Exremwetterkongress: Das Pariser Klimaabkommen ist faktisch gescheitert!
Schon in Kürze könnten die Ziele des Pariser Klimaabkommen gerissen werden. Auf dem dreitägigen Extremwetterkongress in Hamburg haben zahlreiche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über aktuelle Entwicklungen rund um das Thema Wetter und Klimawandel diskutiert.
Der diesjährige September wird der wärmste jemals gemessene September in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn 1881. Da passt es ins Bild, dass auf dem 13. Extremwetterkongress in Hamburg die Experten und Expertinnen eindrücklich darstellten, dass 2023 das Jahr ist, in dem die Entwicklung der extremen Wetterereignisse ein Maß erreicht hat, in dem es keine Möglichkeit mehr der Leugnung des Klimawandels und der menschlichen Ursachen gibt.
Extreme Wetterereignisse in 2023
Damit habe die Menschheit die Chance zur Stabilisierung des Weltklimas verpasst. Das Jahr 2023 stellt somit einen Wendepunkt für die Entwicklung des Weltklimas dar, denn noch nie waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch wie dieses Jahr. Dabei wurden zahlreiche alte Rekorde nahezu pulverisiert.
Das Mittelmeer war teilweise 5 bis 6 Grad wärmer als normal und bot damit die nötige Energie für die verheerenden Niederschläge und Überschwemmungen in Südeuropa und Libyen. Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmass erreicht wie in diesem Jahr!
Deutschland hat dabei in diesem Sommer das Glück gehabt, keine extremen Hitze- und Dürrephasen erlebt zu haben. Das ist aber nur dem Zufall im chaotischen System der Atmosphäre mit seiner natürlichen Varianz beim Wetter zu verdanken.
Der September 2023 brach dagegen wieder zahlreiche Rekorde und wird der mit Abstand wärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen! Laut dem Meteorologen Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD) ist dieser Temperaturrekord "ähnlich atemberaubend wie beispielsweise die Rekordhitze im Juli 2019 mit 41,2°C." Wenn im Juli oder August so eine Wetterlage vorherrschend gewesen wäre, hätte dies mehrere extreme Hitzewellen mit Temperaturen um 40 Grad zur Folge gehabt.
1,5-Grad-Grenze bald überschritten
Diese Entwicklungen werden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit größter Sorge wahrgenommen. Saisonale Klimamodelle halten schon im Jahr 2024 oder 2025 das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, sagte zu Beginn des Extremwetterkongresses: "Wir müssen uns damit abfinden, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten werden wird. Damit ist das Pariser Rahmenabkommen in diesem Punkt faktisch gescheitert."
Weiter bemerkte Marotzke, dass Klimaschutz ein Marathonlauf sei und stellte klar, dass selbst entschlossenes Handeln heute erst in 20 Jahren eine Wirkung im Klimasystem zeige. Selbst für das 2-Grad-Ziel seien noch enorme Anstrengungen nötig. Im Moment sei die Welt eher auf dem Weg in eine 3-Grad-Welt bis zum Ende des Jahrhunderts.
Der Organisator des Kongresses Frank Böttcher bemerkte dazu: "Wir müssen die Produkte, die unseren Planeten erhalten, günstiger machen als die, die den Planeten zerstören." Zwar müssten alle ihren Beitrag leisten, so Böttcher weiter, "aber die Leitplanken für diese Aufgabenstellung liegen in der Politik. Wir brauchen mehr Mut, Dinge auch wirklich zu ändern".
Jedoch waren sich die rund 450 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Hamburg einig, dass es trotz der extrem schwierigen Lage wenig bringt, in einen kollektiven Pessimismus zu verfallen. Dies werde bei vielen Menschen eher Ängste auslösen und die Bereitschaft lähmen, sich für Klimaschutz zu engagieren. Die notwendige Transformation sollte vielmehr auch die positiven Seiten der Veränderungen betonen und diese nicht nur mit negativen Assoziationen wie Verzicht oder Kosten verbinden.