Extreme Wärme! Dramatischer Schneemangel in den Alpen!
Statt Frost und Schnee gab es den wärmsten Jahreswechsel seit Aufzeichnungsbeginn. Dabei wurden viele alte Temperaturrekorde nahezu pulverisiert mit Temperaturen teils über 20 Grad. Nicht ohne Folgen auch für die Alpen, die unter extremen Schneemangel bis in die Hochlagen leiden!
Nachdem die erste Dezemberhälfte 2022 noch deutlich zu kalt ausgefallen ist, hat sich das Blatt danach komplett gewendet. Statt Eis und Schnee gab es Tauwetter und Regen bis in die Hochlagen der Alpen. So war der Dezember durch extreme Temperaturgegensätze geprägt. Von der markantesten Kältewelle in einem Dezember seit 2010 hin zu zahlreichen Wärmerekorden zum Jahreswechsel.
Mehr als 20 Grad an Silvester
Ein gutes Beispiel dafür, dass an der Mitteltemperatur eines Monats nicht unbedingt der eigentliche Wettercharakter zu erkennen ist, war der Dezember 2022. War der Monat bis zur Hälfte noch deutlich im Minus, lag er am Ende etwa 1 Grad im Plus, was in etwa dem Klimamittel entspricht. Es zeigt auch noch einmal die Problematik von Jahreszeitenvorhersagen für einzelne Monate. Selbst ein genau im Mittel liegender Monat kann dabei komplett unterschiedliche Wetterextreme hervorbringen.
Der Dezember 2022 endete mit einer historischen Winterwärmewelle! Noch nie seit Beginn der Messungen wurden so hohe Tageshöchsttemperaturen, aber auch höchste Tiefstwerte und dadurch auch Tagesmitteltemperaturen, gemessen und dies in bisher nicht gekannten Dimensionen.
In Wielenbach im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden gegen 14 Uhr 20,8 Grad gemessen, in München 20 Grad. In Baden-Württemberg wurden in Müllheim bei Freiburg und in Ohlsbach jeweils 20,3 Grad gemessen. Die zuvor höchste Temperatur an Silvester gab es laut DWD mit 17,0 Grad im Jahr 1961 in Müllheim. 2021 war es in Freiburg im Breisgau 16,9 Grad warm. Der Vergleich mit den alten Monatsrekorden verdeutlicht noch einmal, wie historisch die Wärme war. Genau diese Pulverisierung von alten Rekorden ist ein Indiz für die Klimakrise!
Dazu kommen die schier unglaubliche Masse an Wetterstationen, die neue Temperaturrekorde für den Dezember gemessen haben. So meldeten Silvester um 12 Uhr schon mehr als 160 Stationen Allzeitrekorde, darunter auch Potsdam mit einer Messreihe seit 1893. Und auch am 1. Januar des neuen Jahres wurden an fast 300 Stationen neue Monatsrekorde für die Tageshöchsttemperatur gebrochen (Datengrundlage Deutscher Wetterdienst).
Extremer Schneemangel
Stark betroffen von dem Wärmeeinschub sind natürlich auch die Mittelgebirge und die Alpen. In den Mittelgebirgen liegt mittlerweile quasi kein (Natur-) Schnee mehr. Aber auch in den Alpen ist die Schneelage insbesondere unterhalb von 2000 Metern extrem schlecht.
Dabei sind die Weihnachtsferien äußerst wichtig für den Skitourismus. In manchen Skigebieten werden in dieser Zeit bis zu 30 Prozent des Winterumsatzes erwirtschaftet. Es ist ein herber Verlust für Skiliftbetreiber und Gastronomiebetriebe, wenn das Weihnachtsgeschäft ins Wasser fällt. "Doch die Weihnachtszeit wird durch die Klimakrise immer mehr zur Zitterpartie", so Bernd Weitgasser, der Betriebsleiter der Klostertaler Bergbahnen im Österreichischen Rundfunk (ORF) Vorarlberg.
Skigebiete in den Alpen teilweise geschlossen
Während tief gelegene Skigebiete teilweise sogar komplett geschlossen sind, kurven in mittleren Lagen viele Skifahrer auf weißen Kunstschneebändern in der braun-grünen Landschaft den Hang herunter. Besser ist die Lage nur oberhalb von etwa 2000 Metern, da hier der viele Regen zumindest zum großen Teil noch als Schnee gefallen ist. So weit oben konnte auch das nachfolgende Tauwetter nicht viel anrichten. Es liegt überall in den Hochalpen genug Schnee, wenn auch nicht ganz so viel wie im Durchschnitt zu dieser Jahreszeit.
Bitter auch die Situation für Langläufer*innen in Leutasch, gelegen in der Olympiaregion Seefeld. Abseits von einigen Kunstschneeloipen ist hier auf über 1000 Metern Seehöhe kein Langlauf möglich. Dabei gilt die Region als sehr schneesicher! Normalerweise tummeln sich in den Weihnachtsferien hunderte von Langläufer*innen in dem Gebiet. Doch aktuell herrschen grüne Wiesen vor und einige Orte wirken wie ausgestorben.
In den Alpen sind tausende Existenzen direkt oder indirekt vom Wintertourismus abhängig. Die Variabilität des Wetters wird den Alpen immer wieder auch schneereiche und kalte Phasen bescheren, doch der Trend ist eindeutig und gerade niedrige und mittlere gelegene Skigebiete werden es in Zukunft immer schwerer haben, ihren Skitourismus noch wirtschaftlich betreiben zu können. Neben einem globalen und aktiven Klimaschutz geht es für diese Tourismusregionen auch um mögliche attraktive Alternativen zum klassischen Wintersport.