An diesem Ort gibt es kein Leben: Dallols farbenfrohe vulkanische Seen in Äthiopien

Dallol ist ein extremer Ort: Das Wasser in den vulkanischen Seen hat einen pH-Wert von fast 0, einen Salzgehalt von über 35 Prozent und eine sengende Hitze, was das Gebiet insgesamt zu einem der unwirtlichsten der Erde macht.

Vulkan Dallol
Landschaft am Vulkan Dallol, Region Afar, Äthiopien. Bild: Unsplash/Daniele Levis Pelusi

Bizarre leuchtend gelbe, orange und rote Kegel, sengende Hitze, Schwefelgeruch – Dallol ist ein Ort, an dem nichts gedeiht. Der Vulkan im Norden Äthiopiens ist zweifellos einer der interessantesten und zugleich einer der unwirtlichsten Orte der Welt.

Dallol liegt in der sogenannten Danakil-Senke, 146 Meter unter dem Meeresspiegel. Seine letzte große Eruption fand im Jahr 1926 statt und hinterließ einen 30 Meter breiten Krater. In der Afar-Sprache bedeutet Dallol „Auflösung“, „Ort ohne Wiederkehr“ oder „Eingang zur Hölle“.

Die heißen Salzwasserquellen weisen einen extremen pH-Wert auf, sowie einen extrem hohen Salzgehalt (über 35 % NaCl) und eine extrem hohe Hitze von über 108 °C. Darum nehmen Forscher an, dass an diesem Ort kein Leben möglich ist, nicht einmal von säureliebenden Mikroben, sogenannte Acidophile, die normalerweise an vulkanischen Seen gefunden werden können.

Vulkanische Salzseen
Vulkanische Salzseen mit Temperatur, Sauerstoffgehalt und ph-Wert. Bild: Kotopoulou et al., 2018, F2

Die bizarren Kegelformen der Landschaft kommen durch Salzablagerungen zustande, die mit Metallen und Kaliumsalzen vermischt sind.

Der Dallol-Dom etwa ist eine komplexe, 40 Meter hohe geologische Struktur in der Danakil-Senke. Die farbenfrohen, hydrothermalen Eigenschaften und die lebensfeindlichen polyextremen Bedingungen haben schon früh wissenschaftliches Interesse geweckt.

Obwohl es einige allgemeine Modelle für die Entstehungsgeschichte dieser Struktur gibt, ist nur wenig über den Ursprung und die zeitliche Entwicklung sowohl des Doms als auch seiner geothermischen Aktivität bekannt, durch welche die hypersauren und hypersalinen Solen entstanden sind.

Vergleich mit anderen Gewässern
Vergleich mit anderen Gewässern: Gehalt an Sulfat-Ionen (SO42−) Fluor-Ionen (F), Chlor-Ionen (Cl) und Eisen (Fe). Bild: Kotopoulou et al., 2018, F3

Das Dallol-Wasser hat mit 525 g/kg einen sehr hohen Gesamtgehalt an gelösten Feststoffen. Die Wassersorten im Dallol weisen alle einen hohen Chloridgehalt auf.

Bei zwei untersuchten Wasserproben wurden besondere Eigenschaften festgestellt: Eine Probe, die einer heißen Quelle mit einer Temperatur von 110 °C entnommen wurde, erstarrte kurz nach der Entnahme. Das deutet auf eine Salzübersättigung hin. Eine zweite Probe war ein Salzwasser mit einem pH-Wert von 0,2 – ein extremer Wert, wie er eigentlich nur in einigen vulkanischen Seen oder im Bergbau vorkommt, wo zuweilen schwefelhaltige, extrem saure Abflüsse entstehen.

Wie Proben der hydrothermalen Ablagerungen innerhalb des Kraters zeigen, bestehen die Ablagerungen größtenteils aus Halit, Schwefel, Kalzit, Sodalith und Hämatit, mit geringen Anteilen an Kieselsäure. Metallische Oxide und Kalium bzw. Fluor sorgen für die braunen, gelben oder bläulichen Färbungen. In Dallol kommt es häufig zu Erdbeben der Stärke 4,5 bis 5,5 wovon Risse zeugen, die durch spätere Salzablagerungen wieder verschlossen wurden.

Durch die hypersalinen und hypersauren Seen sowie durch die hohen Temperaturen kann an diesem Ort kein Leben gedeihen. Dennoch bleibt Dallol ein bedeutungsvoller Ort für viele Wissenschaftler und Geologen, da sie hier weltweit einmalige, polyextreme Bedingungen studieren und untersuchen können.

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Quellen:

Belilla J, Iniesto M, Moreira D, Benzerara K, Gérard E, López-García JM, Kotopoulou E, López-García P. (2022): Active Microbial Airborne Dispersal and Biomorphs as Confounding Factors for Life Detection in the Cell-Degrading Brines of the Polyextreme Dallol Geothermal Field. mBio 13:e00307-22. https://doi.org/10.1128/mbio.00307-22

Kotopoulou, E., Delgado Huertas, A., Garcia-Ruiz, J. M., Dominguez-Vera, J. M., Lopez-Garcia, J. M., Guerra-Tschuschke, I., & Rull, F. (2018): A polyextreme hydrothermal system controlled by iron: the case of Dallol at the Afar Triangle. ACS Earth and Space Chemistry, 3, 1, 90–99. https://doi.org/10.1021/acsearthspacechem.8b00141