Die Wolken der Venus: Könnte auf dem Schwesterplaneten Leben möglich sein?
Forscher konnten nachweisen, dass Aminosäuren in hochkonzentrierter Schwefelsäure nicht zerstört werden. Damit zeigen sie, dass sich die Atmosphäre der Venus grundsätzlich für Leben eignet.
Forscher haben herausgefunden, dass die Bausteine des Lebens grundsätzlich in der Venusatmosphäre längere Zeit überdauern können. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Aminosäuren, die Bausteine von Proteinen, in hochkonzentrierter Schwefelsäure nicht zerstört werden.
Die Atmosphäre der Venus besteht aus einer 50 bis 65 Meilen dicken Schicht dichter Wolken aus hochkonzentrierter Schwefelsäure. Anders als die unwirtliche Oberfläche des Planeten besteht die Venusatmosphäre aus milderen, fast schon stabilen Bedingungen. Die Venusatmosphäre ist dabei 90-mal dicker als die der Erde, fast flüssig.
Eine weitere Studie, die in der Fachzeitschrift Astrobiology erschienen ist, belegt, dass Aminosäuren in Lösungen von konzentrierter Schwefelsäure nicht zerstört werden. Die Autoren, Forscher des MIT, fanden heraus, dass 19 Aminosäuren, die für das Leben auf der Erde unerlässlich sind, bis zu vier Wochen lang stabil sind, wenn sie in Fläschchen mit Schwefelsäure in Konzentrationen gegeben werden.
Die Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass Lebewesen in der Venuswolke ganz anders aussehen müssten als auf der Erde. Denn die Wolken selbst bestehen aus hochgiftigen Tröpfchen von Schwefelsäure, eine stark ätzende Chemikalie, die Metalle auflöst und die meisten biologischen Moleküle auf der Erde zerstört.
Die Wissenschaftler hatten ihre Studien mit konzentrierter Schwefelsäure durchgeführt. Anfang 2023 wurden Pulverproben von 20 biogenen Aminosäuren in Fläschchen von Schwefelsäure in Konzentrationen von 81 und 98 Prozent aufgelöst, was ungefähr den Bereich in den Venuswolken abdeckt.
Die Autoren erklären hinsichtlich der vier Hauptbausteine des Lebens, Nukleinbasen, Aminosäuren, Fettsäuren und Kohlenhydrate, dass sie bereits für einige Fettsäuren, Nukleinbasen und Kohlenhydrate den Nachweis über Stabilität oder Reaktivität in Schwefelsäure erbracht haben. "Damit blieben uns nur Aminosäuren als letzter großer Baustein, den es zu untersuchen galt", so Maxwell Seager, Mitautor der ersten Studie. Dieser Nachweis sei nun gelungen.
Da die Zusammensetzung der Venuswolken unter realen Bedingungen jedoch komplexer ist als unter Laborbedingungen mit reiner Schwefelsäure, wollen die Wissenschaftler künftig verschiedene Spurengase in ihre Experimente miteinbeziehen.