Die Tötung eingeschleppter Arten könnte für die Naturschützer ein großer Fehltritt sein!
Eine umfassende Analyse, die von Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, legt nahe, dass große Pflanzenfresser nicht auf der Grundlage ihres Herkunftsortes getötet werden sollten. Die Tiere scheinen zwar Auswirkungen auf die Ökosysteme zu haben, aber das hat nichts damit zu tun, ob sie heimisch sind.
Der Mensch hat große Pflanzenfresser in viele Regionen der Welt eingeführt. Die Naturschutzpolitik hat versucht, eingeführte Pflanzenfresser und einige andere nicht heimische Arten in diesen Regionen zu eliminieren, obwohl viele dieser Wildtiere in ihren eigenen Gebieten als bedroht gelten.
Zu den Pflanzenfressern, von denen bekannt ist, dass sie getötet wurden, gehören mehrere Arten von Hirsch, Elch, Bison, Antilope und Karibu. Früher ging man davon aus, dass große Pflanzenfresser empfindliche Pflanzen und Lebensräume schädigen und so die Pflanzenvielfalt verringern. Diese Annahmen beruhten jedoch auf Untersuchungen, die keinen angemessenen Vergleich mit der einheimischen Megafauna (als Kontrolle in der Studie) hatten.
Deshalb haben Wissenschaftler der Universität Oxford, der Universität Aarhus und des Environmental Change Institute (ECI) eine umfassende Analyse (Metaanalyse) der Auswirkungen großer Säugetiere in 221 Studien auf sechs Kontinenten der Welt durchgeführt. Sie fanden heraus, dass die Auswirkungen großer Pflanzenfresser auf Ökosysteme nicht davon abhängen, ob sie einheimisch oder fremd sind.
Der Mitautor der Studie, Dr. Jeppe Kristensen (ECI), erklärte gegenüber dem Environmental Change Institute: "Wir haben keine Beweise gefunden, die die Behauptung stützen, dass einheimische große Pflanzenfresser andere Auswirkungen auf Ökosysteme, in diesem Fall speziell auf Pflanzengemeinschaften, haben als ihre nicht einheimischen Gegenstücke. Daher sollten wir die ökologische Rolle untersuchen, die diese Tiere, ob einheimisch oder nicht, in Ökosystemen spielen, anstatt sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu beurteilen."
Welche Faktoren sind dafür verantwortlich?
Die kürzlich von Kristensen und Koautoren in der Zeitschrift Science veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass das Ausmerzen von Tieren, nur weil sie nicht einheimisch sind, um Pflanzenarten zu schützen, in der Praxis fehlerhaft sein kann. Auf diese Weise werden Millionen von gesunden Wildtieren getötet, was wirtschaftliche Kosten in Millionenhöhe verursacht.
Ihre Analyse deutet sogar darauf hin, dass die Größe der Tiere und ihre Ernährung eher zu den Auswirkungen auf die Pflanzenvielfalt im Ökosystem beitragen als die Tatsache, ob die großen Pflanzenfresser einheimisch oder nicht einheimisch sind.
Merkmale wie eine selektive Ernährung wirken sich stärker auf den Vegetationszustand aus, z. B. bei Tieren, die sich von Gras ernähren. Diese Forschung zeigt, dass den Merkmalen der Tiere mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte als ihrem Herkunftsort, der oft irrelevant ist. Dies könnte eine wichtige Information für Schutzpolitiker sein, wenn sie Entscheidungen treffen, die sich auf die Arten und die Ökologie der Welt auswirken.
Was könnte noch getan werden?
Neben der Verbesserung der Politik können auch andere Strategien zum Schutz von Tierarten und Ökosystemen auf der ganzen Welt eingesetzt werden. The Guardian veröffentlichte, dass es humane Alternativen zum Töten von Wildtieren wie Wildschweinen, Hirschen und Grauhörnchen gibt. Forscher sagten, dass tierische Verhütungsmittel die Populationen auf humane Weise niedrig halten können. Dies könnte einer Art Impfstoff in Form eines oralen Verhütungsmittels ähneln. Er könnte beispielsweise mit Haselnusscreme vermischt und an Grauhörnchen verfüttert werden, um die UK-Populationen zu kontrollieren und den roten Eichhörnchen zu nutzen.
Selbst wenn sich die Ausrottungsmethoden verbessern, brauchen wir mehr ökologische Studien, um wirklich zu verstehen, ob Arten, die angeblich schlecht für die Umwelt sind, es auch wirklich sind, und zwar unter umfassender Berücksichtigung mehrerer Faktoren, wie es Kristensen und Kollegen in ihrer kürzlich veröffentlichten Meta-Analyse getan haben.
Quellenhinweis:
Buckley, Y.; Torsney, A.; When function, not origin, matters, Science, 383, 6682, (478-479), (2024).