Anthropozän: Begriff als neues Erdzeitalter erneut abgelehnt – wir bleiben im Zeitalter des Holozäns
Nachdem führende Geologen und Stratigraphen im Februar darüber abgestimmt haben, steht es endgültig fest: Der Begriff Anthropozän wird vorerst nicht als eigenständige Bezeichnung für ein Erdzeitalter anerkannt. Wir bleiben also weiterhin im Holozän.
Das Votum für die Aufnahme des Begriffs Anthropozän ist endgültig abgeschlossen. Die Bezeichnung wird nicht eingeführt – die Initiative ist gescheitert. Am Donnerstag bezog die International Union of Geological Sciences (IUGS) noch einmal offiziell Stellung zum Abstimmungsergebnis.
Seit 15 Jahren hatte sich eine Arbeitsgruppe (Anthropocene Working Group, AWG) damit beschäftigt, Hinweise für den vom Menschen verursachten Klimawandel zu sammeln. Zum Beispiel sollte herausgefunden werden, wie sich der Klimawandel in den geologischen Aufzeichnungen widerspiegelt.
Die AWG bestand zunächst aus einer kleinen Gruppe von Geowissenschaftlern, wuchs aber schnell auf viele Nicht-Geowissenschaftler an, darunter Geographen, Ökologen, Archäologen, Geisteswissenschaftler und Rechtswissenschaftler, sodass die Arbeitsgruppe schließlich über 30 Mitglieder umfasste.
Kritiker wiesen jedoch darauf hin, dass die anthropogenen Auswirkungen auf Umwelt und Klima bereits weit vor 1950 stattfanden, etwa durch die frühe Landwirtschaft, die industrielle Revolution oder die Kolonialisierung Amerikas und des Pazifiks.
Ab dem 4. Februar 2024 hatte nun ein Komitee über die zur Debatte stehende Bezeichnung abgestimmt. Das Ergebnis vom 4. März: Das Anthropozän ist keine weltumspannende Epoche.
Doch gegen das Abstimmungsergebnis formierte sich Widerstand. So sagte etwa Brad E. Rosenheim, Vorsitzender der Geochronologie-Abteilung der Geological Society of America, in einer Erklärung, die Ergebnisse seien "ein Zeichen dafür, dass das System nicht in der Lage ist, die Gegenwart oder die Veränderungsrate, die derzeit auf unserem Planeten stattfindet, zu betrachten".
Insbesondere wird die Abstimmung vom Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, Jan A. Zalasiewicz, und seinem Stellvertreter, Martin J. Head, angefochten. Sie fordern eine Annullierung des Ergebnisses, was sie damit begründen, dass die Mitglieder vorzeitig abgestimmt hätten, und zwar noch bevor die Beweise ausgewertet waren. Beide Doktoren berufen sich außerdem auf die Amtszeitbegrenzung, nach der viele Mitglieder eigentlich nicht mehr an der Abstimmung hätten teilnehmen dürfen.
Wie die International Commission on Stratigraphy (ICS) diese Woche mitteilte, werde das Votum der Kommission jedoch so belassen, und der Vorschlag für eine Anthropozän-Epoche endgültig abgelehnt. Dennoch seien die Diskussionen um den Begriff nicht sinnlos gewesen:
Die stimmberechtigten Mitglieder würden außerdem über große Erfahrung und breites Fachwissen in der Stratigraphie und Chronologie verfügen. Daher werde das Votum gebilligt. Diese Zustimmung würde von den Vorsitzenden der ICS-Unterkommissionen mit überwältigender Mehrheit unterstützt, so das Statement der IUGS.