Schlimme Klimastudie: Der Sommer 2022 war in Europa so heiß wie keiner zuvor!
Europa erwärmt sich doppelt so schnell wie das globale Mittel. Die WMO hat kürzlich ihren „State of the Climate in Europa 2022“ veröffentlicht und man kann getrost sagen, der Ausblick/Rückblick ist nicht wirklich rosig.
Auch 2022 legte die anthropogene Klimaerwärmung keine Pause ein. Global gesehen landete die Jahresmitteltemperatur bei etwa 1,15°C über dem vorindustriellen Mittel von 1850 bis 1900. Das Jahr 2022 reiht sich je nach verwendetem Datensatz als das fünft- bzw. sechstwärmste Jahr in die Chronik ein, trotz kühlendem Effekt von La Niña. Die Jahre 2015 bis 2022 zählen zu den acht wärmsten Jahren seit Aufzeichnungen.
Die wichtigsten Treibhausgase verzeichnen weiterhin Rekordkonzentrationen. Alle Konzentrationen sind deutlich höher als im vorindustriellen Zeitalter und steigen weiter an. Besorgniserregend ist vor allem der rapide Anstieg von Methan in den letzten Jahren. Methan ist ein viel potenteres Treibhausgas als zum Beispiel CO2. Der Ozean nimmt bei der Erwärmung einen wichtigen Teil ein, da dieser am meisten Energie aufnimmt. In den letzten beiden Dekaden hat die Erwärmungsrate der Ozeane weiter zugenommen. Der Wärmegehalt der Ozeane erreichte 2022 den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die ganzen globalen Metriken mögen auf die meisten eher abstrakt wirken. Doch die daraus resultierenden Folgen zeigen sich vor allem regional sehr deutlich. Der anthropogene Klimawandel macht an Grenzen nicht halt und wenig verwunderlich ist Europa davon nicht verschont. Das zeigt auch der neuerliche Klimabericht für Europa 2022.
Europa wärmt sich auf
Seit den 1980ern hat sich Europa ungefähr 0,5°C pro Dekade erwärmt und damit ungefähr doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Damit ist Europa gleichzeitig eine der sich am stärksten erwärmende Regionen. Daher passt es auch, dass das Jahr 2022 eines der wärmsten seit Aufzeichnungen war. Gegenüber dem langjährigen Mittel von 1961 - 1990 war das Jahr 1,83°C wärmer.
Praktisch jede Region in Europa lag 0,5 °C über diesem langjährigen Mittel. Nur im Nordwesten von Island und ein in einem kleinen Teil der Türkei lagen die Temperaturen leicht unter dem langjährigen Mittel. Am auffälligsten waren die Abweichungen im Südwesten Europas und in den arktischen Gegenden. Dort gab es teils Abweichungen von bis zu 3°C gegenüber der schon deutlich wärmeren Normalperiode von 1991 - 2020! So passt es auch, dass der Sommer der wärmste seit Aufzeichnung war. In diesem Rekordsommer wurde das erste Mal seit Aufzeichnung über 40°C Großbritannien verzeichnet (40,3°C in Coningsby am 19. Juli). Auch bei uns wurden in Hamburg das erste Mal 40°C so weit nördlich registriert.
Kein gutes Jahr für den Wasserhaushalt
2022 fielen auf die gesamte Region Europa weniger Niederschlag als sonst üblich (1991 - 2020). Die größten Defizite gab es südlich des Golfes von Finnland, im südlichen Frankreich und nordwestlichen Italien, sowie der Ägäischen See, sowie im mittleren Osten. Für die iberische Halbinsel war es das vierte zu trockene Jahr in Folge! Für die Alpen- und Pyrenäenregionen ist es das dritte zu trockene Jahr in Folge.
Der Verlust an Gletschern war 2022 besonders drastisch. Eine Kombination aus wenig Schnee im Winter und einem relativ warmen Sommer setzten den Gletschern deutlich zu. Deponierter Saharastaub während verschiedenster Mineralstaubepisoden führten zu einer beschleunigten Schmelzrate. So verloren die Gletscher rund 3 Meter Wasserequivalent in nur einem Jahr!
Viele Tote durch Hitze, Hoffnung durch Erneuerbare
Extremwetter hat immer auch Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und die Menschen direkt. Insgesamt wurden 40 meteorologische und hydrologische Ereignisse gezählt, wobei knapp 70% Sturm – und Flutereignisse waren. 2022 hatte einen volkswirtschaftlichen Schaden von ungefähr zwei Milliarden US-Dollar. Deutlich geringer als noch 2021, hier hatten die Fluten im Juli hauptsächlich zu einer sehr hohen Schadenssumme von 50 Milliarden US-Dollar beigetragen.
Wie außergewöhnlich gefährlich Hitzewellen sein können, sieht man an einer einfachen Rechnung. Insgesamt waren 156000 Menschen von Extremwetter betroffen. Die Übersterblichkeit während der Hitzewellen betrug ca. 16000 Menschen. Gemessen an der Gesamtzahl der Toten durch Extremwetter in 2022 sind das ca. 99%. Und das obwohl die Hitzewellen nur ca. 13% der Ereignisse ausgemacht haben.
Aber nach all den schlechten Nachrichten, muss man auch mal eine gute Nachricht bringen. Es mag ein Zeichen der Hoffnung sein. Ein Trend der so weitergehen sollte. Zum ersten Mal haben erneuerbare Energien fossile Energien bei der Stromerzeugung überholt. Wind- und Solarenergie haben im Jahr 2022 in der Europäischen Union ca. 22,3% der Elektrizität erzeugt und damit mehr als fossile Brennstoffe (ca. 20%). Ein wahrlich positiver Trend. Denn nur wenn der Ausstoß von Treibhausgasen beendet wird, wird die anthropogene Erwärmung nicht weiter ansteigen.