Die diesjährigen Ergänzungen zur UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland
Sechs neue deutsche Einträge wurden vor kurzem dem immateriellen Kulturerbe der UNESCO hinzugefügt. Hier sind weitere Informationen zur Anerkennung und zu den einzelnen Neuzugängen dargestellt.
Der Zwischenstaatliche UNESCO-Ausschuss Immaterielles Kulturerbe erweitert jährlich die Listen von weltweit relevanten Kulturformen und Modellprogrammen. Kürzlich wurden von dem Ausschuss sechs neue Einträge in die Liste des immateriellen Kulturerbes Deutschlands aufgenommen. Zu den bereits gewürdigten internationalen Einträgen, wie zum Beispiel der finnischen Saunakultur, dem indischen Yoga und des jamaikanischen Reggaes gesellen sich die aktuellen deutschen Neuzugänge: die Berliner Technokultur, das Bergsteigen in Sachsen, die Finsterwalder Gesangstradition, der Kirchseeoner Perchtenlauf, die Schwälmer Weißstickerei sowie die Viez.
Laut einer Pressemitteilung der UNESCO Deutschland würdigt das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes kreative, inklusive und innovative Kulturformen, die von der Zivilgesellschaft dem Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission vorgeschlagen werden. Eine Aufnahme in dieser Liste, die damit verbundene Anerkennung und daraus resultierende Aufmerksamkeit sollen die Bewahrung, Kontinuität und u.U. Weiterentwicklung der gelisteten Praktiken oder Traditionen unterstützen.
Christoph Wulf, Vorsitzender des Fachkomitees Immaterielles Kulturerbe in Deutschland und Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, äußerte sich zu der Ehrung:
Kulturstaatsministerin Claudia Roth fügte hinzu:
Dies sind die sechs neuen Immateriellen Kulturerbe der UNESCO
Obwohl die Technomusik ihren Ursprung in der US-amerikanischen Stadt Detroit hat, wurde sie rasch ein globales Phänomen und traf speziell in den Jahren der deutschen Wiedervereinigung der späten 1980er und frühen 1990er Jahre ganz besonders den Nerv Berlins. Die damalige zukünftige Hauptstadt der Bundesrepublik bot ein Biotop für Techno-Subkultur und machte seither deren Entwicklung zur heutigen, etablierteren und inzwischen sogar von Kulturstaatsministerinnen anerkannten Kulturszene wie keine andere deutsche Stadt mit.
Bergsteigen in Sachsen
Das Bergsteigen in Sachsen bezeichnet eine Praxis, die entsprechend der regionalen geologischen Bedingungen des Sandsteins, spezifische Techniken und Regeln des Kletterns erfordert und Kenntnisse über die natürlichen und biologischen Verhältnisse voraussetzt und vermittelt. Im Vordergrund des Bergsteigens in Sachsen steht das Klettern an freistehenden Felsen im Seil, im Gruppenverbund mit gegenseitiger Sicherung, die Gipfel werden gemeinsam erklommen.
Finsterwalder Sangestradition
Die Finsterwalder Singtradition hat ihren Ursprung im A-cappella-Gesang. Ursprünglich ausgehend von einem Couplet des Komponisten Wilhelm Wolff aus dem Jahr 1899, entwickelte sich eine lokal identitätsstiftende Gesangstradition, die sich seither kontinuierlich um neue Texte für diverse Anlässe und Feierlichkeiten erweitert und dabei unterschiedliche Chöre und Gesangsensembles involviert.
Kirchseeoner Perchtenlauf
Der Kirchseeoner Perchtenlauf ist die gewürdigte lokale Ausgestaltung des auch andernorts praktizierten winterlichen Perchtenlaufs, eines traditionellen Brauchs in Bayern. Der Perchtenzug besteht aus Gruppen von Menschen, die mit speziellen hölzernen Tiermasken und Kostümen gekleidet sind. Sie ziehen in der Winterzeit durch die Straßen und gelten als symbolische Glücksbringer, die böse Geister vertreiben und Hoffnung für das neue Jahr wecken.
Schwälmer Weißstickerei (Hessenstickerei)
Die Schwälmer Weißstickerei ist eine traditionelle textile Handwerkstechnik, die in der Region Schwalm in Hessen und darüber hinaus praktiziert wird. Sie setzt sich aus einer Kombination verschiedener Techniken zusammen und umfasst das Sticken verschiedener Motive mit weißem Garn auf dicht gewebtem Leinen und kombiniert dabei Oberflächen-, Durchbruch- und Ausschnittstickerei.
Viez
Viez ist aus Äpfeln, Birnen und Quitten gekelterter Wein. Die Kultivierung der Obstsorten mit seinen damit verbundenen kulturellen Praktiken und Kenntnissen über Zucht, Anbau und Verarbeitung trägt zur Stärkung der Biodiversität sowie zum Charakter der Kulturlandschaft im moselfränkischen Raum bei. Das Wissen um das sachgerechte Pflanzen und die nachhaltige Pflege der Bäume, die Lagerung und Verarbeitung der Früchte wird seit Jahrhunderten weitergegeben und weiterentwickelt.