Unwetterwarnung für die Alpen: Nach der Rekordhitze Hochwassergefahr und Schnee!
Eine extreme Hitzewelle sorgte in den vergangenen Tagen im Südwesten Europas für zahlreiche Temperaturrekorde. Auch die Alpen waren betroffen, in der Schweiz stieg die Nullgradgrenze auf Rekordhöhe. Jetzt droht ein heftiger Wettersturz mit der Gefahr von Hochwasser. In den höheren Lagen gibt es sogar einen Wintereinbruch mit Schneefall!
Heiße Luft subtropischen Ursprungs und ein kräftiges Höhenhoch sorgen seit gut zwei Wochen für meist sonniges und außergewöhnlich warmes Wetter nicht nur in Südfrankreich und Spanien, sondern auch in den Alpen. An zahlreichen Stationen wurden dabei neue Temperaturrekorde aufgestellt.
Nullgradgrenze bei 5298 Metern
Die Nullgradgrenze wurde in der Nacht zum 21. August 2023 im schweizerischen Payerne bei einem Wetterballonaufstieg in einer Höhe von 5298 Metern gemessen. Der höchste Berg der Alpen, der Mont Blanc, liegt auf 4809 Metern über dem Meeresspiegel und somit wurden auch dort Plusgrade gemessen! Die bisher höchste Nullgradgrenze wurde erst letzten Sommer im Juli 2022 mit 5184 Metern registriert.
In dieser Höhe hat die tageszeitliche Erwärmung und die direkte Sonneneinstrahlung praktisch keinen Einfluss mehr auf den Tagesgang der Temperatur. Damit ist es nicht verwunderlich, dass bei einer bestimmten Wetterlage mit extrem warmen Luftmassen in der Höhe, diese auch während der Nachtstunden gemessen werden.
In Österreich und in der Schweiz gab es zu dieser Jahreszeit noch nie eine so lange und intensive Hitzeperiode. Am 24. August wurden in der Schweiz an 20 Messstationen neue Augustrekorde für das Tagesmaximum gebrochen. Genf erreichte dabei einen Höchstwert von 39,3°C.
Auch in Österreich gab es zahlreiche neue Rekorde. In Innsbruck wurde die längste Serie an heißen Tagen (Tmax. >=30°C) seit dem Messbeginn im Jahre 1877 gerissen. Insgesamt gab es 15 Hitzetage am Stück in der Tiroler Landeshauptstadt.
Das alles bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die Gletscher, die jetzt schon bis über 3000 Meter Höhe schneefrei sind und damit der Hitze schutzlos ausgeliefert sind. Damit intensiviert sich die ohnehin rasante Gletscherschmelze weiter.
Die vergangene Hitzewelle ist damit ein weiterer Super-Gau für die Alpengletscher. Pro Tag schrumpft die Mächtigkeit des Eises um rund 10 Zentimeter, was während der vergangenen 15 Tage einem Eisverlust von 150 cm entspricht! Es "bräuchte" also einen Winter mit etwa 15 Metern an Schnee, um diesen Verlust auszugleichen.
Wettersturz in Sicht
Nach dieser ungewöhnlichen Hitzeperiode in den Alpen ist jetzt ein Wettersturz in Sicht. Dabei drohen gebietsweise enorme Regenmengen mit Hochwassergefahr. Zudem sinkt die Schneefallgrenze gebietsweise bis auf 1500 Meter ab. Somit ist auf den Alpenpässen mit teils winterlichen Straßenverhältnissen zu rechnen.
Am Wochenende sorgt eine Kaltfront im Zusammenhang mit der Bildung eines Tiefs über dem Golf von Genua für eine quasi stationäre Luftmassengrenze über dem Alpenraum.
Dabei kann es neben der Schweiz auch im Allgäu, in Vorarlberg und in Teilen von Norditalien zu extremen Niederschlägen mit entsprechender Hochwassergefahr kommen. Dabei sind im Tessin über 300 Liter pro Quadratmeter möglich, wie auch an den Aussichten für Lugano eindrucksvoll zu erkennen ist. Wir werden die Lage weiter verfolgen!