Ungewöhnlich heftiger Eisregen im Westen Frankreichs!
Nach der Kälte und dem Schnee kommt jetzt das Eis! Es hat zwischen Donnerstagabend und Freitagmittag auf den Straßen von der Bretagne bis zum Poitou für Chaos gesorgt. Angesichts dieses als außergewöhnlich bezeichneten Wetterphänomens wurde in 4 Regionen eine Unwetterwarnung herausgegeben.
Seit Anfang der Woche steht eine große Nordhälfte Frankreichs unter dem Einfluss einer polaren Luftmasse, die direkt aus Sibirien kommt: Es ist die berühmte Moskau-Paris-Kälte! Sie war verantwortlich für die sehr starken Fröste, die im Nordosten mit bis zu -16 °C brachten und einen eisigen Nordostwind. Außerdem kam es zu heftigem Schneefall, der ganze Landstriche lahmgelegt hat. In den vergangenen Tagen gab es nun etwas Tauwetter, aber eben leider auch den gefrierenden Regen und der macht große Probleme.
Das Straßennetz verwandelt sich in eine riesige Eisbahn
Während das Quecksilber unter der Wolkendecke meist zwischen -2 und 0 °C lag, weichte die Luftmasse zwischen 1000 und 2000 Höhenmetern mit leicht positiven Werten merklich auf. Der Niederschlag, der am Donnerstagnachmittag und -abend die Bretagne erreichte, fiel also in flüssiger Form. Bei Kontakt mit dem Boden gefriert dieser Niederschlag fast augenblicklich: Dies wird als gefrierender Regen bezeichnet. Das gilt als das gefährlichste Phänomen, weil es unsichtbar ist, anders als zum Beispiel Schneefall. Die Verkehrsbedingungen wurden schnell gefährlich, die Straßen waren fast unpassierbar. So kam es in der Region zu Dutzenden von - glücklicherweise materiellen - Unfällen, sei es auf der National 24, der National 12 und noch mehr auf den Nebenstrecken.
Am stärksten betroffen waren die schweren Nutzfahrzeuge. Zwar gab es keine Verkehrsbeschränkungen für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, doch im Gegensatz zum Schneefall am Dienstag gerieten mehrere hundert Lkw in große Schwierigkeiten. Etwa 600 von ihnen hielten wegen der Gefahr an, sei es an Raststätten, Standstreifen oder sogar mitten auf der Fahrbahn. Mehrere Autofahrer und Lkw-Fahrer mussten die Nacht in den eingerichteten Auffangräumen verbringen, während viele Mitarbeiter es vorzogen, an ihrem Arbeitsplatz zu übernachten, da sie die Straßen am Donnerstagabend für zu gefährlich hielten.
Das erste Mal seit 34 Jahren eine 1 cm dicke Eisschicht
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag und am Freitagmorgen erreichte gefrierender Regen den Süden des Pays-de-la-Loire und anschließend das Poitou. Dies ist das erste Mal in den 20 Jahren des Bestehens der Wetterwarnkarten, dass diese Warnstufe für dieses Phänomen ausgerufen wurde. Teilweise war die Eisdecke lokal einen Zentimeter erreicht. Streusalz hat unter diesen Bedingungen so gut wie keine Wirkung mehr.
Auch hier wurden Dutzende von Unfällen gemeldet, ebenso wie im Süden von Maine-et-Loire und Loire-Atlantique. Mit dem Ende der Regenfälle in der Mitte des Tages und einem deutlichen Temperaturanstieg verbesserte sich die Situation schnell und die Warnungen wurden aufgehoben. Obwohl diese Art von Phänomen im Durchschnitt alle zwei oder drei Jahre auftritt, ist es in der Regel lokal begrenzt und sehr vorübergehend, wobei der Übergang zwischen kalter und milder Luft erfolgt. Aber hier war diese Eisepisode wirklich außergewöhnlich, denn sie war lang anhaltend, weit verbreitet und intensiv. Um eine solche umfangreiche zu finden, müssen wir bis zum 30. November 1993 zurückgehen. Das gab es also schon seit über 2 Jahrzehnten nicht mehr in dieser Form.