Erntealarm in der EU: Unterdurchschnittliche Erträge für die meisten Kulturen erwartet!
Das Joint Research Centre (JRC), der Wissenschaftszweig der Europäischen Kommission, hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der die schweren Auswirkungen des Extremwetters im August auf die europäische Landwirtschaft beleuchtet. Diese klimatischen Extreme haben nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität vieler wichtiger Kulturen erheblich beeinträchtigt, was eine ernsthafte Bedrohung für die landwirtschaftliche Produktion in der EU darstellt.
Laut der August-Ausgabe des JRC MARS Bulletin zur Ernteüberwachung in Europa wurden die Ertragsprognosen auf EU-Ebene für fast alle Kulturen nach unten korrigiert. Dies ist auf die außergewöhnlich heißen Bedingungen im Süden und die übermäßigen Regenfälle im Norden zurückzuführen:
Die extremen Wetterbedingungen im August 2024 haben erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Europa verursacht. Insbesondere in Südeuropa, wo Hitzewellen und Dürreperioden dominierten, wird erwartet, dass die Ernteerträge in einigen Regionen um bis zu 30 % zurückgehen.
Dies betrifft vor allem den Anbau von Oliven, Getreide und Weinreben.
Für den Weinanbau in Südeuropa, speziell in Spanien und Italien, könnte die Weinproduktion um bis zu 20 % sinken, was zu einem Anstieg der Weinpreise von etwa 15 bis 25 % führen könnte.
Die Olivenölproduktion in diesen Ländern könnte um etwa 25 bis 30 % zurückgehen, was ähnliche Preisanstiege zur Folge hätte.
Die nach unten korrigierte Ertragsprognose für Sommerfrüchte (insbesondere Körnermais und Sonnenblumen) ist hauptsächlich auf die außergewöhnlich hohen Temperaturen zurückzuführen, die während des Berichtszeitraums in den meisten Teilen Süd-, Südost- und Osteuropas auftraten.
Sommerfrüchte waren besonders in Regionen betroffen, in denen die heißen Bedingungen mit begrenzter Wasserverfügbarkeit zusammenfielen, wie es häufig in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland der Fall war.
In Zentraleuropa, wo starke Regenfälle zu Überschwemmungen führten, wird ein Rückgang der Getreideproduktion um etwa 10 bis 15 % erwartet.
Deutschland und Frankreich, zwei der größten Getreideproduzenten Europas, könnten diese Verluste zusammen einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von mehreren Milliarden Euro verursachen.
Hohe Niederschläge beeinträchtigten Winterkulturen im Norden
Die schlechte Leistung der Wintergetreide (insbesondere Weichweizen und Wintergerste) ist größtenteils auf übermäßig nasse Bedingungen zurückzuführen, die große Teile West- und Nordeuropas beeinträchtigten.
Dies war während des aktuellen Berichtszeitraums besonders in den baltischen Ländern der Fall, wo ein extrem intensives Regenereignis zu Lagerungsschäden und einer verminderten Kornqualität führte, was die bisher positiven Ertragserwartungen erheblich reduzierte.
Häufige, wenn auch weniger extreme Niederschläge behinderten auch die Ernte in Nordfrankreich, den Benelux-Ländern und Nordwestdeutschland, wo die Winterkulturen bereits während der gesamten Saison unter zu nassen Bedingungen gelitten hatten.
Schädlinge und wetterbedingte Krankheiten
Zusätzlich hat die erhöhte Schädlingstätigkeit und Krankheitsverbreitung infolge der ungewöhnlichen Wetterbedingungen zu weiteren Produktionsausfällen geführt.
Teilen Südeuropas und Mitteleuropas führte der Maiszünsler zu erheblichen Schäden bei Maispflanzen. Die heißen und trockenen Bedingungen begünstigten die Vermehrung dieses Schädlings, was die Ernteerträge erheblich reduzierte.
In vielen Teilen Nord- und Mitteleuropas, insbesondere in Polen und Deutschland, hat der Kartoffelkäfer großen Schaden angerichtet. Der feuchte Sommer bot ideale Bedingungen für seine Verbreitung, was zu erheblichen Verlusten bei der Kartoffelernte führte.
Übermäßige Niederschläge in Nord- und Mitteleuropa führten zu einem verstärkten Auftreten von Pilzerkrankungen wie Septoria und Fusarium. Diese Pilze beeinträchtigen die Qualität und Menge von Weizen und Gerste und führten in vielen Regionen zu erheblichen Ernteausfällen.
Im Weinbau, insbesondere in Südeuropa, führte der Falsche Mehltau durch die extrem heißen und feuchten Bedingungen zu starken Schäden. Dies beeinträchtigte nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Weintrauben erheblich.
In den Olivenanbauregionen Südeuropas, vor allem in Spanien und Italien, sorgte die Olivenfruchtfliege aufgrund der warmen und trockenen Bedingungen für erhebliche Verluste. Dieser Schädling ist besonders gefährlich, da er die Oliven unbrauchbar macht und die gesamte Ernte vernichten kann.
Die Analyse zeigt, wie dramatisch die Ernteerträge in weiten Teilen Europas aufgrund der ungewöhnlich heißen Temperaturen im Süden und der übermäßigen Niederschläge im Norden zurückgegangen sind.