Föhn in den Alpen: Im Norden hui, im Süden pfui. Meteorologe Markus Köss erklärt die großen Wetterkontraste.

In diesen Tagen herrscht in den Alpen eine Südströmung vor und führt damit zu großen Wetterkontrasten. Auf der Nordseite gibt es Föhn und im Süden Stau. Wie kommt es zu den großen Wetterunterschieden in den Bergen?

Alpenföhn
Eine kräftige Südströmung beschert der Alpennordseite viel Sonne und warme Temperaturen (Foto Markus Köss, Innsbruck 17.10.24)

Wenn die Alpen mit Luftmassen von Süden überströmt werden, gibt es dort häufig große Wetterkontraste. So auch in diesen Tagen, wo sich die Wolken auf der Südseite stauen und es auf der Nordseite zu Föhn kommt. Besonders im Frühjahr und im Herbst tritt dieses Wetterphänomen besonders häufig auf.

Was ist Föhn?

Zunächst einmal zu der Frage, was Föhn meteorologisch überhaupt bedeutet: Föhn ist im Allgemeinen ein Wind, der auf der Leeseite von Gebirgen durch Absinken wärmer und relativ trockener wird. Die Leeseite ist dabei die der Hauptwindrichtung abgewandte Seite, sprich bei der aktuellen Südströmung die Nordseite der Alpen. Auf der Luvseite (der Windrichtung zugewandten Seite) stauen sich dagegen die Wolken, wie aktuell auf der Alpensüdseite.

Da die Alpen überwiegend in West-Ost-Richtung verlaufen, kommt es hier in aller Regel entweder, wie aktuell, zu einem Südföhn oder aber zu einem Nordföhn. Bei einem Nordföhn stauen sich die Wolken auf der Alpennordseite und im Süden herrschen sonnige Bedingungen vor.

Die bekannteste Form ist aber der in diesen Tagen vorherrschende Südföhn, wenn die Luft aus Italien nordwärts über die Alpen strömt. Die Annäherung eines kräftigen Tiefs über Westeuropa setzt dabei eine kräftige Süd- bis Südwestströmung ein. Durch die Luftdruckunterschiede zwischen Alpensüd- und Alpennordseite wird die Föhnströmung in Gang gesetzt.

Bei der aktuellen Lage führt dies dazu, dass sich die aus Süden anströmende Luft an den Alpen staut und es auch zu zeitweiligen Regenfällen kommt. Betroffen hiervon ist zum Beispiel Südtirol in Italien, aber auch das Tessin in der Schweiz.Sobald die Luft aber den Alpenhauptkamm überquert, sinkt sie in die Täler ab. Die absinkende Luft erwärmt sich und es können sich sehr warme Temperaturen bei einer geringen Luftfeuchtigkeit einstellen. Die Fernsicht ist dabei häufig grandios.

Am vergangenen Donnerstag war die Föhnlage besonders klassisch. Eine beständige Föhnmauer hielt sich genau am Alpenhauptkamm teilweise über 48 Stunden lang. Auf der Südseite gab es zum Beispiel in Südtirol viele dichte, tief hängende Wolken, während sich direkt nach der italienisch/österreichischen Grenze (Hauptkamm) die Wolken auflösten und es bei Föhn viel Sonne und eine tolle Fernsicht gab.

Sommertag in Salzburg

Auf dem Patscherkofel (2251m) oberhalb von Innsbruck brachte der Föhnsturm am Donnerstag 107 km/h in der Spitze und in der Stadt selber stiegen die Temperaturen bei viel Sonne auf 24 Grad. In Salzburg gab es mit 25 Grad Höchsttemperatur sogar einen offiziellen Sommertag und das Mitte Oktober! Auf der Alpensüdseite blieb es in Südtirol deutlich kühler bei maximal 16 Grad in Bozen.

Übrigens kann es auch Föhn geben, wenn es beiderseits der Alpen wolkenlos ist, aber unterschiedliche Luftmassen vorherrschen. Die kühlere Luft kann dann durch flachere Einschnitte am Alpenhauptkamm durchfließen und wasserfallartig in die Täler strömen. Ein typisches Beispiel dafür ist der mit 1400m verhältnismäßig niedrige Brennerpass und das südlich gelegene Innsbruck auf gut 500 Höhenmetern ("Österreichischer Föhn"). Dabei scheint sowohl in Tirol als auch in Südtirol die Sonne, in Innsbruck weht dazu aber ein spürbarer Föhnwind.