Diesel HVO100: Wie klimaschonend ist der neue Kraftstoff?
Der neue HVO100-Diesel darf ab sofort an den Tankstellen verkauft werden. Doch ist er wirklich klimaschonender als sein fossiler Vorgänger?
Ab Mittwoch, den 29. Mai, darf der neue Diesel-Kraftstoff HVO100 an deutschen Tankstellen verkauft werden. An der Tankstellstelle wird der Kraftstoff am Zusatz "XTL" (x to liquid) erkennbar sein. Er ist für viele Dieselfahrzeuge geeignet.
Die Klimabilanz ist wesentlich besser als bei fossilem Diesel, und auch der Ausstoß von Feinstaub und Partikeln ist gegenüber herkömmlichem Diesel um bis zu 50 Prozent reduziert. – HVO-Diesel kann mit fossilem Diesel gemischt werden, beispielsweise zu 20 Prozent bei HVO20-Diesel oder zu 80 Prozent bei HVO80-Diesel. Bei HVO100 handelt es sich um die Reinform.
HVO: Klimafreundlich oder nicht?
Bei der Verbrennung entsteht fast genauso viel CO2 wie bei normalem Diesel-Kraftstoff. Allerdings ist die Klimabilanz wesentlich besser, weil die verwendeten Rohstoffe nachwachsen können. Allein bei der Herstellung des Kraftstoffs fallen wieder CO2-Emissionen an.
Wegen der besseren Klimabilanz wird auf HVO-Diesel keine CO2-Steuer fällig. Weil dennoch die Herstellung mehr kostet als bei fossilem Diesel, wird der neue Kraftstoff voraussichtlich 15 Cent bis 20 Cent teurer bleiben als der herkömmliche.
Der ADAC weist darauf hin, dass nur Fahrzeuge mit HVO100 betankt werden sollten, die dafür freigegeben sind. Autofahrerinnen und Autofahrer erkennen die Freigabe in der Regel am "XTL"-Symbol im Tankdeckel. Gibt es keine Kennzeichnung, kann auch die Bedienungsanleitung oder die Anfrage beim Händler weiterhelfen.
"Allein über CO2-neutrale Neufahrzeuge werden sich die Klimaschutzziele nicht erreichen lassen. Der Hochlauf der Elektromobilität und die klimaschonende Weiterentwicklung von Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge müssen Hand in Hand gehen", so ADAC Technikpräsident Karsten Schulze. "Die Zulassung von HVO100 ist ein weiterer, großer Schritt. Jetzt sind die Hersteller gefordert, neue Fahrzeuge für die Verwendung von HVO100 auszulegen und ältere Modelle zu prüfen und für die Verwendung freizugeben."
Kritik am HVO-Diesel
Umweltverbände äußerten Kritik hinsichtlich der Nutzung von Palmöl und der damit verbundenen Abholzung des Regenwaldes. Da es in Europa seit Beginn des Jahres nicht mehr möglich ist, Treibstoffe auf Palmöl-Basis in der THG-Quote anzurechnen, sollen diese Produkte für den Markt uninteressant gemacht werden. Zuletzt hatte es jedoch Berichte über die Einfuhr von umdeklarierten Biodiesel auf Palmölbasis gegeben, was Fragen hinsichtlich der Transparenz der Lieferkette aufgeworfen hat.
Außerdem weiß man noch nicht, ob es durch die Verwendung von Pflanzenölen und Schlachtabfällen an anderen Stellen zu einem Mangel kommt. Wenn beispielsweise tierische Abfälle normalerweise in Kraftwerken verbrannt werden, müssten dort Ersatzprodukte, eventuell fossilen Ursprungs, zum Einsatz kommen, so die Verkehrsrundschau.
Prinzipiell aber gilt, dass HVO mit tierischem Ursprung oder aus Küchenabfällen in der Regel eine höhere CO2-Ersparnis aufweisen als Treibstoff, der beispielsweise aus Abfallstoffen der Palmölindustrie gewonnen wird.