Copernicus: Sentinel-1C liefert künftig Daten zur Schiffs- und Infrastrukturüberwachung

Sentinel-1C, der neueste Satellit der Copernicus-Sentinel-1-Mission, soll verbesserte Wiederholungszeiten gewährleisten und kontinuierlich hochauflösende Radardaten zur Erde senden. Der Satellit wird das Meereis überwachen, Ölverschmutzungen erkennen und das Verständnis von Wind- und Wellenmustern verbessern.

Satellit der Sentinel-1-Mission
Satellit der Sentinel-1-Mission. Bild: ESA/ATG medialab

Am 5. Dezember 2024 startete der Sentinel-1C-Satellit an Bord der europäischen Vega-C-Rakete vom Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana. Der neue Erdbeobachtungssatellit soll einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz, Katastrophenhilfe und Infrastrukturmanagement leisten.

Sentinel-1C ist Teil des Copernicus-Programms, einer Kooperation zwischen der Europäischen Union und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Als Teil der Sentinel-1-Mission ersetzt der neue Satellit seinen Vorgänger Sentinel-1B und ergänzt Sentinel-1A, der seit 2014 in Betrieb ist. Damit wird eine Abdeckung von etwa sechs Tagen erreicht.

Sentinel-1C, der jüngste Satellit der Copernicus-Erdbeobachtungsflotte, soll eine Schlüsselrolle in der Überwachung von Schiffsverkehr und Infrastruktur spielen. Ausgestattet mit einem fortschrittlichen Radar, dem Synthetic Aperture Radar (SAR), und einem verbesserten automatischen Schiffsidentifikationssystem (AIS) liefert er unverzichtbare Daten zur maritimen Sicherheit und zum Erhalt kritischer Bauwerke.

Schiffsüberwachung auf hoher See

Durch das Schiffsidentifikationssystem und das hochauflösende Radar revolutioniert Sentinel-1C die maritime Überwachung: Mit dem integrierten AIS kann der Satellit Signale von Schiffen weltweit empfangen, auch in entlegenen Gebieten, die von landgestützten Radarsystemen nicht abgedeckt werden. Die Signale enthalten wesentliche Informationen wie Position, Geschwindigkeit, Fahrtrichtung und Identität der Schiffe.

Schiffstracking
Schiffstracking von Sentinel-1C. Bild: Screenshot/YouTube ESA

Das Radarinstrument des Satelliten arbeitet unabhängig von Lichtverhältnissen oder Wetterbedingungen, was bedeutet, dass Schiffe auch bei Nacht, dichter Wolkendecke oder Regen sicher überwacht werden können. Mit diesen Funktionen können Schiffskollisionen vermieden und der illegale Fischfang bekämpft werden. Bei Umweltkatastrophen wie Ölverschmutzungen sind schnellere Reaktionen möglich.

Durch die Kombination von Radar- und AIS-Daten können präzise Karten erstellt werden, die den Seeverkehr in Echtzeit darstellen. Das sorgt einerseits für mehr Sicherheit und verbessert andererseits auch die Effizienz von Handelsrouten und Hafennavigation.

Prävention durch Infrastrukturüberwachung

Auch für die Landbeobachtung wird Sentinel-1C eingesetzt, insbesondere in der Überwachung von Verkehrsinfrastrukturen wie Brücken, Straßen, Schienen und Dämmen. Das SAR des Satelliten erkennt kleinste Bodenbewegungen im Millimeterbereich, die auf potenzielle Gefahren hinweisen können, wie etwa Setzungen im Untergrund, die strukturelle Schäden an Bauwerken verursachen könnten.

Die Technologie sendet Mikrowellensignale zur Erde und misst die zurückgeworfenen Echos. Im Gegensatz zu optischen Satelliten wie Copernicus Sentinel-2 und Sentinel-3 erkennt das SAR dadurch subtile Veränderungen der Erdoberfläche unabhängig von Wetter und Sonnenlicht. Auf diese Weise können die Satelliten der Sentinel-1-Reihe beispielsweise die Polarregionen auch während langer Polarnächte oder durch dichte Wolkendecken überwachen.

Straßenschäden Tribsees
Straßenschäden durch Bodensenkung auf der A20 bei Tribsees, Schleswig-Holstein. Bild: Polizei Stralsund

Das Verfahren wurde unter anderem im Forschungsprojekt „SAR4Infra“ der Universität Hannover getestet. Die Ergebnisse zeigen, wie frühzeitige Warnungen anhand von Satellitendaten dazu beitragen können, Instandhaltungsmaßnahmen gezielt zu planen und Sicherheitsrisiken zu minimieren. Langfristig könnten solche Überwachungsmaßnahmen in nationale Dienste wie den Bodenbewegungsdienst Deutschland integriert werden und somit die Lebensdauer kritischer Infrastruktur verlängern.

Zukunftsweisende Erdbeobachtung

Die gesammelten Daten von Sentinel-1C sind über das Copernicus Data Space Ecosystem frei für Behörden, Wissenschaftler und Privatunternehmen zugänglich, sodass diese eigene Überwachungs- und Schutzprogramme entwickeln können. Die Offenheit fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Branchen und macht Sentinel-1C zu einem globalen Werkzeug für Fortschritt und Sicherheit.

Die Ausstattung von Sentinel-1C in der Schiffs- und Infrastrukturüberwachung soll nicht nur bestehende Systeme optimieren, sondern könnte auch zur Bewältigung globaler Herausforderungen beitragen. Von der Sicherheit auf See bis zur Erhaltung kritischer Bauwerke – Sentinel-1C ist Teil einer nachhaltigen Zukunft, in der Hightech-Lösungen gezielt für den Schutz von Mensch und Umwelt eingesetzt werden.