiefdruckkomplexes vom Atlantik her hat sich in den Alpen eine ungewöhnlich starke Südströmung eingestellt. Mit dem Südföhn wurde am Patscherkofel bei Innsbruck mit 197 Kilometern pro Stunde die höchste offizielle Windgeschwindigkeit in Österreich gemessen seit dem Wintersturm Kyrill im Jahre 2007.
Föhnorkan auf den Bergen
Der sturmerprobte Hausberg der Tiroler Landeshauptstadt liegt auf 2251 Metern Höhe und ist bekannt für seine hohen Windgeschwindigkeiten. Die gemessenen knapp 200 km/h bedeuten aber auch hier den vierthöchsten Wert seit Beginn der Windmessungen im Jahr 1977. Der Rekord liegt bei 216 km/h im November 1997.
In den Alpentälern lagen die Windspitzen meist zwischen 100-120 Kilometern pro Stunde. Dies blieb nicht ohne Folgen und sorgte in Österreich für zahlreiche Probleme. In Tirol waren zahlreiche Haushalte ohne Strom und die Brennerbahn war am Freitag zwischen Matrei und dem Brennerpass gesperrt.
Wegen des heftigen Föhnsturms wurde auch die bekannte Großglockner-Hochalpenstrasse für den Verkehr gesperrt. Auch die Katschbergstrasse (B99) an der Landesgrenze von Salzburg mit Kärnten wurde wegen der umgestürzten Bäume für den Verkehr gesperrt.
Der kräftige Südföhn sorgte allerdings nicht nur Sturm und Orkan, sondern auch für die Jahreszeit extrem hohen Temperaturen. Zwar hat es in Innsbruck in der Nacht zu Freitag nicht für eine Tropennacht gereicht, die Tiefsttemperatur von 18,8 Grad Celsius an der Station Universität bedeuteten hier die wärmste Oktobernacht seiner Messgeschichte. Um 6 Uhr am Morgen war es durch den Föhn tropisch-warm mit 22°C in der Landeshauptstadt von Tirol.
Auch bei den Höchsttemperaturen wurden außergewöhnlich hohe Temperaturen erreicht. In Teilen von den österreichischen Bundesländern Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich wurden an die 28°C gemessen. Im bayerischen Reit im Winkl gab es mit dem Föhn 27°C.
Der Südföhn
Doch wie kam es zu dem beschriebenen Phänomen? Föhn ist in den Alpen prinzipiell ein häufiges Ereignis und nichts ungewöhnliches. Er entsteht durch die direkte Anströmung eines Hindernisses, in diesem Fall die Alpen von Süden her. Südföhn bildet sich, wenn über Westeuropa ein Tiefdruckgebiet liegt, das auf seiner östlichen Seite die Luft gegen die Alpen führt.
Besonders oft tritt Föhn in den Monaten März, April, Mai, Oktober und November in den Talschlüssen in unmittelbarer Nähe zum Alpenhauptkamm auf. Im jetzigen Fall war der Südföhn ein hochreichender Föhn, sprich die Anströmung des Gebirges erfolgte auch in höheren Luftschichten und damit auch mehrere Kilometer über den Alpengipfeln.
Dabei strömt die Luft über die Alpen und stürzt in stürmischen Böen in die Täler hinab. Durch kleinräumige Effekte können die Windgeschwindigkeiten in engen Tälern zusätzlich erhöht werden. Die absinkende Luft erwärmt sich und es können sich sehr warme Temperaturen bei einer geringen Luftfeuchtigkeit einstellen. Die Fernsicht ist dabei häufig grandios.