Deutliches Plus der erneuerbaren Energien in Deutschland bei der Stromerzeugung

Die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland hat 2024 einen Rekordanteil erneuerbarer Energien erreicht. Bei der Solarstrom-Erzeugung wurde 2024 ein neuer Bestwert von 72,2 Terawattstunden (TWh) erzielt. 12,4 TWh davon flossen in den Eigenverbrauch.

Pixabay-Bild von MonikaP
Der deutsche Strommarkt: nie war er so regenerativ, wie heute

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat seinen Datenbericht zum Jahresende 2024 vorgelegt. Noch nie zuvor war der deutsche Strommix bei den CO₂-Treibhausgasemissionen so niedrig wie zum Ende des vergangenen Jahres.

Windkraft: schwächer als geplant

Die Windkraft war auch 2024 die wichtigste Stromquelle. Ihr Anteil lag bei 136,4 TWh und damit bei 33 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung. Das vergangene Jahr war windschwächer als das Jahr 2023, in dem die Verstromung aus Windkraft noch bei 139 TWh lag.

Der Anteil der Windkraft an Land sank von 115,9 TWh auf 110,7 TWh. Die Offshore-Produktion lag mit 25,7 TWh leicht über dem Vorjahresniveau von 23,5 TWh. Insgesamt gesehen kommt der Ausbau der Windenergie nicht so voran wie geplant. Bis Ende November wurden an Land nur 2,4 Gigawatt (GW) an neuen Anlagen anstelle der geplanten 7 GW zugebaut. Auch der Ausbau der Offshore-Anlagen verlief zu langsam. In Planung sind 5-7 GW an jährlichem Zubau bis 2026 bzw. insgesamt 30 GW bis 2030.

Solarstrom: der Treiber der Erneuerbaren

Photovoltaik-Anlagen haben im Jahr 2024 ca. 72,2 TWh an Strom erzeugt, wovon 59,8 TWh ins öffentliche Netz eingespeist wurden. Die Differenz von 12,4 TWh wurde im Eigenverbrauch genutzt.

Die Produktion von Strom aus Sonnenenergie hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 10,8 TWh bzw. um 18 Prozent erhöht. Sein Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 14 Prozent.

Der Photovoltaik-Ausbau übertraf im Jahr 2024 die Ziele der Bundesregierung deutlich. Zum Jahresende schätzt das ISE die Installationsleistung von neuen PV-Anlagen auf 15,9 Gigawatt sein.

Der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland ist damit weiterhin zweistellig.

Die Sonstigen

Die Wasserkraft lag mit 21,7 TWh leicht über dem Niveau des Vorjahres. Die Biomasse trug mit 36 TWh zur Stromerzeugung bei.

Insgesamt produzierten die Erneuerbaren Energien im Jahr 2024 ca. 275,2 TWh an Strom. Sie liegen damit 4,4 Prozent über dem Vorjahr (267 TWh). Ihr Anteil an der Last, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei 56 Prozent gegenüber 55,3 Prozent im Jahr 2023.

Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben dem öffentlichen Teil auch die Eigenerzeugung von Industrie und Gewerbe, die hauptsächlich mit Gas erfolgt. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der »Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden« liegt bei ca. 58,6 Prozent (2023: 54,7 Prozent).

Weniger CO₂-Emissionen als je zuvor

Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung ist die Stromerzeugung so CO2-arm wie nie zuvor. Seit 2014 haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung von 312 auf ca. 152 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr halbiert.

Die Last im Stromnetz betrug im vergangenen Jahr 462 TWh. Sie lag damit leicht über dem Niveau des Jahres 2023 von 458 TWh. Der Eigenverbrauch von Solarstrom zählt gemäß Definition nicht zur Last, deutet aber auf einen insgesamt gewachsenen Stromverbrauch hin.

Die Last umfasst den Stromverbrauch aus dem Netz und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.

Batteriespeicher entwickeln sich rasant

Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energiequellen in Deutschland steigt auch der Bedarf an Speicherkapazität.

Dezentrale Batteriespeicher sind besonders gut geeignet, um die Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu puffern.

Neue Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten werden meistens gemeinsam mit einem Heimspeicher installiert.

Im Segment der Großspeicher könnte sich in den nächsten Jahren die installierte Leistung vervielfachen, wenn alle von Projektierern im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur vorangemeldeten Projekte umgesetzt werden.

Erstes volles Jahr ohne Kernkraft, Kohleverstromung weiter rückläufig

2024 war in Deutschland das erste volle Jahr ohne Stromerzeugung aus Kernkraft.

In ihrem letzten Betriebsjahr hatten diese 6,3 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung geliefert. Dies wurde durch die Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt.

Die Verstromung von Braunkohle ging um 8,4 Prozent zurück. Bei Steinkohle lag der Rückgang sogar bei minus 27,6 Prozent.

Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung stieg mit 48,4 TWh für die öffentliche Stromversorgung um 9,5 Prozent über das Niveau des Vorjahres. Es trug zudem 25,6 TWh zur industriellen Eigenversorgung bei.

Export und Börsenstrompreis

Der Stromimport stieg im Jahr 2024 auf 31,9 TWh an. Die wichtigsten Importländer waren Frankreich mit saldierten 12,9 TWh, Dänemark mit saldierten 12,0 TWh, die Schweiz mit saldierten 7,1 TWh und Norwegen mit saldierten 5,8 TWh. Einen positiven Stromsaldo erwirtschaftete Deutschland durch exportierten Strom nach Österreich (7,4 TWh), Polen (3,5 TWh), Luxemburg (3,5 TWh) und Tschechien (2,8 TWh).

Im November und Dezember stiegen die Börsenstrompreise deutlich an. Dadurch wurde die fossile Stromerzeugung rentabler als im Sommer. Infolgedessen fielen Stromimporte.

Deutschland hat im Gegensatz zu seinen Nachbarländern Österreich, Schweiz und Frankreich auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren.

Strompreise sind im Jahresmittel deutlich gesunken

Der durchschnittliche volumengewichtete Folgetag-Börsenstrompreis (Day-Ahead-Value) ging um 15,5 Prozent zurück auf 78,51 €/MWh. Dies entspricht einem Wert von 7,85 Cent/kWh. Im Jahresmittel 2023 lag dieser Preis noch bei 92,29 €/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh.

Bemerkenswert ist die Betrachtung des Day-Ahead-Preisniveaus des Jahres 2021. Seinerzeit lag dieser bei 93,36 €/MWh oder 9,336 Cent/kWh. Im Jahr 2022 lag der Börsenstrompreis bei 230,57 €/MWh oder 23,057 Cent/kWh. Gründe dafür waren der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit ausgelöste Energiekrise sowie die Nichtverfügbarkeit vieler Atomkraftwerke in Frankreich.

Stromerzeugung: „mein“ Thema des Monats Januar 2025

Im Januar werde ich in unterschiedlichen Artikeln den Strommarkt in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Mein heutiger Artikel sollte der Einstieg dazu sein.

Ein Thema werde ich den auch in diesem Artikel erwähnten Batteriespeicher widmen. Diese sind in Bezug auf die Stromnetzstabilität bei zunehmender Dominanz von erneuerbaren Energien unverzichtbar.

Ferner werde ich Dunkel- und Windflauten betrachten. Dieser Artikel wird den immer wieder aufkommenden Mythos von kompletten Stromausfällen, den so genannten Blackouts, beenden.

Auch den Ausbau und die Bedeutung der internationalen Stromnetze werde ich ausführlich beleuchten.

Um eine mögliche Energiepolitik nach der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar wird es bei der Darstellung der Vergütungsoptionen für erneuerbare Energien gehen.

Nicht zuletzt werde ich das Thema von nuklearer Stromerzeugung sowohl aus Sicht der großen Energieerzeuger, der nationalen und internationalen Politik und nicht zuletzt auch der wissenschaftlichen Seite betrachten.

Die Reihenfolge meiner Artikel steht noch nicht fest. Lediglich die Themen habe bei meinen Recherchen bereits festgelegt. Am Ende dieser Artikelserie werden Sie einen kompakten und kompletten Überblick über den deutschen Strommarkt haben. Dieser wird die europäischen Aspekte mitbetrachten.

Quellenhinweis:

ISE Fraunhofer-Datengrundlagen Strommarkt 2024