Besorgniserregende Entwicklung der globalen Temperatur
Das Erdklima bewegt sich immer mehr auf unbekannten Territorium. In der ersten Juniwoche diesen Jahres wurden kurzzeitig die 1,5°C bezüglich der vorindustriellen Zeit überschritten. Die Pariser Klimaziele sind dadurch zwar noch nicht verfehlt, aber große Sorge bereitet dies allemal!
Im Jahr 2016 wurde das Pariser Klimaabkommen ratifiziert. Eines der drei Ziele ist ziemlich deutlich: die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, mit einer Anstrengung auf 1,5°C. Die Vorteile der 1,5°C Grenze gegenüber der von 2°C liegen auf der Hand. Die Durchschnittstemperaturen werden weniger zunehmen, damit einhergehend werden Hitzewellen, Dürren, Starkregenereignisse und Defizite beim Niederschlag ebenfalls weniger stark zunehmen.
Abgesehen davon gibt es noch mehr Gründe, warum es sinnvoll ist, die 1,5 °C Grenze einzuhalten. Der Anstieg des Meeresspiegels wird deutlich geringer ausfallen. Damit werden weniger Menschen vom Meeresanstieg betroffen und gefährdet sein. Negative Auswirkungen auf die Ökosysteme werden nach heutigen Stand geringer sein. Die geringere Erwärmung würde zu einer geringeren Versauerung der Ozeane führen, der Sauerstoffgehalt des Meeres würde ebenfalls weniger zurückgehen. Das Risiko Kippelemente zu überschreiten und mögliche unkontrollierbare Kettenreaktionen auszulösen ist deutlich geringer. Alles gute Gründe die Grenze von 1,5°C nicht zu überschreiten.
Nicht das erste Mal über 1,5°C
Es mag vielleicht etwas wie Ironie der Geschichte anmuten, dass die Welt im Jahr 2015, als die Nationen sich auf das Pariser Klimaabkommen geeinigt und 2016 ratifiziert hatten, sich in einer El-Niño-Phase befand. In dieser Zeit Ende 2015 war El-Niño fast in seiner stärksten Phase und für ein paar Tage wurden die 1,5°C das erste Mal in der industriellen Zeit überschritten. Danach folgten einige Tage im Jahr 2016 an denen die 1,5°C Grenze überschritten wurde. Bisher wurden die 1,5°C am ehesten im borealen Winter und Frühling überschritten, wobei das Jahr 2016 ziemlich ausgeprägt war.
Damit ist zwar die im Pariser Klimaabkommen festgeschriebene 1,5°C Grenze noch nicht überschritten, denn damit ist eine langjährige Periode gemeint und kein einzelner Tag, aber besorgnisseregend ist es dennoch. Es mögen bisher zwar nur ein paar Tage gewesen sein, aber denen werden Monate folgen, die um 1,5°C wärmer sein werden als noch im vorindustriellen Zeitalter, dann Jahre und schließlich langjährige Perioden. Es sollte also durchaus mit Sorge betrachtet werden, dass die 1,5°C Grenze aus dem Pariser Abkommen immer näher rückt.
Dazu passt auch die Meldung der WMO aus dem Mai dieses Jahres. Dort wird für die fünfjährige Periode von 2023 bis 2027 davon ausgegangen, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 66% die durchschnittliche globale Temperatur zumindest für ein Jahr die 1,5°C Grenze überschreiten wird. Es muss nicht eintreten, ist dafür aber ziemlich wahrscheinlich. Etwas weniger wahrscheinlich ist die Überschreitung der 1,5°C für die ganze Fünfjahresperiode. Hier besteht „nur“ eine Wahrscheinlichkeit von 32%. Dies ist dennoch wahrscheinlicher als einen Sechser im Lotto zu erreichen.
Enorm viel Energie in den Ozeanen
Die meiste Energie wird in den Weltmeeren gespeichert und zeugen momentan davon, dass die Erde sich ungehindert erwärmt. Die noch nie gemessenen Oberflächentemperaturen sind besorgniserregend. Der Erwärmungstrend ist in allen Weltmeeren zu sehen. Im Atlantik ist eine ungewöhnlich hohe Meerestemperatur quasi vor unserer Haustüre zu beobachten. Vor der Küste Großbritanniens bildete sich eine marine Hitzewelle aus.
In der Gegend des Zentralatlantiks in der Hurrikans entstehen, wurde mit rund 28°C ein neuer Rekord der mittleren Oberflächentemperatur erreicht. Hurrikans können bei Oberflächentemperaturen von über 26°C entstehen. Allerdings ist eine übermäßig aktive Hurrikansaison in einer El-Niño-Phase eher unwahrscheinlich, da Scherwinde die Entstehung der tropischen Stürme in dieser Zeit eher unterdrückt. Anders verhält es sich in El-Niño Jahren zum Beispiel im Nordostpazifik. Dort ist es nicht unwahrscheinlich, dass dort in kommender Zeit stärkere tropische Stürme entstehen.
Gründe für die abweichend hohe Oberflächentemperatur sind vielfältig. Einerseits sorgt die El-Niño-Phase für einen Temperaturschub, aber auch die geringere Eisdecke in der südlichen Hemisphäre trägt ihren Beitrag zu höheren Wassertemperaturen bei. Das fehlende Eis kann das Sonnenlicht nicht mehr reflektieren und die Meere werden stärker erwärmt. Dies führt zu einer positiven Rückkopplung, da das Eis unter solchen Bedingungen stärker schmelzen kann.
Als ein weiterer Grund könnten Aerosole eine Rolle spielen. Einerseits gibt es seit ca. 2020 weniger Aerosole durch Schiffsemissionen (Luftreinhaltung). Andererseits wird argumentiert, dass für diese Jahreszeit ungewöhnlich wenig Saharastaub ein Grund für die hohen Wassertemperaturen sein könnte. Sulfat- sowie Staubpartikel haben beide einen Effekt, bei dem weniger Strahlung auf der Oberfläche ankommt, da sie diese reflektieren.
Die genauen Gründe werden in der Zukunft geklärt werden, allerdings zeigt sich schon jetzt ab, dass die anthropogene Klimaerwärmung so lange verstärkt wird, bis die anthropogenen Treibhausgasemissionen bei null ankommen.