Durch die Alpen mit dem Bernina Express
Während der kurvenreichen Fahrt durch Wälder und Berge, durch Tunnel und über Viadukte können die Passagiere dieses Schweizer Zuges die beeindruckende Landschaft des Kantons Graubünden hautnah bewundern.
Durch die Ostschweizer Alpen führt eine der schönsten Zugstrecken Europas: der Bernina Express. Diese legendäre Strecke ist unter Bahnfans weltweit bekannt und bietet einzigartige Blicke auf die zerklüftete Berglandschaft des Kantons Graubünden. Der knallrote Bernina Express schlängelt sich von Graubündens Hauptstadt Chur nach Tirano in Norditalien. Der Zug überwindet dabei steile Hänge, schwindelerregende Kurven und hohe eingleisige Viadukte, was ihn in Verbindung mit seinen großen Panoramafenstern für Menschen mit Höhenangst weniger geeignet macht.
Der Bernina Express in seiner heutigen Form besteht seit 1973 und wird von der Rhätischen Bahn betrieben. Die Fahrt führt durch 55 Tunnel, über 196 Brücken und weist Steigungen von bis zu 70 Prozent auf. Trotz der Bezeichnung "Express" braucht der Zug für die 144 Kilometer Bahnstrecke rund vier Stunden. Eines der Highlights der Strecke ist der Albula/Bernina Abschnitt zwischen Thusis und Tirano, der seit 1903 in Betrieb ist und 2008 zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde. Die Albula/Bernina Strecke ist, damals wie heute, ein herausragendes Beispiel für Ingenieurskunst und Routenplanung. Sie bettet mit seinen Kehrtunneln und Viadukten den Zug in die unwegsame Landschaft ein und kreiert ein Gesamtbild einer ziemlich einzigartigen, harmonisch anmutenden Vereinigung von Technik und Natur.
Die alpine Strecke
Der rote Zug hält auf seiner Route circa an einem guten Dutzend Haltestellen und passiert anfangs Bergdörfer und alpine Wiesen, später das 85 Meter hohe Solis-Viadukt und dann das Albulatal. Man fährt über das Landwasser-Viadukt, einem eingleisigen, bis zu 65 Meter hohen Bauwerk, das den Zug direkt am anderen Ende in einen Tunnel führt und buchstäblich und im übertragenen Sinne zu einem der Höhepunkte der Reise zählt. Unterwegs können die Fahrgäste außerdem den auf über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel liegenden Berninapass, die Seen Lej Pitschen, Lej Nair sowie den Lago Bianco bewundern. Am Bahnhof Alp Grüm wird kurz angehalten und die Reisenden haben die Gelegenheit, den Palügletscher anzuschauen und zu fotografieren. In Alp Grüm befindet sich übrigens auch das einzige Schweizer Hotel und Restaurant das (bis auf den Fußweg) ausschließlich per Bahn zu erreichen ist. Nach einem Halt in Le Prese und der Überquerung des Kreisviadukts von Brusio erreicht der Zug bald die italienische Grenze und kurz darauf seine Endstation in Tirano.
Praktische Informationen
Der Bernina Express fährt das ganz Jahr hindurch täglich morgens um 08.28 Uhr von Chur ab und kommt um 12.49 Uhr in Tirano an. Zwischen Mai und Oktober wird noch ein zusätzlicher Zug eingesetzt, der um 13.34 Uhr in Chur startet und um 17.59 Uhr das Ziel in der italienischen Lombardei erreicht. Es gibt neben Chur und Tirano weitere Möglichkeiten zuzusteigen, u.a. im berühmten Skiort St. Moritz. Für alle diejenigen die aus Italien kommen oder die wieder zurück nach Graubünden fahren wollen, fährt der Zug nach etwa 1,5 Stunden Aufenthalt in Tirano die gleiche Strecke wieder zurück nach Chur. Reisende die ein klein wenig mehr Zeit im mediterranen Klima Italiens verbringen möchten, können alternativ den Bernina Express Bus buchen, der durch Weinberge und am Comer See entlang fährt und schliesslich in Lugano im Schweizer Kanton Tessin endet. Diese Strecke hat rund 90 Kilometer und dauert circa drei Stunden. Von Lugano aus kommt man per Schnellzug unkompliziert nach Chur und an alle möglichen weiteren Destinationen.
Im Bernina Express können Passagiere mit dem nötigen Kleingeld Getränke und “Plättli" (Teller) mit regionalem Käse und Trockenwurst bestellen und Süßigkeiten wie das Churer Nusstörtli oder die Engadiner Totenbeinli genießen. Einzelne Fahrkarten für eine einfache Fahrt in der 2. Klasse von Chur nach Tirano kosten 66 Schweizer Franken, was momentan rund 70 Euro entspricht. Es gibt diverse ermäßigte Tarife und Interrail-Pässe werden akzeptiert. Die Sitzplatzreservierung ist obligatorisch und nicht im Fahrpreis inbegriffen.
Man kann die gleiche Strecke die der Bernina Express fährt übrigens auch mit normalen Zügen der Schweizerische Bundesbahnen (SBB) zurücklegen, zwar dann ohne große Panoramafenster und mit Umsteigen verbunden, dafür jedoch mit höher getaktetem Fahrplan und günstigeren Preisen. Weitere Informationen und Tickets sind erhältlich unter Rhätische Bahn und SBB.