In den Hochlagen der Alpen liegt noch immer viel Schnee! Was bedeutet das für die Gletscher in diesem Sommer?
In den Hochlagen der Alpen liegt durch die hohen Niederschlagsmengen des vergangenen Winters noch sehr viel Schnee. Davon profitieren auch die Gletscher, die dadurch ein gutes "Schneepolster" angesammelt haben. Was bedeutet dies für den bevorstehenden Sommer und wie passt das mit dem Klimawandel zusammen?
Es war ein sehr niederschlagsreicher Winter 2023/24 in den Alpen. Was viele Klimawandelleugner nicht verstehen oder nicht verstehen wollen: Trotz eines mal wieder deutlich zu milden Winterhalbjahres fällt der Niederschlag in den Hochlagen der Alpen trotzdem als Schnee! In Lagen oberhalb 1500-2000 Meter ist es dann trotz überdurchschnittlich hoher Temperaturen weiterhin kalt genug für Schneefall.
In mehreren Artikeln im letzten Winter habe ich die Situation in den Alpen so beschrieben: Oben hui, unten pfui. Vereinfacht gesagt bedeutet dies: Unterhalb etwa 1500 Meter lag sehr wenig (weit unterdurchschnittlich!), oberhalb sehr (überdurchschnittlich) viel Schnee.
Schneemassen auf den Alpenpässen
Der einfache Grund: Große Niederschlagsmengen im vergangenen Winter fielen ganz oben trotzdem als Schnee, in mittleren und tieferen Lagen aber auch immer wieder als Regen, so dass hier "zu wenig" Schnee lag. Die Hochlagen der Alpen profitieren also von dem "nassen" Winter und Frühjahr mit immer noch jeder Menge Schnee.
Eindrucksvoll lassen sich die noch vorhandenen Schneemassen bei der jetzt stattfindenden Schneeräumung der Alpenpässe bewundern. Die Timmelsjoch-Hochalpenstraße (2474m) beispielsweise verbindet das Ötztal im österreichischen Tirol mit dem italienischen Passeiertal in Südtirol. Seit Anfang April sind die Räumdienste damit beschäftigt, die enormen Schneemassen auf dem Alpenpass von der Straße zu beseitigen.
Die Schneefräsen müssen teilweise Schneehöhen von bis zu 10 Metern (!) beseitigen. Immer wieder aufkommende Schneefälle und eine hohe Lawinengefahr verzögern die Arbeiten. Dadurch wird der Pass in diesem Jahr wahrscheinlich erst Anfang Juni für den Verkehr freigegeben. Auf vielen anderen Alpenpässen, wie dem Schweizer Gotthard Pass, ist die Situation ähnlich.
Gutes Schneepolster für die Gletscher
Vom vielen Schnee in den Hochlagen profitieren natürlich auch die Alpengletscher. Das Schweizer Gletschermessnetz "GLAMOS" führt seit einigen Jahren jeweils im Frühling Messungen der Schneebedeckung und des Schneewasseräquivalents (Menge an Wasser, welche in Form von Schnee gespeichert ist) für verschiedene Gletscher der Alpen durch.
Nach den teils katastrophalen Gletscherbilanzen der letzten Jahre, weisen in diesem Jahr alle untersuchten Gletscher eine deutlich mächtigere Schneebedeckung auf. Der "Schneeüberschuss" verglichen mit der Referenzperiode 2010-2020 lag bei allen 14 vermessenen Gletschern zwischen 12 und 60%. Die aktuelle Messung weist die zweitbeste Bilanz der vergangenen 20 Jahre auf, teilweise gab es sogar Rekordwerte.
Was bedeutet das für den kommenden Sommer? Die massive Schneedecke ist zunächst einmal ein gutes Polster für den Gletscher, dass ihn vor der Solarstrahlung schützt und so ein Schmelzen des Eises verhindert.
Letztlich hängt der Verlust vor allem von den Hitzewellen im Sommer ab und auch von etwaigen Schneefällen im Sommer, die den Gletscher vorübergehend vor der Sonnenstrahlung schützen. Angesichts des Klimawandels sieht es für die Gletscher in den Alpen längerfristig trotzdem düster aus.