Wasserknappheit weltweit: Wo stehen wir? Was kommt auf uns zu?

Im Jahr 2022 lebten 2,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sicherer Trinkwasserversorgung und 3,5 Milliarden ohne sicher bewirtschaftetes Abwasser. Gleichzeitig wird durch die globale Erwärmung das Wasser in allen Regionen der Welt immer knapper.

Frauen holen Wasser
Frauen holen Wasser in Dhaka, Bangladesch. Bild: Pixabay

Das zur Verfügung stehende Trinkwasser wird an allen Enden der Welt knapper. Nach Angaben der Water Scarcity Clock sind es derzeit 2,51 Milliarden Menschen, die in Wassermangel-Regionen leben. Meist leiden die Gebiete mit ohnehin schon knappen Wasserressourcen besonders unter Extremhitze und Dürren.

Von Wasserknappheit (waterstress) spricht man, wenn weniger als 1700 m3 pro Person und Jahr zur Verfügung stehen. Unter Wassermangel (water scarcity) hingegen versteht man, wenn die Wasserressourcen weniger als 1000 m3 pro Person und Jahr betragen. Wassernotstand herrscht bei unter 500 m3 pro Peron und Jahr, so die Angaben des Falkenmark Indicators.

Vor allem Nordafrika und der Nahe Osten sind stark von Wassermangel betroffen, doch wird sich der Wassernotstand in den nächsten 25 Jahren voraussichtlich auch auf Pakistan, Indien, China, das südliche Afrika und den Westen Südamerikas ausweiten. Bereits jetzt deuten extreme Hitzeereignisse wie in Indien und Thailand oder anhaltende Trockenheit wie in Bogotá, Kolumbien, auf eine Verschlechterung der Verhältnisse hin.

Wasserknappheit Karte 2019
Wasserknappheit Karte 2019: Verhältnis Angebot und Nachfrage weltweit. Bild: Wikimedia Commons/Genetics4good

Wissenschaftler konnten zudem nachweisen, dass sich Extremwetterereignisse wie plötzliche Trockenheit zu Starkregen in den 20 % Prozent der Länder abspielen, die am stärksten von Armut betroffen sind.

Wasserknappheit gefährdet soziale Stabilität

Dem United Nations Water Development Report 2024 zufolge waren zwischen 2002 und 2021 mehr als 1,4 Milliarden Menschen von Dürren betroffen. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung leidet jährlich zumindest zeitweise unter schwerem Wassermangel, während ein Viertel der Bevölkerung mit extrem hoher Wasserknappheit konfrontiert ist. Prognosen zufolge wird der Klimawandel die Häufigkeit und Schwere dieser Phänomene noch verstärken, was die soziale Stabilität akut gefährdet.

„Mit zunehmender Wasserknappheit steigt auch das Risiko eines lokalen oder regionalen Konflikts“, erklärt die UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay. „Wenn wir den Frieden bewahren wollen, müssen wir nicht nur schnell handeln, um die Wasserressourcen zu schützen, sondern auch die regionale und globale Zusammenarbeit in diesem Bereich verbessern.“

Durch Wasserknappheit verschlechtern sich zuerst die Lebensbedingungen, was zu erhöhter Ernährungsunsicherheit und Gesundheitsrisiken führt. Wasserknappheit wirkt sich auch auf die soziale Entwicklung, insbesondere für Mädchen und Frauen, aus. Als wichtigste Wassersammler in ländlichen Gegenden bedeutet ein eingeschränkter Zugang zur Wasserversorgung, dass die tagtäglich mehrstündige Aufgabe noch belastender wird und Bildung, wirtschaftliche Teilhabe und die Sicherheit der Frauen untergraben werden.

Der Mangel an sicherer Wasserversorgung wurde auch als eine der Ursachen für die Migration identifiziert. Die Vertreibung kann wiederum zur Wasserunsicherheit beitragen, indem die Wassersysteme und -ressourcen in den Siedlungsgebieten zusätzlich belastet und dadurch soziale Spannungen geschürt werden. Eine in Somalia durchgeführte Studie zeigt einen 200-%-igen Anstieg der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Vertriebene.

Kinder holen Wasser
Kinder holen Wasser in der Mongolei. Bild: Pixabay

Wasserknappheit kann das Risiko von Konflikten erhöhen. In der Sahelzone hat die Zerstörung von Feuchtgebieten – oft aufgrund unbedachter Wassererschließungsprojekte – die lokalen Streitigkeiten über den Zugang zu Wasser und fruchtbarem Land verschärft und zu Spannungen geführt.

Grenzüberschreitende Süßwasserressourcen brauchen gerechte Abkommen

Während etwa 40 % der Weltbevölkerung in grenzüberschreitenden Fluss- und Seebecken leben, hat nur ein Fünftel der Länder grenzüberschreitende Vereinbarungen getroffen, um diese gemeinsamen Ressourcen gerecht zu verwalten.

Afrika ist nach wie vor besonders anfällig für zwischenstaatliche Spannungen im Zusammenhang mit Wasser: 19 von 22 untersuchten Staaten leiden unter Wasserknappheit, und zwei Drittel der Süßwasserressourcen des Kontinents sind grenzüberschreitend. Von den 106 kartierten grenzüberschreitenden Grundwasserleitern in Afrika ist die zwischenstaatliche Zusammenarbeit nur in sieben Fällen formalisiert worden.

„Wasser kann, wenn es nachhaltig und gerecht bewirtschaftet wird, eine Quelle des Friedens und des Wohlstands sein“, erklärt Alvaro Lario, Präsident des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und Vorsitzender von UN-Water. Gleichzeitig sei es auch Grundlage der Landwirtschaft, welche noch immer die sozioökonomische Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen darstellt.

In diesem Zusammenhang stellt die Zusammenarbeit bei der grenzüberschreitenden Wasserbewirtschaftung einen starken, wenn nicht den einzigen Hebel zur Erhaltung des Friedens dar.