Update Winterprognose 2024/25 - Experte Habermehl: "Das ist nicht wirklich eine Überraschung"

Trotz milder Prognosen kursieren Schlagzeilen über einen harten Winter. Was steckt dahinter? Die Quellen dieser Berichte bleiben oft im Dunkeln und sind meist ziemlich nebulös. Unser Experte Johannes Habermehl hat einen Blick auf die führenden Langfristwettermodelle geworfen.
schnee, wetter, deutschland
Was sagen die neusten seriösen Wintertrends? Experte Habermehl analysiert den aktuellen Stand.

Der Winter steht vor der Tür, und wie jedes Jahr fragen sich die Menschen in Deutschland: Was erwartet uns in den kommenden Monaten? Ein strenger Frostwinter mit Schnee und Eis oder doch ein eher milder Verlauf, der so manche Winterträume zerstört? Die Debatten und Spekulationen laufen heiß, doch wer sich auf die führenden Wettermodelle verlässt, bekommt ein recht klares Bild: Alles deutet auf einen weiteren Mildwinter hin - wie immer also keine Überraschung. Doch warum gibt es trotzdem so viele reißerische Schlagzeilen über Eischaos und klirrende Kälte? Lasst uns gemeinsam die Hintergründe durchleuchten.

winter, cfs, noaa
Das US-Wettermodell CFS der Wetterbehörde NOAA rechnet mal wieder mit einem sehr warmen Winter. Kein Wunder, lag es ja in den vergangenen Jahren mit seinem Wintertrend nahezu immer recht nah am Endergebnis.

Aktuelle Prognosen von bekannten Wettermodellen wie dem GFS (Global Forecast System) und dem ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen) zeichnen ein Bild, das uns bekannt vorkommen dürfte. Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich auch für den Winter 2024/25 eine milde Tendenz. Die Temperaturen könnten laut GFS bis zu 2 Grad über dem Durchschnitt der Referenzperiode 1991 bis 2020 liegen. Das ist nicht gerade das, was man sich unter einem eiskalten Winter vorstellt, und könnte bedeuten, dass es eher selten weiße Weihnachten gibt. Stattdessen dürfte uns eine Fortsetzung des Mildwinter-Trios bevorstehen, wie es in den vergangenen Jahren zur Normalität geworden ist.

Kalte Schlagzeilen trotz milder Prognosen

Doch warum berichten dann so viele Medien von einem drohenden Kälte-Horror? Schlagzeilen wie „Eiswinter 2024/25 könnte Deutschland lahmlegen“ oder „Schneestürme und Frost erwartet!“ sind keine Seltenheit. Die Antwort ist simpel: Schlagzeilen, die Panik und Extreme suggerieren, ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Sie sorgen für Klicks, Leser und Interesse, selbst wenn die zugrunde liegenden Fakten das oft gar nicht hergeben. Ein Bericht über einen unspektakulären, milden Winter generiert nun mal nicht dieselbe Aufregung wie eine Ankündigung eines Schneesturms, der das Land lahmlegt. Das bedeutet: Viele dieser Meldungen basieren auf spekulativen oder schlecht abgesicherten Langfristprognosen.

dezember, ecmwf, wetter
Das europäische Wettermodell ECMWF rechnet mit einem sehr milden Dezember 2024.

Die gegenwärtige Wetterlage deutet nicht auf einen besonders kalten Winter hin, im Gegenteil. Die führenden Wettermodelle stimmen eher in Richtung milder Verhältnisse ein. Aber Schlagzeilen, die Eis und Schnee prophezeien, verkaufen sich einfach besser und sind lukrativ für Medien, die auf hohe Reichweiten abzielen.

Warum die Medien und einige "Experten" auf Kälte setzen

Aber warum funktionieren diese reißerischen Wintermeldungen so gut? Zum einen, weil Extremszenarien einfach aufregender sind. Die Vorstellung eines Winters, der uns ins Chaos stürzt, löst eine gewisse Spannung aus. Jeder kann sich etwas darunter vorstellen: Schnee, der die Straßen unpassierbar macht, Menschen, die sich durch meterhohe Wehen kämpfen müssen, und Eis, das alles stillstehen lässt. Dazu kommt die tief verwurzelte Erwartung in der Bevölkerung, dass ein „richtiger“ Winter kalt sein sollte. Jahr für Jahr werden weiße Weihnachten erhofft, auch wenn sie immer seltener Realität werden. Ein milder Winter, der fast schon herbstlich daherkommt, ist weniger romantisch und verkauft sich schlecht.

Dabei sind sich Meteorologen einig: Wer seriöse Langfristprognosen betrachtet, wird feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen strengen Kältewinter gering ist. Die Modelle haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder als recht verlässlich erwiesen, und auch diesmal zeigen sie keine Anzeichen für einen Ausreißer in Richtung extremer Kälte. Die Temperaturanomalien, die GFS und ECMWF vorhersagen, sind signifikant genug, um die Chancen auf einen klassischen Winter mit Schnee und Frost deutlich zu minimieren.

Klimawandel als Faktor

Ein weiterer Faktor, der einen milden Winter wahrscheinlich macht, ist der Klimawandel. Die globale Erwärmung sorgt dafür, dass extreme Kälteperioden seltener werden und milde Winter immer häufiger auftreten. Das bedeutet nicht, dass es keine kalten Phasen mehr geben kann, aber die Wahrscheinlichkeit nimmt ab. Gerade in Deutschland, wo Wetterlagen oft von Westwinden und Atlantikeinflüssen geprägt sind, bringen milde Luftmassen oft feuchtes, aber nicht allzu kaltes Wetter. Schnee wird dabei zur Seltenheit, insbesondere in tieferen Lagen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es gar keinen Schnee geben wird. Kurze Kälteperioden sind durchaus möglich, und auch ein kurzes Winterchaos kann auftreten. Wetter ist und bleibt ein chaotisches System, in dem kurzfristige Veränderungen immer möglich sind. Aber insgesamt zeigen die langfristigen Trends in Richtung milder Bedingungen.

Fazit: Ruhe bewahren

Was können wir also aus all diesen Informationen mitnehmen? Es ist wichtig, sich von extremen Schlagzeilen nicht verrückt machen zu lassen. Der Winter 2024/25 wird voraussichtlich eher mild verlaufen, auch wenn es sicherlich vereinzelt kältere Phasen geben kann. Die Modelle von GFS und ECMWF sind sich einig, dass ein besonders strenger Frostwinter eher unwahrscheinlich ist. Natürlich gibt es keine absolute Sicherheit, aber die Datenlage spricht für einen gemäßigten Verlauf.

Also, keine Panik vor Schneemassen und Kältechaos. Die Realität wird wahrscheinlich weniger dramatisch ausfallen, als so manche Medien es derzeit darstellen. Bleibt entspannt, last Euch nicht von Schlagzeilen verunsichern und genießt die Vorfreude auf die Winterzeit – ob mit oder ohne Schnee.