Die Antarktis stirbt: Ruß beschleunigt das Eissterben dramatisch – Schmelztage explodieren

Das antarktische Eis steht vor einer weiteren Bedrohung: Rußpartikel aus Waldbränden und Tourismus könnten den Schmelzprozess dramatisch beschleunigen. Forschungen zeigen, dass immer mehr schwarze Kohlenstoffablagerungen die Oberfläche des Eises verdunkeln und so die Sonnenstrahlung stärker absorbiert wird – ein stiller Beschleuniger für das Abschmelzen lebenswichtiger Eismassen in der Region.

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Antarktis-Kreuzfahrtschiffe stellen eine große Umweltbelastung dar

Ruß in der Antarktis: Eine unterschätzte Bedrohung durch menschliche Aktivitäten

Die Antarktis, als einer der entlegensten und empfindlichsten Orte der Erde, leidet nicht nur unter den direkten Auswirkungen des Klimawandels, sondern zunehmend auch unter menschlichen Aktivitäten, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen mögen.

Insbesondere Ruß, auch bekannt als schwarzer Kohlenstoff, spielt hierbei eine tragende Rolle.

Der Ruß stammt sowohl aus Waldbränden in der südlichen Hemisphäre als auch aus dem wachsenden Tourismus in der Region. Aktuelle Studien zeigen, wie sich diese Faktoren gegenseitig verstärken und das Abschmelzen des antarktischen Eises beschleunigen.

Rußablagerungen und ihre Folgen

Ruß entsteht durch unvollständige Verbrennung, wie sie bei Waldbränden oder der Nutzung fossiler Brennstoffe vorkommt. Laut Forschungen von Newton Magalhães und seinem Team von der Universität Rio de Janeiro wird dieser Ruß in großen Mengen über atmosphärische Zirkulationen in die Antarktis transportiert.

Dort lagert er sich auf dem Eis ab und verringert die Albedo, also das Rückstrahlvermögen des Eises. Dunklerer Schnee und Eis absorbieren mehr Sonnenlicht, was zu einer beschleunigten Eisschmelze führt.

Die Forscher weisen darauf hin, dass Rußpartikel aus Bränden in Südamerika, Australien und anderen Regionen den Eisverlust der Antarktis erheblich beeinflussen.

Tourismus als zusätzlicher Belastungsfaktor

Neben natürlichen Ursachen wie Waldbränden hat sich der zunehmende Tourismus in der Antarktis als bedeutender Verursacher von Rußablagerungen herausgestellt.

Die Anzahl der Schiffsreisen in die Region hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Laut Zahlen des internationalen Antarktis-Reiseveranstalterverbands (IAATO) ist die Zahl der Reisen von weniger als 200 in den frühen 2000er Jahren auf über 540 Schiffsreisen in der Saison 2023/24 gestiegen.
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Tourismus stellt die Natur vor große Herausforderungen

Diese Schiffe, die oft mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, setzen erhebliche Mengen an schwarzem Kohlenstoff frei, der sich ebenfalls auf dem Eis niederlässt und die Schmelze beschleunigt.

Magalhães und seine Kollegen stellten fest, dass die Rußkonzentrationen in der Antarktis zunehmend auch während der Hochsaison des Tourismus, also von November bis Februar, ihren Höhepunkt erreichen. In dieser Zeit herrscht auf der südlichen Halbinsel Sommer, und die Kombination aus höheren Temperaturen und zusätzlichem Ruß führt zu einem verstärkten Schmelzen der Eismassen.

Verstärkte Schmelzprozesse und deren Auswirkungen

Die Forschung zeigt, dass sich die Anzahl der sogenannten Schmelztage – also Tage, an denen das Eis in der Antarktis abschmilzt – erheblich erhöht hat.

Besonders die Ostseite der nördlichen Antarktischen Halbinsel, die für ihre empfindliche Reaktion auf Umwelteinflüsse bekannt ist, ist von diesen Entwicklungen betroffen.

Die Zunahme des Tourismus und die damit verbundenen Emissionen stellen eine direkte Bedrohung für das Eis dar, da die ohnehin steigenden Temperaturen in Kombination mit dem Ruß den Schmelzprozess beschleunigen.

Maßnahmen gegen den Rußeintrag in der Antarktis

Die Forscher, darunter Magalhães, appellieren an die Verantwortlichen der Tourismusbranche, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um den Rußeintrag zu verringern.

Dies könnte durch den Einsatz sauberer Technologien und emissionsarmer Schiffe geschehen.

Die Forscher betonen, dass Tourismus zwar das Bewusstsein für den Umweltschutz in der Antarktis schärfen kann, dies jedoch nicht auf Kosten der Umwelt selbst geschehen darf.

Sollten keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden, fordern die Wissenschaftler eine Reduzierung der touristischen Aktivitäten, um die Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraums zu verhindern.