Ein Sommer voller Überraschungen - 12 interessante Fakten über die zurückliegende Jahreszeit.
Unerwartet heftige Regengüsse, später Bodenfröste, kurze Hitzewellen und ein Sommer, der einfach nicht enden wollte. Der Sommer 2024 hat viele überrascht – und dabei war er statistisch betrachtet ganz normal. Hier sind 12 Fakten, die diesen Sommer besonders gemacht haben!
Kaum jemand hätte im kühlen Juni oder wechselhaften Juli wohl gedacht, dass der Sommer 2024 im August nochmal so aufdreht und sich am Ende mit Rekordtemperaturen und einer bis in den September hineinreichenden Hitzewelle verabschieden würde.
Die jüngste Auswertung des Deutschen Wetterdienstes sorgt jedenfalls für Wirbel: Der Sommer 2024 war gemessen am Referenzzeitraum 1961-1990 bereits "der 28. zu warme Sommer“ in Folge in Deutschland.
Dabei wirkten die Sommermonate vom Gefühl und rein statistisch gesehen eher durchschnittlich. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,7°C lag der Sommer zwar knapp ein Grad über dem Mittel der letzten Jahrzehnte, doch bei den Niederschlägen landeten wir mit 240 Litern pro Quadratmeter ziemlich genau im Soll. Auch die Sonnenscheindauer fiel mit 712 Stunden deutschlandweit nur leicht überdurchschnittlich aus, nämlich knapp 15% darüber.
Doch was machte diesen Sommer wirklich besonders? Hier sind die 12 Wetterfakten, die sogar manchen Wetterexperten ins Staunen versetzten.
12 überraschende Fakten über den zurückliegenden Sommer
1. Regenfluten im Juni
Anfang Juni erlebte Bayern und Baden-Württemberg eines der heftigsten Regenereignisse der letzten Jahre. Anhaltender Dauerregen hervorgerufen durch ein Mittelmeertief über Norditalien setzte in den ersten Junitagen ganze Landstriche unter Wasser.
Besonders betroffen waren Regionen wie das Allgäu, Bayerisch-Schwaben und Oberbayern, wo innerhalb von fünf Tagen 50 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter fielen. In Zigmarszell-Zeisettsweiler, nahe Lindau und Bodensee, wurden sogar 173 l/m² Niederschlag gemessen. Diese enormen Wassermassen führten zu lokalen Hochwassern und Überschwemmungen, etwa entlang der Donau, bei denen bedauerlicherweise mehrere Menschen ihr Leben verloren.
2. Schafskälte im Juni brachte späten Bodenfrost
Der Juni, als erster Sommermonat, präsentierte sich eher nass und kühl. In einem sehr kühlen Wetterabschnitt zwischen dem 04. und 09. Juni, geprägt von Kaltluftvorstößen aus subpolaren Meeresregionen, verweilten die Temperaturen selbst tagsüber in einigen Regionen bei unter 20 Grad, nachts sacken die Temperaturen bis in den einstelligen Bereich.
Diese ausgeprägte Schafskälte sorgte insbesondere im Norddeutschen Tiefland und einigen Mittelgebirgstälern für sehr kalte Temperaturen in Erdbodennähe, stellenweise sogar für späten Bodenfrost. In der Eifel, Rhön, im Thüringer Wald und Erzgebirge wurden etwa in der Nacht zum 04. Juni Minima von nur knapp über Null Grad gemessen (Marienberg-Kühnhaide +0,5°C in 5 cm über dem Boden).
Am Morgen des 07. Juni fiel in Quickborn, nördlich von Hamburg, die Bodentemperatur sogar unter den Gefrierpunkt – mit frostigen -0,3°C. Solche Bodenfrostereignisse im Juni sind eher seltener und treten nur bei windschwachen, klaren Nächten auf.
3.Sturmtiefs fegen über der Nordsee
Der Sommer 2024 brachte ungewöhnlich starke Stürme mit sich, besonders Anfang Juli. So zog Sturmtief DALIA am 06. Juli über die Nordsee und sorgte in Norddeutschland für starke bis stürmische Böen. An den Küsten von Nord- und Ostsee wurden verbreitet Sturmböen gemessen, auf Sylt (115 km/h) und Spiekeroog (107 km/h) sogar Orkanböen. Selbst weiter im Landesinneren, wie etwa in Hamburg, fegte der Wirbel mit bis zu 91 km/h durch die Straßen. Eigentlich sind die Sommermonate eine Zeit, in der die Tiefdruckgebieten viel weiter nördlich über das Nordmeer und Skandinavien ziehen und so einen Bogen um Deutschland machen.
4. Verspätete erste Hitze im Juli
Deutlich verzögert startete der Sommer 2024 in die heiße Jahreszeit. Während in anderen Jahren bereits im Juni oder sogar schon im Mai die 30-Grad-Marke geknackt wird, dauerte es dieses Mal bis zum 6. Juli, ehe im Osten und Südosten Deutschlands die Temperaturen erstmals die 30 Grad erreichten.
Am 9. Juli wurden dann auch in den anderen Landesteilen um oder knapp über 30 Grad gemessen. Die erste richtige Hitzewelle, mit mehreren Tagen über 30 Grad, ließ allerdings bis Mitte Juli auf sich warten. Zwischen dem 18. und 21. Juli schwappte die Hitze einmal quer durch das Land – mehr als ein, zwei Tage am Stück waren aber nicht drin.
In Magdeburg wurde mit 30,1°C, 32,1°C und 33,2°C die längste Andauer registriert. Übrigens: Diese kurzen Hitzepeaks waren charakteristisch für den Sommer 2024. Immer wieder stiegen die Temperaturen abrupt an, nur um kurz darauf wieder zu fallen. Eine durchgehende Hitzephase stellte sich erst zum Ende des meteorologischen Sommers ein.
5. Häufige Regen- und Gewitterschauer, unwetterartiger Starkregen
Ein Kennzeichen des durchwachsenen Sommers waren die häufigen Regen- und Gewitterschauer, die immer wieder über das Land zogen. In Berlin etwa, einer der trockneren Regionen des Sommers in Deutschland, wurden alleine 36 Niederschlagstage gezählt, davon 17 Tage mit Blitz und Donner, zudem 12 Tage mit Wetterleuchten.
Besonders markant waren die Niederschläge, die Mitte August beim Durchzug von Wellentief SUSANNE im Süden und Südosten Deutschlands niedergingen. Am 18. August fielen in weiten Teilen Bayerns und Sachsens binnen 24 Stunden mehr als 50 l/m² Niederschlag, stellenweise sogar über 100 l/m².
Die Regenmassen ließen kleinere Flüsse über die Ufer treten und verursachten lokal Überschwemmungen. Geretsried in Oberbayern verzeichnete mit 107 l/m² deutschlandweit die höchste Niederschlagsmenge des Monats.
6. Hundstage im August bringen Jahreshöchsttemperatur
Zwischen dem 10. und 18. August 2024 wurde Deutschland von einer kurzen, intensiven Hitzewelle heimgesucht, die die höchsten Temperaturen dieses Sommers hervorbrachte.
Von Frankreich her griff die Heißluft mit Temperaturen von 30-35 Grad über, zunächst auf den Südwesten und Süden, ab dem 12. August auf den Westen und die Mitte, und schließlich ab dem 15. August auch auf den Osten Deutschlands. Diese Hitzewelle fiel mitten in die Zeit der Hundstage, die üblicherweise zwischen dem 23. Juli und 23. August auftreten.
Besonders heiß wurde es am 13.08.2024 am Niederrhein, Rheinland-Pfalz und dem Rhein-Main-Gebiet mit Spitzenwerten von 36,5°C in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Hitzewelle brachte zudem mehrere Tropennächte mit sich, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fielen.
7. Viele Sommer- und Hitzetage in Bayern und Sachsen
Trotz des anfangs durchwachsenen Sommers beobachtete der Deutsche Wetterdienst eine außergewöhnlich hohe Zahl an Sommertagen. In einigen Regionen, besonders im Süden und Osten Deutschlands, wurden über 60 Sommertage, also Tage mit Temperaturen über 25 Grad, gemessen.
Besonders auffällig war die überdurchschnittliche Zahl an Hitzetagen mit über 30 Grad: Im Rhein-Main-Gebiet oder der sächsischen Elbtalniederung gab es rund 25 solcher Tage. Diese hohe Anzahl heißer Tage war das Ergebnis mehrerer kurzer Hitzeschübe im Juli und August, da sich eine länger anhaltende Hitzeperiode erst zum Ende des meteorologischen Sommers einstellte.
Allein in München gab es 11 dieser Hitzespitzen während des gesamten Sommers. Diese hielten oftmals nicht länger als 1-2 Tage an und wurden von kühleren Tagen mit 20-25 Grad unterbrochen.
8. Ungewöhlich späte Hitzewelle im September
Anfang September 2024 erlebte Deutschland eine außergewöhnliche Hitzewelle, die besonders den Osten und Süden des Landes traf. Verursacht wurde sie durch ein kräftiges Höhentief über der Biskaya, das für mehrere Tage heiße subtropische Luft aus dem Mittelmeerraum direkt nach Deutschland führte.
In Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt stiegen die Temperaturen zwischen dem 3. und 8. September an sechs aufeinanderfolgenden Tagen vielerorts über die 30-Grad-Marke. Am 4. September wurde an den Messstationen in Potsdam mit 35,0°C und in Doberlug-Kirchhain mit 35,2°C – neue Rekorde für diese Zeit des Jahres gemessen. Eine so anhaltende und intensive Hitze im September ist äußerst selten und überraschte viele Meteorologen.
9. Ausgeprägte Trockenheit in Ostdeutschland
Im August erlebten Teile von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt eine außergewöhnliche Trockenheit, teilweise fielen 70-80 % weniger Niederschlag als in einem normalen Sommer. Besonders betroffen waren die Regionen um die Magdeburger Börde, der Teltow und Fläming und der Landkreis Rostock. Hier gingen stellenweise deutlich weniger als 10 l/m² Regen nieder.
Zusätzlich verschärfte die anhaltende Hitze die Trockenheit weiter, bald galt die höchste Waldbrandwarnstufe. In Brandenburg loderten noch Anfang September 31 meist kleinere Waldbrände. Viele Flüsse im Osten der Republik führten zudem deutlich weniger Wasser, die Elbe in Dresden etwa nur noch 50-60 % des monatstypischen Wertes. Auch die Landwirtschaft wurde gestört, durch die trockenen Böden kam es zu Verzögerungen bei der Ausbringung von Wintergetreide.
10. Die kühlste Region Deutschlands
Deutlich kühler als im Rest des Landes verlief der Sommer an den Nord- und Ostseeküsten. Sommerliche Hitze blieb hier die Ausnahme, auf Sylt und Amrum wurden gerade einmal 11 Tage mit mehr als 25 Grad registriert, auf Norderney waren es nur 13 solcher Tage. Der kühlste Ort in diesem Sommer war allerdings die Insel Helgoland, wo das Thermometer die 25-Grad-Marke überhaupt nicht überschritt.
11. Badeseen auf Rekordtemperatur
Viele deutsche Badeseen erreichten im Sommer 2024 außergewöhnlich hohe Wassertemperaturen, gerade auch kleinere Seen und stehende Gewässer. Fast schon mediterrane Verhältnisse herrschten Mitte August am Tegernsee in Bayern bei Badetemperaturen von bis zu 25°C. Auch der Bodensee zeigte im August mit durchschnittlich 24,5°C Rekordtemperaturen, die über den langjährigen Durchschnittswerten lagen. Die hohen Wassertemperaturen führten jedoch mancherorts zu einer erhöhten Konzentration von Blaualgen, beispielsweise wurde an Berliner Gewässern wie Müggelsee und Wannsee Ende August vom Baden abgeraten.
12. Von Sommer auf Herbst in nicht mal 24 Stunden!
Außergewöhnlich war der Wetterumschwung zur zweiten Septemberwoche: Nach der spätsommerlichen Hitze mit Temperaturen von 30 bis 35 Grad Anfang September kehrte der Herbst mit aller Macht nach Deutschland ein.
Besonders heftig war der Temperatursturz im Osten Deutschlands, wo die Temperatur mancherorts um bis zu 15 Grad absackte – und das in weniger als 24 Stunden. In Berlin beispielsweise wurden am Wochenende des 07./08.09. noch Maxima von 32 bis 33 Grad gemessen, tags darauf zeigte das Thermometer am Montag nur noch kühle 18 bis 19 Grad.
Ursache war das ostwärts ziehende Höhentief namens YONCA, das kühlere Atlantikluft nach Deutschland brachte und die heiße Subtropikluft förmlich „ausräumte“. Solche abrupten Wetterwechsel sind im September eher selten, da Temperaturänderungen meist stufenweise über mehrere Tage verlaufen.