Welterschöpfungstag schon am 1. August: Unser Natur-Budget ist wieder überlastet, aber es gibt Grund zur Hoffnung

Wien/Oakland, 1. August 2024 – Laut aktuellen Analysen hat die Menschheit am 1. August 2024 die gesamte Biokapazität aufgebraucht, die die Natur für das Jahr zur Verfügung stellen kann. Von nun an bis zum Jahresende leben wir über unsere Verhältnisse – auf Kosten der Natur. Michael Schwingshackl, Obmann der Plattform Footprint, veranschaulicht die Situation: "Wer in sieben Monaten sein ganzes Jahreseinkommen ausgibt, müsste sich ernsthafte Sorgen machen."

Wie viel Natur steht uns noch zur Verfügung? Und wie viel davon verbrauchen wir? Diese Fragen beantwortet der ökologische Fußabdruck, der wie ein Kontoauszug der Natur fungiert.

Er zeigt jährlich auf, wie viel unsere Ökosysteme produzieren und wie viel wir davon in Anspruch nehmen.

Plattform Footprint – Verein zur Förderung des Bewusstseins für den Ökologischen Fußabdruck
Plattform Footprint – Verein zur Förderung des Bewusstseins für den Ökologischen Fußabdruck


Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenüber gestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen (ökologischer Fußabdruck).

Biokapazität

Dabei konzentriert sich diese Methode auf die regenerativen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen – wie Wälder, Ackerflächen und Flüsse – und bezeichnet dies als Biokapazität.

Edward O. Wilson, Evolutionsbiologe und emeritierter Harvard Professor:

The Ecological Footprint is one of the most important environmental concepts in currency today, with virtually unlimited educational and practical implications.

Der Footprint kann für jede menschliche Aktivität berechnen, wie viel Natur dafür aufgewendet wird. Dies gilt für Individuen genauso wie für Unternehmen, Städte, Länder und die gesamte Menschheit.

Menschen verbrauchen so viele ökologische Ressourcen, als würden wir auf 1,71 Erden leben. Der ökologische Fußabdruck ist die einzige Messgröße, die den Ressourcenbedarf von Individuen, Regierungen und Unternehmen mit der biologischen Regenerationsfähigkeit der Erde vergleicht.

Die ökologische Buchhaltung: Der ökologische Fußabdruck

Der Kontoauszug der Natur fungiert wie folgt: Er zeigt jährlich auf, wie viel unsere Ökosysteme produzieren und wie viel wir davon in Anspruch nehmen.

Dabei konzentriert sich diese Methode auf die regenerativen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen – wie Wälder, Ackerflächen und Flüsse – und bezeichnet dies als Biokapazität.

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Dazu gehören sauberes Wasser, Getreide für unser Brot, Holz für unsere Häuser und pflanzliche oder tierische Fasern für unsere Kleidung.

https://www.footprintnetwork.org/2024/07/21/earth_overshoot_day_2024/
Source National Footprint and Biocapacity Accounts 2024 edition Additional countries and data at data.footprintnetwork.org

Der ökologische Fußabdruck bietet eine wissenschaftlich fundierte Darstellung des Verhältnisses zwischen dem Angebot an Naturkapital und dem menschlichen Verbrauch. Seine größte Stärke liegt in der Einfachheit der Darstellung:

Menschliche Aktivitäten – sei es Essen, Reisen oder Computerspielen – können auf eine einzige Zahl reduziert werden: den Fußabdruck

Diese anschauliche Darstellung ist äußerst wirkungsvoll. Ob im Alltag, in Stadtverwaltungen, in Vorstandsetagen von Unternehmen oder bei internationalen Verhandlungen – diese Metapher erleichtert das Gespräch über Ressourcenverbrauch und mögliche Alternativen erheblich.

In Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise hat Geld eine neue Dimension erreicht: Rettungspakete für Banken, Konjunkturprogramme für eine angeschlagene Wirtschaft, Staatshaushalte, die immer tiefer in die Verschuldung rutschen. Es geht längst nicht mehr um Millionen, sondern um Milliarden oder gar Billionen. Wohin das alles führen wird, ist ungewiss.

Der Deutsche Erdüberlastungstag 2024

In diesem Jahr fiel der Deutsche Erdüberlastungstag auf den 2. Mai.

Das bedeutet, dass die Ressourcen und ökologischen Kapazitäten, die der Erde für ein ganzes Jahr zur Verfügung stehen, bereits an diesem Tag verbraucht wären, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie in Deutschland.

Die Übernutzung der Ressourcen in Deutschland ist so hoch, dass wir drei Erden bräuchten, um den weltweiten Bedarf an Ressourcen und Emissionen auf diesem Niveau zu decken.

Es gibt Hoffnung

Christoph Bals, der politische Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, erklärt, dass die Erdüberlastung jahrzehntelang fast jedes Jahr zugenommen hat, sich jedoch seit etwa zehn Jahren auf einem hohen Niveau eingependelt hat.

Er sieht jedoch eine positive Entwicklung:

Es scheint, als sei ein Wendepunkt erreicht und die Überlastung könnte bald zurückgehen.

Der weltweite Aufschwung der erneuerbaren Energien, der Speichertechnologien, der Elektromobilität und der Wärmepumpen beginnt, das fossile Geschäftsmodell zu verdrängen!

Trotzdem müssen diese positiven Trends deutlich beschleunigt werden, um irreversible Klima-kipppunkte und den Verlust weiterer Arten zu verhindern.

Insbesondere die Industrieländer und stark emittierenden Schwellenländer tragen aufgrund ihrer intensiven Ressourcennutzung die größte Verantwortung.

Eine Untersuchung der Ohio State University ergab, dass sechs Prozent von 178 Ländern ökologisch nachhaltig wirtschaften.

Diese Länder können ihre Bürger:innen ausreichend mit Nahrung, Energie und Wasser versorgen, ohne die natürlichen Ressourcen zu überlasten.

Die Studie analysierte den Wasserverbrauch und die Fähigkeit zur CO2-Absorption, etwa durch Wälder.

Die Wissenschaftler:innen sehen darin eine Chancen, die Umweltrisiken durch den Einsatz erneuerbarer Energien, pflanzliche Ernährung und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu verringern.

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Graphical abstract. Credit: One Earth (2023). DOI: 10.1016/j.oneear.2023.03.008

Staatengemeinschaftliches Handeln ist der Schlüssel zum Erfolg: IRENA

IRENA ist die einzige internationale Organisation mit ausschließlichem Fokus auf Erneuerbare Energien.
IRENA unterstützt Mitgliedsstaaten bei der Energiewende und der Erreichung ihrer Ziele in Richtung Ausbau Erneuerbarer Energien mit beinahe globaler Mitgliedschaft,

erklärt das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) dient als zentrale Plattform für internationale Zusammenarbeit, als Exzellenzzentrum, als Wissensspeicher für Politik, Technologie, Ressourcen und Finanzen sowie als Treiber von Maßnahmen vor Ort, um die Transformation des globalen Energiesystems voranzutreiben.

Als globale zwischenstaatliche Organisation, die 2011 gegründet wurde, fördert IRENA die weitverbreitete Nutzung und nachhaltige Anwendung aller Formen erneuerbarer Energien, einschließlich Bioenergie, Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie, Solar- und Windenergie, im Streben nach nachhaltiger Entwicklung, Energiezugang, Energiesicherheit sowie kohlenstoffarmem Wirtschaftswachstum und Wohlstand.

Das deutsche Auswärtige Amt beschreibt IRENA wie folgt:

Globale Herausforderungen wie Energiesicherheit, Umweltschutz und Armutsbekämpfung lassen sich nicht im Alleingang lösen. Die Internationale Energieagentur und die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien unterstützen den weltweiten Ausbau erneuerbarer Energien und nachhaltige Energiepolitik.

Bereits im Jahr 2019 präsentierte die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) auf dem Berlin Energy Transition Dialogue ihre "Roadmap to 2050".

Dieses Dokument zeigt, wie ein Energiesystem, das auf erneuerbaren Energien basiert, die Treibhausgasemissionen erheblich senken kann.

Bis zum Jahr 2050 könnte der Anteil erneuerbarer Energien am weltweiten Energieverbrauch von derzeit 20% auf 50% steigen und am Stromverbrauch von aktuell 25% auf 86%.

Um solche Fortschritte im gesamten Energieverbrauch zu erzielen, müssten auch der Wärme- und Mobilitätssektor weitgehend elektrifiziert und digitalisiert werden.

Eine solche globale Energiewende könnte die weltweiten CO₂-Emissionen im Vergleich zu den heutigen Werten um 70% reduzieren.

Die von der IRENA geleitete SIDS Lighthouses Initiative unterstützt kleine Inselstaaten (Small Island Developing States – SIDS) bei diesem Wandel. Die Initiative hilft diesen Staaten, ihre fossilen Energiesysteme in nachhaltige Systeme umzuwandeln, die auf erneuerbaren Energien basieren, und trägt damit zur Erreichung der globalen Ziele bei.