Alpengletscher: Der warme Juni ließ den Schnee schnell dahinschmelzen!

Vor wenigen Wochen sah es noch so aus, dass das schneereiche Frühjahr in diesem Jahr die Gletscher besser und länger schützen könnte. Doch ein sehr warmer und trockener Juni ließ den Schnee innerhalb weniger Wochen im wahrsten Sinne des Wortes dahinschmelzen!

Gletscherschmelze
Am Rotmoosferner in den Ötztaler Alpen ist der gesamte untere Bereich des Gletschers nicht mehr von Schnee bedeckt (Foto Markus Köss vom 26.06.23)

Noch vor gut zwei Wochen habe ich in einem Artikel über das schneereiche Frühjahr in den Alpen geschrieben. Nach einem schneearmen Winter war die Ausgangslage vieler Gletscher zu Beginn des Frühlings ähnlich dramatisch wie schon ein Jahr zuvor im Jahr 2022.

Doch in diesem Jahr "rettete" ein kühles und schneereiches Frühjahr die Massenbilanz der Gletscher noch auf ein immerhin durchschnittliches Niveau. So lag dann auch in den Hochlagen der Alpen Anfang Juni deutlich mehr Schnee als ein Jahr zuvor. Die Ausgangslage war also deutlich besser in diesem Jahr. In meinem Artikel hatte ich aber schon drauf aufmerksam gemacht, dass für die langfristige Schmelzrate der Gletscher der Sommer entscheidend ist.

In den letzten gut zwei Wochen ging es dem Schnee durch das sehr warme und trockene Wetter schnell an den Kragen und das Polster aus dem Frühjahr war schnell aufgebraucht.

Der 14. zu warme Juni in Folge

In Deutschland war es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der vierzehnte zu warme Juni in Folge und gab damit ein weiteres Indiz für die fortschreitende Klimakrise. Besonders in der dritten Dekade des Monats gab es eine anhaltende Sommerhitze. Den deutschlandweiten Höchstwert erreichte Reit im Winkl in den oberbayerischen Alpen mit 35,7 Grad Celsius am 22. Juni.

Der Juni 2023 war mit einem Temperaturmittel von 18,5°C außerordentliche 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Doch nicht nur die Temperaturen waren sehr hoch: Der diesjährige Juni war zudem der zweitsonnigste seit der Beginn der Aufzeichnungen. In Bayern schien die Sonne 305 Stunden lang, normal sind 200 Stunden.

In den Alpenländern war die Situation ähnlich und führten zu einem raschen Abschmelzen des Schnees im Hochgebirge. Teilweise lag die Nullgradgrenze bei 4300-4600 Höhenmetern. Kein Wunder also, dass auch viele Gletscher mittlerweile schon wieder ihre schützende Schneeschicht auf dem Eis verloren haben.

Schnee reflektiert nämlich die kräftigen Sonnenstrahlen im Sommer zu fast 100 Prozent. Ist der Schnee auf dem Gletscher vollständig abgetaut, beginnt das Eis zu tauen.

Hartes Jahr für die Gletscher

Laut dem Schweizer Glaziologen Matthias Huss von der ETH Zürich ist die Situation der Gletscher in der Schweiz fast überall schlechter als im 10-Jahres-Durchschnitt. Der Grund liege im geringen Winterschnee und den vergangenen sonnigen und trockenen Wochen. Dass die Situation bisher nicht so extrem wie im Rekordjahr 2022 ist, liegt am besagten schneereichen und kühlen Frühjahr, welches bisher noch schlimmeres verhindert hat.

Ähnlich ist die Situation in den Ötztaler Alpen in Österreich. Waren die Hochlagen Anfang Juni noch gut mit Schnee bedeckt, so änderte sich die Situation innerhalb von nur zwei Wochen komplett, wie der Autor dieses Artikels am eigenen Leib erfahren durfte. Viele Gletscher sind schon jetzt wieder in Teilen der Sonne schutzlos ausgeliefert. Damit steht den Alpengletschern erneut ein hartes Jahr bevor.