Azorenhoch und Islandtief: Was bedeutet das für Mitteleuropa?

Azorenhoch und Islandtief. Zwei wichtige Spielmacher über dem Atlantik, die mitverantwortlich für unser Wetter in Deutschland sind. Doch wie genau sieht eigentlich die klassische Azorenhoch-Islandtief Wetterlage aus und was passiert, wenn die synoptische Lage mal davon abweicht?

azorenhoch, wetter, islandtief
Auf der Wetterkarte ist aktuell einiges los. Hochs und Tiefs streiten um die Vorherrschaft in Europa.

Das Azorenhoch und das Islandtief treten vor allem auf zeitlich gemittelten Wetterkarten in Erscheinung. Betrachtet man zum Beispiel die Bodendruckverhältnisse über Europa im zeitlichen Mittel über ein gesamtes Jahr, so tritt dort stets ein Gebiet mit hohem Luftdruck in Erscheinung, dessen Kern etwa über den Azoren liegt. Selbiges gilt für ein Tiefdruckgebiet, dessen Zentrum sich über Island positioniert. Beide Wettersystem werden häufig und gerne verwendet, um typische synoptische Situationen zu beschreiben, sie sind jedoch nicht immer da.

Azorenhoch dehnt sich weit nach Norden aus

Klimatologisch gesehen befindet sich das Azorenhoch im Winter eigentlich etwas weiter im Süden als im Sommer. Trotzdem ist es nicht unüblich, dass es sich auch im Winter mal weit bis nach Norden ausdehnt.

Azorenhoch, Hochdruckbrücke
Das Azorenhoch ragt weit nach Nordosten und verbindet sich mit einem Hochdruckgebiet über dem eurasischen Kontinent. Mitteleuropa ist vom Atlantik abgekapselt.

Gemeinsam mit einem kontinentalen Hochdruckgebiet über Osteuropa und Eurasien bildet es eine Hochdruckbrücke aus. Für atlantische Tiefdruckgebiete bedeutet das: kein Durchkommen! Im Sommer könnte diese Wetterlage zu enormer Hitze führen, im Winter steht sie eher für graues Schmuddelwetter.

Im Mittelmeerraum dagegen kringelt sich ein abgetropfter Trog mit korrespondierendem Bodentief. Hier ist es windig und regnerisch. In Italien und an der Küste Kroatiens kommt es sogar zu Gewitter.

Wie gut eine Wetterlage zur Textbuch-Situation "Azorenhoch und Islandtief" passt, lässt sich gut anhand des sogenannten NAO-Index erkennen. Der NAO Index basiert auf der Luftdruckdifferenz zwischen Ponta Delgada (Azoren) und Reykjavík (Island). Positive Werte deuten auf eine stark ausgeprägte Westwinddrift hin. Zwischen Azorenhoch und Islandtief können so wie am Fließband atlantische Tiefdruckgebiete nach Mitteleuropa Einzug halten. Ein negativer NAO Index entspricht dem Gegenteil. Die Westwinddrift ist dann unterbrochen, die Autobahn zwischen Atlantik und Mitteleuropa ist blockiert.

Rückblickend lassen sich die einzelnen Abschnitte des bisherigen Winters mit dem NAO-Index erstaunlich gut beschreiben. Ende November und Anfang Dezember drang der Index stark in den negativen Bereich ein. die milde Meeresluft vom Atlantik fand keinen Weg nach Mitteleuropa, stattdessen sorgten kontinentale Luftmassen aus Osteuropa für klirrende Kälte. Mitte Dezember schwang des Pendel um: Der Index rauschte in den stark positiven Bereich. In diesem Zuge folgte ein Sturmtief auf den anderen, die Temperaturen waren mild.